Drei Kooperationspartner Buchpaten wecken bei Zuwandererkindern die Leselust

BAD GODESBERG · In der Rüngsdorfer Andreasschule freuten sich jetzt 20 Erstklässler aus Zuwandererfamilien über eine Kiste. In ihr können sie jetzt den Grundstock ihrer kleinen Bibliothek aufbewahren, den sie sich im vergangenen halben Jahr gemeinsam mit ihren Buchpaten "erlesen" haben.

 Auf gepackten Kisten: Hanns-Christoph Eiden und Arzu Cetinkaya freuen sich mit den Kindern über deren erste kleine Bibliothek.

Auf gepackten Kisten: Hanns-Christoph Eiden und Arzu Cetinkaya freuen sich mit den Kindern über deren erste kleine Bibliothek.

Foto: Ronald Friese

Als er kurz nach seiner Einschulung wegen Scharlach acht Wochen lang das Bett hüten musste, so erzählt es Thilo Sarrazin in seinem heiß diskutierten Beststeller "Deutschland schafft sich ab", da habe er sich mit einer alten Ausgabe von "Grimms Märchen" das Lesen quasi selbst beigebracht.

Mit der Anekdote unterstreicht der Autor die Bedeutung, die Qualitätsliteratur für den Erwerb kindlicher Lesekompetenz und damit mittelbar auch für die Integration hat. Geht es nach den Verantwortlichen des Vereins "Kultur verbindet", der Bürgerstiftung Rheinviertel und der Rüngsdorfer Andreasschule, dann muss zumindest in Bad Godesberg kein Kind mehr an Scharlach erkranken, um vernünftig lesen zu lernen. Dafür nämlich sorgen unter anderem die Buchpaten, die seit 2011 in Bad Godesberg auf Initiative der drei Kooperationspartner unterwegs sind.

In der Andreasschule freuten sich jetzt 20 Erstklässler aus Zuwandererfamilien über eine Kiste. In ihr können sie jetzt den Grundstock ihrer kleinen Bibliothek aufbewahren, den sie sich im vergangenen halben Jahr gemeinsam mit ihren Buchpaten "erlesen" haben. Die Bücher spendet die Bürgerstiftung.

"Wir wollen den Kindern die Freude an den Büchern vermitteln, sie dabei unterstützen, sich in der deutschen Sprache heimischer zu fühlen, und Freundschaften stiften", sagte Arzu Cetinkaya, die Vorsitzende des Vereins "Kultur verbindet". Besonders erfreulich sei es, dass das Projekt nicht nur Deutsche und Zuwanderer, sondern zugleich auch Jung und Alt zusammenführe.

Maria-Christina Koll, Klassenlehrerin einer ersten Klasse und stellvertretende Leiterin der Andreasschule, unterstützt die Idee der Buchpaten uneingeschränkt: "Seitdem die Schüler Buchpaten haben, ist ihre Freude am Lesen deutlich gewachsen", schildert die Pädagogin ihre persönlichen Erfahrungen. Auch die Schulbibliothek erfreue sich zunehmender Beliebtheit, erzählt die Lehrerin.

Klassenlehrerin Annette Otto ergänzt: "Wer gut lesen kann, der hat auch generell Spaß an Büchern", was auf dem weiteren Bildungsweg keine schlechte Voraussetzung sein dürfte. Es berühre die Initiatoren immer wieder aufs Neue, sagte Hanns-Christoph Eiden, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Rheinviertel, wenn Paten oder Lehrer von den persönlichen und schulischen Erfolgen der Kinder berichten. Und das ganz ohne Bettruhe und Scharlach.

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