Starkregen in Bad Godesberg Bürger stehen auch selbst in der Pflicht

Bad Godesberg · Warum sind wir nicht gewarnt worden? Diese Frage bewegt die Bad Godesberger auch gut ein halbes Jahr nach dem Unwetter vom 4. Juni. Feuerwehr, Stadt und Technisches Hilfswerk informierten jetzt über das richtige Verhalten bei Überflutungen.

Sintflutartige Regenfälle hatten in zahlreichen Häusern für große Schäden gesorgt. Die Stadt Bonn, die Feuerwehren aus Bad Godesberg und Mehlem, das Technische Hilfswerk und das Hochwasser Kompetenz Centrum (HKC) zeigten am Montagabend bei einer Bürgerversammlung in der Stadthalle, wie jeder Hauseigentümer selbst vorsorgen kann. Anders als beim Rhein-Hochwasser gibt es für punktuelle Unwetter mit Starkregen bisher keine verlässliche Vorhersage. Eine Rückstausicherung am Haus und eine Abdichtung für tief liegende Türen und Fenster können helfen, die Schäden zu begrenzen.

„Die starken Regenfälle verursachen nicht nur Hochwasser an Bächen, sondern auch so genannte urbane Sturzfluten“, so Peter Esch, Leiter des Bonner Tiefbauamts. Dadurch seien auch Keller und Wohnungen von Häusern betroffen, die mitunter weit weg von Bachläufen seien.

„Es ist nichts passiert, gar nichts“, schimpfte ein Anwohner des Godesberger Baches bei der Bürgerversammlung. Ein anderer bemängelte, dass die Eigentümer nicht über mögliche Gefahren informiert worden seien. Hendrik Walther vom Tiefbauamt erklärte, dass die zuständige Bezirksregierung Köln gerade dabei sei, das Niederschlagsabfluss-Modell für den Godesberger Bach neu zu berechnen. Jeder Hauseigentümer müsse sich außerdem anhand von Überschwemmungskarten darüber informieren, ob sein Gebäude in einem gefährdeten Bereich liege.

Außerdem gilt es, Schwachstellen wie Kellerfenster oder Tiefgaragenrampen zu erkennen und zu sichern. Wie das genau geht, zeigte die Feuerwehr in einem Vortrag anhand von Bildern und ganz praktisch im Innenhof der Stadthalle. „Jeder ist auch selbst in der Pflicht, sich auf Ausnahmesituationen vorzubereiten“, sagte Sprecher Martin Haselbauer. Im Notfall sollten Hausbesitzer gehalb Material wie Sperrholzplatten und Plastikfolie zur Hand haben, um ihr Hab und Gut zu schützen. Sandsäcke, die die Bretter-Folien-Konstruktion sichern sollen, dürfen nur zu zwei Dritteln gefüllt werden und müssen gegen die Strömungsrichtung des Wassers verlegt werden. Die Feuerwehr zeigte außerdem Beispiele für Fluttore und Flutklappen an Häusern.

Was viele nicht wissen: Schnell fließendes, 30 Zentimeter tiefes Wasser kann Autos von der Straße spülen. Deshalb sollten Autofahrer nicht in überflutete Bereiche fahren und sich sofort in Sicherheit bringen, wenn ihr Fahrzeug liegen bleibt, rät die Feuerwehr. Vorsicht gilt auch bei den Aufräumarbeiten. So kann in einem überfluteten Raum Gefahr durch Strom bestehen, wenn Elektrogeräte im Wasser stehen oder Steckdosen unter Wasser liegen. Das Technische Hilfswerk gab hierzu ebenfalls praktische Tipps und führte seine Pumpen vor.

Werner Bergmann, ehemaliger Bonner Tiefbauamtsleiter und Mitglied im Vorstand des HKC, erklärte, wie eine Rückstausicherung funktioniert. „Sie sollten die Rückstauklappe da anbringen, wo sie gut drankommen und sie auch mal sauber machen können“, sagte er. Eva Müggenburg vom HKC zeigte, was man im Notfall zu Hause haben sollte: Trinkwasser, Campingkocher, Kerzen und Streichhölzer sind naheliegend. „Kaum jemand denkt darüber nach, dass man dass man bei einer Überflutung die Toilette nicht mehr benutzen kann“, sagte sie. Deshalb gehört auch ein Toiletteneimer zur Notfallausrüstung.

Die Gefahrenkarten sind unter www.bonn.de/@hochwasserschutz im Internet zu finden.

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