Veranstaltung im Kinopolis Bürger wollen konkrete Pläne für die Godesberger Innenstadt

Bad Godesberg · Die planerischen Visionen, die Wettbewerbssieger Tancredi Capatti für die Godesberger Innenstadt hat, sind den Bürgern zu wenig konkret. Das äußerten sie bei einer Veranstaltung im Kinopolis.

 150 Bürger schauen sich im Kinopolis zunächst den Film an, in dem auch Joachim Schäfer vom Verein Bürger.Bad.Godesberg zu Wort kommt.

150 Bürger schauen sich im Kinopolis zunächst den Film an, in dem auch Joachim Schäfer vom Verein Bürger.Bad.Godesberg zu Wort kommt.

Foto: Benjamin Westhoff

Popcorn gab es am Dienstagabend bei „Zurück in die Zukunft“ im Kinopolis zwar nicht, dafür aber jede Menge geistiges Futter. Statt der bekannten Science-Fiction-Verfilmung aus den 1980er Jahren flimmerten Visionen für die Godesberger City von gestern, heute und morgen über die Leinwand. Wie berichtet, wollte Bezirksbürgermeister Christoph Jansen zusammen mit den Vereinen Bürger.Bad.Godesberg sowie Kunst und Kultur Bad Godesberg (KuKuG) die Bürger einladen, Ideen von Architekten aus den 1980er Jahren und jene aus dem aktuellen Realisierungswettbewerb zum Masterplan Innenstadt zu debattieren.

150 Interessierte folgten dem Angebot, das dank des Hausherrn Kinopolis kostenlos war. Den Platzanweiser gab Ex-Bezirksvorsteher Norbert Hauser. Er hatte das Ganze ins Rollen gebracht, indem er zunächst monatelang die Pläne der 1986/87 an der „Ideensammlung Neugestaltung Theaterplatz“ beteiligten Architektenbüros gesichtet hatte. „Neun Entwürfe gab es damals, aber leider wurde keiner davon umgesetzt“, so Hausers Fazit im Film, den die Godesberger Digitalfirma  BD Media zusammengestellt hatte. Bis 1955 stellte der Platz die Friedrich-Ebert-Straße dar, selbst 1975 sei kein Platz im eigentlichen Sinne entstanden, sondern eine Fläche, auf der fünf Buslinien verkehrten. „Dann aber wollte man in Konkurrenz treten zur Bonner Innenstadt“, sagte Hauser im Hinblick auf den ersten Wettbewerb.

Arkadenhof-Lösung konnte sich nicht durchsetzen

Die favorisierte Lösung eines Arkadenhofs rund um den Theaterplatz, wie sie Architekt Heribert Wiesemann entwickelt hatte, sei 1990 gescheitert, da die Anlieger nicht mitspielten. „Durch den Masterplan haben wir jetzt die zweite Chance für den Platz“, so Hauser, der sich wünscht, künftig mehr jüngere Leute für Abende wie diesen gewinnen zu können. Wiesemann betonte, es sei besonders, dass einen ein Projekt 30 Jahre lang begleite. „Aber viel anders würde ich es heute auch nicht machen“, meinte der Kölner.

Fast allen damaligen Vorschlägen ist wie dem vom aktuellen Wettbewerbsgewinner Tancredi Capatti gemein: Sie verzichten auf die Pavillons gegenüber dem Schauspielhaus und bringen das Gewerbe an anderer Stelle unter. Der Berliner Capatti äußerte zu den Vorgaben des Wettbewerbs: „Wir konnten alles oder nichts abreißen.“ Architektin Ina-Marie Orawiec war sogar soweit gegangen, die Existenz des Tennisclubs „mitten in einem Park“ in Frage zu stellen – was der Aachenerin Kritik einbrachte. Die Jury hatte sie im September nicht favorisiert, aber nach einem sehr engagierten Vortrag erhielt ihr Entwurf, der unter anderem das Schauspielhaus wieder freistellt, im Kinopolis viel Applaus.

Bürgerin möchte auch andere Plätze berücksichtigt wissen

Jürgen Langen vom Verein KuKuG, der sehr versiert moderierte, bat dann um den Mut, Fragen zu stellen. Eine Frau bemängelte, dass es sich zwar um schöne Pläne handele, die aber wenig ins Konkrete gingen. Zudem frage sie sich, warum die Alte Bahnhofstraße, der „völlig verhunzte Moltkeplatz“ und der Aennchenplatz nicht betrachtet worden seien. „Leider kann man ja das Altstadtcenter nicht sprengen, das hätte ich auch gerne gesehen“, meinte sie süffisant.

Nils-Simon Schütt vom Stadtplanungsamt erwiderte, dass man am Theaterplatz den größten Handlungsbedarf gesehen habe. Der endgültige Masterplan liste dann weitere Plätze auf: „Potenzial sehe ich zum Beispiel beim Hubertinumshof.“ Stephan Wimmers von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg mahnte ebenfalls den Konkretheitsgrad an und wollte wissen, wie sich die Geschäftsleute einbringen könnten. Schütt betonte, es handle sich um eine Vorentwurfsplanung; Eigentümer und Händler würden separat eingeladen.

Es sollen Bäume gesetzt werden, die schon groß sind

Walter Düren fand zwar Capattis Idee nett, durch neue Bäume „angenehme Räume“ zu schaffen, aber ihn interessierte, in welcher Größe diese gesetzt würden. Und auch, ob es eine städtische Analyse des Wirtschaftsraums gegeben habe. Bezirksplaner Schütt bejahte dies und sprach von der Phase 0 des Wettbewerbs. Capatti will schon große Exemplare pflanzen lassen, die dem Klimawandel trotzen. Eine eingereichte Frage beschäftigte sich mit dem Hochwasserschutz. Eine Vorgabe sei gewesen, wo Niederschlagswasser abgeleitet werden kann. „Und ich nehme mit, dass das Offenlegen des Godesberger Bachs schwierig ist“, so Schütt. Allerdings könne man keinen Retentionsraum in der Innenstadt planen, das müsse vorher beispielsweise am Hang geschehen.

Von Langen danach befragt, wie Bad Godesberg in 25 Jahren aussehe, meinte der Bonner Architekt Ralph Schweitzer, der sich am Wettbewerb in den Achtzigern beteiligt hatte: „Auf jeden Fall besser, weil wir alle daran teilhaben.“

Die Einlader wollen den Dialog fortsetzen. Am 20. November soll es im Kleinen Theater um Kultur, Freizeit, Kunst gehen, am 7. Dezember in der Volkshochschule um Wasser und Grün.    

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