Bezirksbürgermeisteramt in Bad Godesberg CDU präsentiert Simone Stein-Lücke als Kandidatin

BAD GODESBERG · Der Bad Godesberger CDU ist bei der Nominierung für die Kommunalwahl im kommenden Mai ein Überraschungscoup gelungen. Mit der 44-jährigen Unternehmerin Simone Stein-Lücke hat die Partei am Mittwoch eine Nachfolgekandidatin für Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann präsentiert, die vorab in der Öffentlichkeit wohl niemand auf der Rechnung hatte.

Einstimmig hatte am Dienstagabend der CDU-Bezirksvorstand, ergänzt um die Godesberger Bezirks- und Stadtverordneten, für die Nominierung Stein-Lückes gestimmt. Interne Gegenkandidaten gab es nicht. Die für Anfang Januar ausstehende Entscheidung der Mitgliederversammlung erscheint angesichts der einhelligen Vorstandsempfehlung als Formsache.

Bei einem eilends anberaumten Pressetermin im Kinopolis tat Simone Stein-Lücke am Mittwoch dann das, was in den kommenden sechs Monaten mutmaßlich häufiger auf sie zukommen dürfte: Sie stellte sich der Öffentlichkeit vor. Die gebürtige Mönchengladbacherin studierte in Salzburg und Mainz Publizistik, Amerikanistik, Politik und Kunstgeschichte.

Ihre ersten beruflichen Stationen tragen durchaus klangvolle Namen. So war sie Büroleiterin des Bundestagsabgeordneten Peter Ramsauer (CSU) und Sprecherin im Bundesfamilienministerium, bevor sie als Pressesprecherin in die Wirtschaft wechselte. 2008 gründete sie mit Bonne Nouvelle ihre eigene Agentur für Unternehmenskommunikation mit Sitz in Bonn, wo sie ein Dutzend Mitarbeiter beschäftigt. Simone Stein-Lücke wohnt in Plittersdorf, ist Mitbegründerin der Bürgerstiftung Rheinviertel und bekleidet mehrere Ehrenämter im Hochschulbereich.

Mitglied der CDU ist sie seit 20 Jahren und kandidierte für die Union 2004 auf der Landesliste Rheinland-Pfalz für das Europäische Parlament. Im Kreisverband Mainz der Jungen Union hatte sie sich während des Studiums erste Sporen an der Parteibasis verdient. Simone Stein-Lücke ist verheiratet mit dem Sportunternehmer und Ex-Nationalfechter Oliver Lücke und lebt seit sieben Jahren in Bad Godesberg. Zu ihren Hobbys zählen Laufen, Tennis, Schwimmen, ihre Dackeldame Waltraud und regelmäßige Kinobesuche, was mit der Ortswahl für das Pressegespräch am Mittwoch versinnbildlicht wurde.

"Ich finde es toll, dass sich die CDU getraut hat, jemanden aus der freien Wildbahn zu fangen, und danke für das Vertrauen, das man mir entgegen bringt", sagte Stein-Lücke bei ihrer Präsentation. Dass die trotz ihrer bisherigen Nähe zum politischen Geschehen eher als Quereinsteigerin wahrgenommen werden dürfte, sieht sie allerdings keineswegs als Nachteil an: "Es ist ganz klar, dass ich als Bezirksbürgermeisterin einen anderen Stil pflegen würde als Annette Schwolen-Flümann, die ich beispielsweise für ihr hohes zeitliches Engagement sehr bewundere", sagte Simone Stein-Lücke und ergänzte: "Ich verstehe mich als Mannschaftsspielerin und bin deswegen überzeugt, Beruf und politisches Amt zum Vorteil von Bad Godesberg vereinbaren zu können".

Als "Glücksgriff" bezeichneten ihre Nominierung auch CDU-Bezirksvorsitzender Benedikt Hauser, Bezirksfraktionschef Philipp Lerch und Amtsinhaberin Annette Schwolen-Flümann, die der "Bewerberin mit Ideen, Charme und Durchsetzungsvermögen" für den Wahlkampf schon einmal die besten Wünsche auf den Weg gab. "Die organische Erneuerung mit unverstelltem Blick lag uns bei der Entscheidung sehr am Herzen", so Hauser. Und Philipp Lerch ergänzte: "Wir wollten zum Ausdruck bringen, dass Politik mehr ist als das Geschehen in Sitzungssälen und Besprechungsräumen."

Mit einem unverstellten Blick möchte sich Simone Stein-Lücke jetzt dem von ihr angestrebten Amt nähern. Besondere Akzente will sie in den Themengebieten Sicherheit, Internationales, Sport und Digitalisierung setzen. Gewählt wird am 14. Mai.

Von Alexander Werth bis Annette Schwolen-Flümann

Bis zur kommunalen Neuordnung regierte Bürgermeister Franz Linz (CDU) die Stadt Bad Godesberg (1963-69). Mit der Eingliederung in die Bundeshauptstadt Bonn und dem Ende der Eigenständigkeit endete auch die Ära der Bad Godesberger Bürgermeister.

Zwar gab es Bemühungen, den Titel "Bürgermeister" gleichsam als Trostpflaster für die entgangene Selbstständigkeit der Stadtbezirke beizubehalten, doch setzte sich am Ende im Landtag die Mehrheit für die Bezeichnung "Vorsitzender des Bezirksausschusses" und später "Bezirksvorsteher" durch. In den nahezu 45 Jahren hat es für Bad Godesberg fünf Repräsentanten gegeben, die sämtlich von der CDU gestellt wurden.

Dr. Alexander Werth, früherer Stadtverordneter im Stadtrat von Bad Godesberg, wirkte von 1970 bis 71 für ein Jahr als erster Vorsitzender des neuen Bezirksausschusses. Seine Nachfolge trat Peter Bläser an, ebenfalls noch früherer Stadtverordneter im Rat von Bad Godesberg. Bis 1975 war er Vorsitzender des Bezirksausschusses und übernahm dann die neue Position des Bezirksvorstehers, die er bis 1979 innehatte.

Nachfolger Bläsers wurde Norbert Hauser, den es 1994 als Fraktionsvorsitzenden in den Bonner Stadtrat und weitere vier Jahre später als Bundestagsabgeordneter ins Parlament zog. Das Amt des Bezirksvorstehers bekleidete von 1994 bis 2002 Christoph Brüse, der es nach Befangenheitsvorwürfen im September 2002 niederlegte. Seitdem leitet Annette Schwolen-Flümann - nunmehr als Bezirksbürgermeisterin - die Geschicke in der Bezirksverwaltungsstelle, die sie nach zwölf Jahren im kommenden Mai in andere Hände legen möchte.

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