Salafisten in Bonn CDU und FDP fordern stärkere Prävention

BAD GODESBERG · Kommunalpolitiker stellen eine Große Anfrage in der kommenden Stadtratsitzung: Was tun Bonner Lehrer, wenn ihre Schüler in die Fänge von Salafisten geraten?

Bonner Polizisten nehmen einen Stand in Augenschein, an dem Korane verteilt werden.

Bonner Polizisten nehmen einen Stand in Augenschein, an dem Korane verteilt werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Nicht nur auf Bundesebene, auch in Bonn rückt die Bedrohung durch radikale Islamisten immer stärker in den Mittelpunkt des politischen Interesses. Vertreter mehrerer Fraktionen im Stadtrat erhöhen jetzt den Druck auf die Stadt, in der Präventionsarbeit nicht nachzulassen.

Wie mehrfach berichtet, gibt es in Bonn mittlerweile eine Handvoll Maßnahmen, die junge Muslime vor dem Einfluss religiöser Scharfmacher schützen sollen. In diesem Bemühen soll die Stadt nicht nachlassen - im Gegenteil, so meinen die Unterzeichner einer Großen Anfrage, die am Dienstag kommender Woche Thema im Schulausschuss des Stadtrates ist. Zu den Urhebern gehören der Bad Godesberger Stadtverordnete Jan Claudius Lechner sowie Joachim Stamp von der FDP. Beide hatten sich bereits in der Vergangenheit zu dem Thema engagiert, als es sich in den Augen vieler Betrachter noch um ein Bad Godesberger Phänomen bestehend aus Einzelfällen zu handeln schien.

Inzwischen entbehrt kaum eine Nachrichtensendung Meldungen über islamische Extremisten in den Kampfzonen des Nahen Ostens. Auch aus Bonn zogen junge Leute in den "Heiligen Krieg", nachdem sie sich auf unterschiedlichste Weise radikalisiert hatten. Im Nachhinein war häufig von Lehrern und Mitschülern zu erfahren, wie diese die Persönlichkeitsveränderung wahrgenommen hatten.

Auch von selbst ernannten Tugendwächtern, welche auch an Bonner Schulen und in ihrem Umfeld versuchen sollen, im vermeintlichen Sinne des Koran auf Kleidungs- und Lebensstil von Kindern und Jugendlichen Einfluss zu nehmen, ist wiederholt zu hören. Christdemokraten und Liberale möchten vor diesem Hintergrund von der Verwaltung wissen, ob ihr Fälle bekannt sind, in denen Salafisten versuchen, Bonner Schüler unter Druck zu setzen, den angeblichen Glaubensvorschriften Folge zu leisten. "Wenn ja, was unternimmt die Verwaltung dagegen?", wollen Lechner, Stamp und ihre Fraktionskollegen wissen.

Ihnen ist daran gelegen, Lehrern, Eltern und Schülern ganz konkrete Hinweise an die Hand zu geben, wie diese sich sinnvollerweise verhalten sollten. Auch möchten die Politiker von der Verwaltung wissen, wie die Bildungseinrichtungen mit Schülern umgehen, bei denen es Anzeichen für Indoktrination durch Fanatiker gibt. Eher eine Aufforderung sind die ergänzenden "Fragen", denen zufolge die Verwaltung über laufende Präventionsprogramme an Bonner Schulen sowie über die geplanten Maßnahmen für das Schuljahr 2014/15 berichten möge.

Als Beispiel führen CDU und FDP einen Vortrag des aus Bonn stammenden Islamwissenschaftlers Bacem Dziri an, den dieser vor Lehrern gehalten hatte. Auch im Integrationsrat hatte Dziri im Frühjahr referiert und dabei die Anziehungskraft der Salafisten gerade auf Jugendliche unterstrichen, weil der "islamisierte Extremismus" (Dziri) in vielen Fällen die Funktion einer "Protestkultur" erfülle - ebenso wie die, den "Identitätsentwurf Muslim" zu festigen. Eine seiner Kernaussagen aus, wie er sagte, betont subjektiver Sicht lautete damals: Er habe noch keinen Fall gesehen, in dem Aussteiger-Programme etwas gebracht hätten. "Deshalb", so Dziri, "müssen Jugendliche erreicht werden, solange sie noch nicht ideologisch verbrämt sind". Gerade weil Präventionserfolge naturgemäß nicht messbar seien, so Dziri, dürfte die Vorbeugung nicht unterschätzt werden.

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