Verluste durch Absagen Corona erschwert Rettung des Jugendzeltlagers in Schweinheim

Schweinheim · Die Schließung des Jugendzeltplatzes in Schweinheim wollen Betreiberverein und Politiker verhindern. Voraussetzung ist aber die Steigerung der Einnahmen. Die Pandemie verzögert dieses Ziel.

Mit Jürgen Herrmann (v.r.), Hermann Pordzik und Helfern schnitzen die Kinder der Ippendorfer Engelsbachschule gemeinsam im Kreis.

Foto: Stefan Knopp

Der Nieselregen weicht die große Rasenfläche des Jugendzeltlagers an der Venner Straße auf. Aber die Jungs im Offenen Ganztag (OGS) der Ippendorfer Engelsbachschule, die am Lagerfeuer an Stöcken herumschnitzen, sind trotzdem gut drauf. „Wir sind ja unter dem Dach“, sagen sie. Und generell haben sie Spaß dort, wo sie ihre Ferienfreizeit verbringen, während die Stadt Bonn an ihrer Grundschule eine Brandschutzsanierung durchführen lässt.

Die Freude darüber, dass jetzt wieder Betrieb auf dem Platz herrscht, ist auch bei den Organisatoren groß. Seit Pfingsten dürfen dort wieder Gruppen unter Corona-Bedingungen Zeit verbringen. Vorher war alles dicht, der Verein Jugendzeltplatz Bonn, der die Anlage seit mehr als 25 Jahren nutzt, musste allen Gruppen, die gebucht hatten, absagen. Bitter für die Betreiber der Anlage, die gerade erst erreicht hatten, dass sie den Platz weiterführen können. Wie der GA berichtete, wollte die Stadt Bonn den Betrieb zunächst 2021 mit Auslaufen des Mietvertrages und dem Ende der städtischen Zuschüsse – immerhin 40.000 bis 50.000 Euro im Jahr – schließen.

Mit Unterstützung aller im Jugendhilfeausschuss vertretenen Parteien und der Zusage des Bezirksbürgermeisters Christoph Jansen, sich dafür einzusetzen, konnte dieses Schließung abgewendet werden, unter der Auflage, dass mehr Einnahmen generiert werden. Ein Konzept wurde erarbeitet, „da waren wir auf einem sehr guten Weg“, sagt Jürgen Herrmann, der den Betrieb fast im Alleingang stemmt. Die Buchungen sprachen ebenfalls dafür. „Ich würde behaupten, dieses Jahr wäre unser Rekordjahr gewesen.“

Es folgt der Satz, den man in diesem Jahr schon so oft gehört und gelesen hat und der auch in dem im April verfassten Jahresbericht des Vereins zur Platznutzung für 2019 steht: „Dann kam Corona.“ Seit wieder Freizeiten stattfinden dürfen, sagt Herrmann, gebe es einen großen Zulauf. Dafür erarbeiteten die Vereinsvertreter mit der Stadt ein Hygienekonzept: Gruppenübernachtungen nur im Familienzelt, ansonsten pro Zelt nur ein Kind, es sei denn, die Zelte sind groß genug, um viel Abstand halten zu können. Die Duschen sind unterteilt, auf die Toiletten dürfen nur zwei Personen gleichzeitig, es gibt Desinfektionsmittelstationen, in den Räumen gelten die üblichen Corona-Regeln. „Ansonsten sind wir outdoor“, so Herrmann.

Die Gruppen werden kleiner, viele kommen aus Bonn

Der Platz sei auch in den Sommerferien ausgebucht, wirft der Vereinsvorsitzende Hermann Pordzik ein. „Man merkt, dass viele nicht mehr ins Ausland reisen“, sagt er. Zu 80 Prozent kommen die Gruppen aus Bonn. Allerdings seien das kleinere Gruppen: Die großen, die oft von weit her kommen, die bleiben fern. Vier Sommergruppen hatten zu Jahresbeginn gebucht, unter anderem aus Esbeck bei Lippstadt und aus Heilbronn. „Ein Drittel aller Einnahmen generieren wir aus diesen Sommerfreizeiten“, erklärt Herrmann. Mit den Bonner Gruppen alleine, die jetzt dort sind, könne der Verein das finanziell nicht kompensieren. „Der Einnahmeeinbruch ist spürbar“, sagt Pordzik. Die Ausfälle lassen sich insgesamt auf 31.653 Euro beziffern. Der Verein biete den Jugendgruppen, die abgesagt haben, Gutscheine an: Wenn die im kommenden Jahr eingelöst werden, erstattet der Verein den Organisatoren einen Teil der angefallenen Storno-Gebühren zurück.

„Eins hat die Krise gezeigt: Draußen ist besser als drinnen“, stellt Pordzik fest. Er und Herrmann sind „verhalten optimistisch“, dass eine Lösung für den Platz gefunden wird. Dennoch: „In trockenen Tüchern ist das aber erst, wenn der Haushalt beschlossen ist.“ Sie zweifeln jedenfalls nicht daran, dass man im nächsten Jahr wieder ausgebucht sein dürfte.