Kontaktverbot wegen Corona-Pandemie Stadthalle Bad Godesberg meldet Insolvenz an

Bad Godesberg · Der Betreiber der Stadthalle Bad Godesberg hat Insolvenz angemeldet. Grund dafür sei das aktuelle Kontaktverbot.

 Der Betreiber der Stadthalle Bad Godesberg hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Der Betreiber der Stadthalle Bad Godesberg hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Foto: Axel Vogel

Der Betreiber der Stadthalle, Thomas Weiermann, hat Insolvenz angemeldet. Grund dafür, so geht aus einem Schreiben des Rechtsanwalts Markus Lehmkühler hervor, ist die Coronakrise. „Anfang des Jahres deutete noch alles auf ein hervorragendes Geschäftsjahr hin“,  ist zu lesen. Soll heißen: Die Tagungsstätte war komplett ausgebucht. Weiermann investierte, um die Stadthalle – wie vereinbart – noch bis zu ihrer Sanierung 2022 betreiben zu können. Doch dann kam die Coronakrise, Veranstaltungen wurden verboten, die Stadthalle machte dicht.

Die Zahlungsfähigkeit reiche nicht aus, um nach Ende des Betriebsverbots den Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen, so Lehmkühler. Auch staatlich geförderte Kredite würden daran nichts ändern, „da die Rückzahlung nicht bis zum Auslauf des Pachtvertrags erbracht werden könne“. Weiermann selbst war am Freitag nicht zu erreichen. In einem früheren Gespräch aber hatte er eine dramatische Situation geschildert: Bis einschließlich Juni seien sämtliche Veranstaltungen storniert, vereinzelt seien Events bis in den September hinein abgesagt worden. „Es sieht böse aus“, so Weiermann.

2022 soll die Stadthalle saniert werden

Sicher aber war er auch da schon, dass er den Pachtvertrag nicht noch einmal verlängern würde. Verhandlungen darüber hatte die Stadt angedacht, falls sich der geplante Sanierungsbeginn noch einmal verschieben sollte. Was theoretisch möglich ist. Denn in der Vergangenheit hatte es stets geheißen, dass die politischen Gremien in ihren März- und Aprilsitzungen über das künftige Raum- und Nutzungskonzept der Stadthalle entscheiden müssten. Nur dann könnten die Arbeiten 2022 starten. Doch daraus wurde nichts, da wegen des Kontaktverbots derzeit keine Sitzungen stattfinden. Nun, so der Wunsch der Stadt, soll eine Dringlichkeitsentscheidung Klarheit bringen. Bis Mitte April haben die Fraktionen Zeit, sich zu äußern. Danach entscheidet der Oberbürgermeister gemeinsam mit einem Ratsmitglied. Formal muss der Rat dann noch zustimmen.

Wie berichtet, hat die Tourismus und Congress GmbH im Auftrag der Stadt drei Varianten zur künftigen Nutzung der Stadthalle vorgelegt. Die Verwaltung präferiert die zweite. Demnach soll der Große Saal weiterhin unterteilt, das Restaurant in den Trinkpavillon verlagert und die dadurch frei werdenden Räume für Tagungen genutzt werden. Außerdem solle es eine Cateringküche mit Vollküchenanteilen geben. „Die Empfehlung beruht auf dem Wunsch, durch die zusätzlichen Veranstaltungsräume einem neuen Pächter ein flexibleres und marktfähiges Objekt übergeben zu können“, so Vizestadtsprecher Marc Hoffmann auf Anfrage. Bestandteil der Planung sei eine „differenzierte Preispolitik, welche lokale Vereine, Kultureinrichtungen und gemeinnützige Institutionen begünstigt“. Darüber hinaus sei es wirtschaftlich  sinnvoll, das Restaurant in den Trinkpavillon zu verlegen.

Engagierte Bürger nicht in städtische Pläne eingebunden

Dieser wurde vor rund zweieinhalb Jahren vom Verein Bürger.Bad.Godesberg in (ehrenamtlicher) Eigenregie als kultureller und gesellschaftlicher Treffpunkt reaktiviert. Man wolle diesen erhalten. Und spreche sich daher gegen den städtischen Vorstoß aus, so Vereinsvorsitzender Joachim Schäfer. Nicht nur, dass der Pavillon für einen Restaurantbetrieb zu klein sei, auch „der weite Weg vom Küchenbereich, der Denkmalschutz und der nicht barrierefreie Sanitärbereich“ sprächen dagegen. Generell zeuge es von politischer Unsensibilität, dass die ehrenamtlich engagierten Bürger nicht einmal telefonisch in den Prozess eingebunden worden seien. Besser als ein Dringlichkeitsentscheid sei es, gemeinsam zu überlegen, „wie gute Ansätze in dem Nutzungskonzept in einer alternativen Variante umgesetzt werden könnten“.

Die Fraktionen auf jeden Fall sind geteilter Meinung, was das vorgelegte Konzept angeht. Die Variante zwei sei am überzeugendsten, meint Bezirksbürgermeister Christoph Jansen (CDU). Sie biete die meiste Flexibilität. Die FDP habe sich vorläufig für die Berechnung dieser Alternative entschieden, so Wolfgang Heedt (FDP). Aber: Eine carte blanche erteile man der Verwaltung nicht, die Zuspitzung auf eine  Variante sei noch zu früh. Man erwarte eine Machbarkeits- und Kostenprüfung.

Als Schnellschuss bezeichnet Helmut Redeker (SPD) den Dringlichkeitsentscheid. Wichtiger als ein schneller Beschluss sei es, „dass das neue Konzept diskutiert und eventuell angepasst wird“. Auch die Bezirksfraktion der Grünen unterstützt den Vorstoß nicht, sagt Monika Heinzel.  „Ein so wichtiges Thema zur Zukunft der Stadthalle möchten wir nicht mit einer Unterschrift erledigen.“ Man werde dem Vorschlag nicht zustimmen – weder inhaltlich, noch formell, teilt Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn mit. So sei es nicht praktikabel, den Trinkpavillon als Restaurant zu betreiben. Dass dieser dem Verein Bürger.Bad.Godesberg nicht entzogen werden soll, meint Ralf Jochen Ehresmann (Linke). Unter anderem deshalb lehne er den Vorschlag ab.

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