Godesberger Traditionsgasthaus Das Aennchen ist ohne Denkmalschutz

Bad Godesberg · Was passiert mit dem Godesberger Traditionsgasthaus Aennchen? Kommunalpolitiker sorgen sich um die künftige Nutzung der Lindenwirtin. Hinweise auf einen arabischen Investor verdichten sich.

Die Traditionsgaststätte Aennchen steht nicht unter Denkmalschutz. Das bestätigte die Stadt Bonn mit dem Hinweis, das Gebäude sei Anfang der 1970er Jahre abgerissen und 1974 nur wenige Meter entfernt wieder aufgebaut worden. Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass es sich um einen arabischen Investor handelt, der das Gebäude jetzt gekauft hat.

Der Verkäufer hatte am Montag noch gesagt, seine Ansprechpartner seien „Verwandte des Käufers aus dem Rhein-Sieg-Kreis, die seit über 20 Jahren in der Gegend wohnen“. Unbestätigten Informationen zufolge soll im Aennchen ein arabisches Restaurant eröffnet werden.

Zur Denkmalwürdigkeit des Gebäudes gibt es unterschiedliche Sichtweisen. „Es ist nur eine Nachbildung, ein Plagiat“, sagt Martin Ammermüller, Vorsitzender des Bad Godesberger Heimat- und Geschichtsvereins.

Stadtkonservator Franz Josef Talbot sieht es ähnlich: „Das Gasthaus ist eine Kopie, für deren Genauigkeit es keine Belege gibt.“ Das Haus sei damals als Verkehrshindernis betrachtet worden, „zudem war es morsch“. Da es damals noch kein Denkmalschutzgesetz gegeben habe, habe es nicht unter Denkmalschutz gestellt werden können.

„Der Wiederaufbau an anderer Stelle war ein Zugeständnis an die historisch und heimatkundlich bewegten Godesberger“, so Talbot. Und: „Da Denkmalschutz an historische Substanz gebunden ist, sehe ich zurzeit keine Möglichkeit, das Gebäude als historisches Gasthaus unter Schutz zu stellen, in dem über 300 Jahre lang das Bonner Studentenleben eine zweite Heimat gefunden hat.“

Anders sieht es Heiner Eckoldt, Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Bonn: „Man hätte meiner Meinung nach auch eine Reproduktion unter Denkmalschutz stellen können, aber da wurde offensichtlich nie drüber diskutiert.“ Für die Godesberger habe das Aennchen einen Stellenwert vergleichbar mit Redoute und Rathaus. „Das Aennchen ist immer ein Symbol von Godesberg gewesen“, so Eckoldt, der seine Studentenjahre in Bad Godesberg verbrachte und heute in Duisdorf lebt.

CDU-Bezirksverordneter Philipp Lerch denkt ähnlich: „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Auch wenn das Aennchen neu aufgebaut wurde, ist doch seine historische Substanz erhalten geblieben und sein ideeller Gehalt unermesslich.“ Diese „einmalige Einrichtung und profilgebende Ansicht Bad Godesbergs“ müsse unbedingt erhalten bleiben. „Wenn es einen Weg gibt, das Aennchen unter Denkmalschutz zu stellen, muss er eingeschlagen werden.“

Dass das Aennchen erhalten bleiben sollte, findet auch Hillevi Burmester. Dass man das versetzte Gebäude aber unter Denkmalschutz stellen könne, bezweifelt die SPD-Bezirksverordnete. Die für sie einzige Möglichkeit: Man könnte einen Bebauungsplan aufstellen, den es bisher für das Areal nicht gibt, und dort festlegen, was mit dem Gasthof geschehen dürfe.

Die Lage der Gaststätte sei nicht optimal, meint Monika Heinzel (Grüne). Die romantische Atmosphäre sei an der befahrenen Straße verloren gegangen. Dazu trügen auch die zahlreichen Medizintouristen bei, die dort unterwegs seien. Und dennoch sei es wichtig, „dass dort ein gutes gastronomisches Konzept hinkommt“. Und weiter: „Ich finde, dass das Gebäude die damalige bürgerliche Zeit widerspiegelt. Ich fände es gut, wenn es so bleiben würde, wie es ist – auch wenn kein Denkmalschutz besteht.“

Für eine sinnvolle Nutzung plädiert auch Johannes Schott (Bürger Bund Bonn). Das Aennchen sei entscheidend für die Geschichte Bad Godesbergs. Man habe es verpasst, es unter Denkmalschutz zu stellen, „das ist ein Versäumnis“. Er hofft, dass der neue Eigentümer den Gasthof erhält.

„Das Aennchen ist geradezu ein Heiligtum Godesbergs – es darf nicht in arabische Hände fallen“, betont Juppi Schaefer, Bezirksverordneter der „Godesberger“. Befürchtungen und hartnäckige Gerüchte in Bad Godesberg, dass das Aennchen demnächst im orientalischen Gewand wieder eröffnet, teilt auch der FDP-Bezirksverordnete Ulli Hauschild, der vermutet, dass das historische Gasthaus „durch eine austauschbare Shisha-Bar oder Ähnliches ersetzt werden wird“.

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