Stadtführerin blickt zurück Das hat sich seit der Gemeindereform in Bad Godesberg verändert

Bad Godesberg · Nicole Herkenhoff führt als Stadtführerin regelmäßig Besucher durch Bad Godesberg. Dabei blickt sie auf die großen Veränderungen seit der Gemeindereform zurück.

Stadtführerin blickt zurück: Das hat sich seit der Gemeindereform in Bad Godesberg verändert
Foto: Stefan Knopp

Wie soll Bad Godesberg künftig aussehen? Das wird derzeit wieder diskutiert, im Leitbildprozess für den Stadtbezirk, bei dem der Fokus auf städtebaulichen und imagefördernden Aspekten liegt. Eine ähnliche Frage trieb die Godesberger schon vor 50 Jahren um, und damals wurde nicht gekleckert: Auf Beschluss des Bad Godesberger Rates erhielt vor allem Alt-Godesberg ein völlig neues Gesicht. Kaum ein Stein blieb auf dem anderen, sagt Nicole Herkenhoff, Stadtführerin von Statt-Reisen Bonn.

Sie leitet regelmäßig Führungen durch den Bereich unterhalb der Godesburg und stellt klar: "Es heißt zwar Altstadt, aber es ist ja alles wegsaniert worden." Darüber hinaus habe Godesberg aber auch nie einen historischen Altstadtkern gehabt, sondern den dörflichen Charakter im Bereich der Burgstraße und das Villenviertel. Und ersterer sei in den Jahrzehnten nach dem Krieg der Verwaltung von Bad Godesberg ein Dorn im Auge gewesen, so Herkenhoff. Denn mit dem Zuzug der Diplomaten wuchs ein neues Selbstverständnis. "Man wähnte sich wirklich auf dem Weg zur Großstadt."

Ein Platz mit einer Bühne entstand auf dem Theaterplatz

Da sei der zentrale Omnibusbahnhof auf dem Theaterplatz plötzlich zu provinziell erschienen. Also wurde er abgebaut, erzählt Herkenhoff. Zum Verdruss der Geschäftsleute, denen die Busse bis dahin immer viel Kundschaft in die Geschäfte geschwemmt hatten. Stattdessen entstand ein Platz mit einer Bühne, die aber selten gut angenommen wurde. "Der Platz lud nicht zum Verweilen ein." Eine neue Ideensammlung scheiterte 1987 schließlich am Protest der Einzelhändler.

Unabhängig davon wurde, weil man weltstädtisch sein wollte, mitten ins Zentrum an die Stelle des Essener Damenstifts im Fronhof ein großer Bau für Hertie gesetzt, in dem heute die Fronhofer Galeria untergebracht ist, berichtet Herkenhoff. Und der Architekt Gottfried Böhm plante das "Altstadtzentrum", die heutigen City-Terrassen. Dafür mussten die Häuser im "Knolleveedel" unterhalb der Burg weichen. Viele davon seien auch sehr sanierungsbedürftig gewesen, so Herkenhoff.

Viel Leerstand

Entstanden ist eine Überbauung der Burgstraße, die vom beschaulichen Sträßchen in eine mehrspurige Strecke umgebaut wurde, flankiert von Wohnhäusern mit Geschäften im Erdgeschoss, zu denen früher auch eine Rolltreppe führte. "Böhm hat die Burg praktisch verlängert", sagt sie. Er habe die Gebäude ursprünglich zehngeschossig geplant, durfte aber nur sechs Stockwerke umsetzen. Die Geschäfte seien aber zu wenig angelaufen worden, es gab bald viel Leerstand, der Platz war laut Herkenhoff dunkel und bald Treffpunkt für teils dubiose Gestalten. 2014 übernahm eine Investmentfirma die Instandsetzung. "Alle waren begeistert", so die Stadtführerin. Bis auf einige Menschen in den sanierten Wohnungen, da diese teurer wurden.

Klar ist: Die sogenannte Altstadtsanierung hat stets für viel Kritik gesorgt. Die Schaffung von Wohnraum sei das Ziel gewesen, sagen die Befürworter. Man sei zu weit übers Ziel geschossen, es sei ein Riesenfehler gewesen, alles platt zu machen und mit fragwürdigen Bauten zuzupflastern, sagen die Kritiker.

Auch der Umbau des Moltkeplatzes vom zentralen Ort für Veranstaltungen zum Kinovorplatz mit Brunnen und der Bau des Tunnels seien prägende Einschnitte gewesen. Jetzt soll sich der Ort wieder verändern. Herkenhoff ist gespannt, wie das Bad Godesberg, durch das sie ihre Führungen unternimmt, nach dem Leitbildprozess aussehen wird.

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