Neuproduktion ab 18. Juni Das Kleine Theater in Bad Godesberg ist in Not

Bonn · In der Corona-Krise hält sich das Kleine Theater in Bad Godesberg nur noch durch Soforthilfe und Kurzarbeit über Wasser. Die Stadt Bonn verspricht nun „eine zufriedenstellende Lösung“. Die Neuproduktion soll ab dem 18. Juni beginnen.

 Mit den weißen Tüchern hat das Team die zu nutzenden Plätze im Theatersaal markiert.

Mit den weißen Tüchern hat das Team die zu nutzenden Plätze im Theatersaal markiert.

Foto: Frank Oppermann

Frank Oppermann redet nicht um den heißen Brei herum. „Wir brauchen Hilfe“, sagt der Mann, der 2019 nach dem Abschied von Walter Ullrich als Retter des renommierten Kleinen Theaters gefeiert wurde. Bis zum Ausbruch der Pandemie hatte er die von ihm rundum erneuerte Bühne mit 3,5 Prozent mehr Zuschauern und 8,5 Prozent mehr Umsatz „in eine halbwegs gesicherte Zukunft“ geführt, rechnet er vor. Auch für die neue Saison stand ein attraktiver Spielplan. Aber seit der NRW-weiten Schließung aller Bühnen hält sich das Traditionstheater ohne Einnahmen und Rücklagen nur durch die überregionale Soforthilfe und Kurzarbeit der Mitarbeiter über Wasser.

„Diese beiden Leistungen haben bislang für unser Überleben gesorgt“, gibt Oppermann zu. Gerade markiert er im ansonsten 161 Besucher fassenden Theater die 51 Plätze mit weißen Tüchern, die nach den aktuellen Hygienevorschriften überhaupt noch besetzt werden dürften.

Denn plötzlich und, wie Oppermann sagt, unvorhersehbar sollen Bühnen in Nordrhein-Westfalen zum 30. Mai wieder öffnen dürfen. „Wir starten also nun am 18. Juni mit einer ganz neuen Produktion außerhalb des Spielplans: mit der schwarzen Komödie ‚Flurgeflüster’“, berichtet der Theatermacher. Damit kämen aber kostenmäßig neue hohe Belastungen auf ihn zu. „Wir brauchen zusätzliches Personal für die Lenkung der Besucherströme, Desinfektionsmittel und -ständer, Umbauten und ähnliches.“

Da wünsche er sich von Stadt und Land endlich eine wertschätzende, direkte und konkrete Kommunikation, sagt Oppermann. „Und auch eine Schadenserhebung bei allen Bonner Kulturstätten, die zur Grundlage für eine Schadensminimierung werden kann.“ Die könne nur im Dialog gelingen. Seine Schreiben an die zuständigen Stellen von Anfang März seien aber bis heute unbeantwortet geblieben, klagt Oppermann.

Andrea Schulte vom Presseamt verweist auf Anfrage darauf, dass das Kulturamt die Bonner Kulturschaffenden regelmäßig per Mail über Fördermöglichkeiten informiere. Die Kulturdezernentin konferiere wöchentlich mit den entscheidenden Stellen seitens des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Stadt habe zudem mit dem Solidaritäts-Fonds für Kultur eine eigene Unterstützungsmöglichkeit geschaffen. 

Frank Oppermann hat dafür am Dienstag auch sofort einen Antrag gestellt. Wie berichtet, zahlt er seit Juli letzten Jahres 16 400 Euro Pacht pro Jahr an die Stadt. Zudem muss er in die Instandhaltung und Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes investieren. Für die nächsten zehn Jahre kommen so rund 630 000 Euro Kosten auf ihn zu.

Auf die GA-Frage, ob die Stadt dem Kleinen Theater durch eine Stundung der Pacht und einen Aufschub in Sachen Modernisierung entgegenkomme, antwortet Schulte: „Das Gebäudemanagement wird hierzu auf den Pächter zugehen und ist zuversichtlich, zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen.“ Die Kulturverwaltung sehe sehr wohl mit Sorge, vor welchen finanziellen Problemen viele Akteure der freien Szene stehen. „Das gilt auch für das Kleine Theater. In Anbetracht der städtischen Haushaltslage sind die Möglichkeiten der Unterstützung jedoch leider sehr begrenzt“, so das Presseamt.

Oppermann selbst ist dankbar, dass inzwischen durch Spendenaktionen rund 6500 Euro für die Bühne zusammenkamen. Vom Förderverein „Freunde des Kleinen Theaters“ wünsche er sich „eine aktive und progressive Rolle beim Sammeln und der Akquise von Spenden und neuen Fördermitgliedern“, sagt er, „sodass dieser Bereich wieder eine Säule der unterstützenden Finanzierung des Theaterbetriebes wird“.

Vom Vorstand des Fördervereins war zur Anfrage, wie genau dieser Verein derzeit agiere, keine Stellungnahme zu erhalten. Stefan Hesse wiederum ist Mitglied des Vereins „Kleines Theater Nachfolger“ und berichtet auf Anfrage, die Mitglieder dieses Betreibervereins stünden dem Theater gerne bei. Man setze schon einmal auf Abonnenten und Spender. „Jede Idee, das Kleine Theater am Leben zu halten, ist auch bei uns willkommen“, so Hesse. Laut Theaterleiter Oppermann können die Bürger der Bühne am besten durch den regen Besuch der Veranstaltungen ab Mitte Juni zur Seite stehen.

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