Einkaufen in Friesdorf Das Schuhhaus Noisten schließt

Friesdorf · 1928 gründete Jakob Noisten seinen Betrieb und fertigte Maßschuhe. Tante Betty, die gute Seele des Geschäfts, hilft beim Räumungsverkauf des Schuhhauses Noisten in Friesdorf.

 Michael Noisten schließt das Schuhhaus in Friesdorf.

Michael Noisten schließt das Schuhhaus in Friesdorf.

Foto: Ronald Friese

„1928 hat hier mein Großvater Jakob Noisten angefangen“, erzählt Michael Noisten. 88 Jahre später muss sein Enkel das Schuhgeschäft in der Klufterstraße 64 nun schließen. Dass es ihm schwerfällt, das Friesdorfer Traditionsschuhhaus nun anderweitig zu vermieten, ist ihm deutlich anzumerken. Schon vor einigen Jahren habe der Steuerberater die Familie darauf aufmerksam gemacht, dass es sich nicht mehr lohne.

„Eine schwere Entscheidung, schließlich bin ich hier bei meinem Vater noch in die Lehre gegangen“, blickt der 50-jährige Schumachermeister zurück, der mit seiner Frau Christiane und seiner Tante Betty das Friesdorfer Geschäft und das Geschäft in der Beueler Hermannstraße führt.

„Unser Geschäft in Beuel bleibt auf alle Fälle erhalten, das gilt auch für meine Schuhreparaturwerkstatt in der Plittersdorfer Straße 15a“, sagt Noisten, der 1989 seine erste selbstständig geführte Werkstatt auf dem Venusberg eröffnete. 1995 übernahm er das Schuhgeschäft in der Hermannstraße. Seine Eltern kümmerten sich bis 2006 um das Friesdorfer Haus.

„Das Gesicht unseres Friesdorfer Geschäfts war immer meine Tante Betty“, so Noisten. Sie habe seit ihrem 14. Lebensjahr im Laden gestanden. Die heute 78-Jährige wird auch den Räumungsverkauf begleiten, der am Donnerstag, 4. August, beginnt. „14 Tage haben wir eingeplant, mal schauen, ob das reicht“, sagt Noisten. Immerhin müssen 3000 Paar Schuhe das rund 80 Quadratmeter große Ladenlokal verlassen.

Zum Grund für die Schließung sagt Noisten: „Die Leute bestellen im Internet, das ist unser Tod.“ Früher hätten ganze Friesdorfer Familien ihre Schuhe für jung und alt gekauft. Trotz eines hohen Anteils alter Stammkunden war das Geschäft nicht mehr zu halten. „In Beuel ist die Situation glücklicherweise durch die Laufkundschaft eine andere“, erklärt Michael Noisten. Er wird nun versuchen, das Ladenlokal in der Klufterstraße zu vermieten. „Und wenn das nichts wird, werden wir wohl eine Wohnung daraus machen.“

Seine Tante Betty berichtet, dass Jakob Noisten sein Geschäft mit Maßschuhen begonnen hat. „Erinnerst du dich noch an das Schild früher: Nur saubere Schuhe werden repariert?“ Michael Noisten nickt. Das waren noch Zeiten.

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