Kamingespräch am Aloisiuskolleg Das "Wir sind Papst" der Jesuiten

BAD GODESBERG · "In Rom ist irre was los - spätestens seit heute." Rektor Pater Johannes Siebner freute sich sichtlich über ein nahezu perfektes Timing für das Kamingespräch unter dem Titel "Ein Abend über den Papst" am Mittwochabend im Aloisiuskolleg. Hintergrund: Seit dem Mittag überschlugen sich die Schlagzeilen im Internet: "Papst nimmt seine Priester ins Gebet" und "Revolution von oben" waren nur einige Überschriften für die Reformvorschläge, die Papst Franziskus in seinem ersten apostolischen Lehrschreiben just veröffentlicht hat.

 Reden über den Papst: Pater Marco Mohr (links) und Pater Johannes Siebner.

Reden über den Papst: Pater Marco Mohr (links) und Pater Johannes Siebner.

Foto: Friese

Als eine große Ehre, aber auch als Herausforderung für den Jesuitenorden wertete Pater Johannes Siebner im März die Wahl des argentinischen Ordensbruders Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst und sagte damals: "Für Jesuiten ist es eigentlich untypisch, kirchliche Ämter zu bekleiden. Vielleicht ist diese Wahl dann auch eine Prüfung für uns." Die Folgen der Ernennung für den Orden seien letztlich noch nicht vorauszusehen. Das solle die Freude aber nicht schmälern. "Da sprach damals schon so ein bisschen gebremster Schaum aus mir", verriet Siebner beim "Kamingespräch". Aber: "Doch schon bald kamen Freude und verschämter Stolz auf." Mit viel Nachdenklichkeit sei er jedenfalls noch in die Sommerferien gegangen, heute sei er überzeugt davon, dass dieser Papst "meint, was er sagt".

Pater Marco Mohr las aus einem jüngst erschienenen Interview-Band von Antonio Spadaro mit dem neuen Papst vor. Dabei ging es um das Kirchenbild des Papstes, die Rolle der Frau in der Kirche und das Spannungsverhältnis "Jesuit und Papst". Parallel konnten die Zuhörer auf einer Leinwand Zitate von Jesuiten nachlesen, die keinen Hehl aus ihren Gefühlen machten: "Ich spüre neuen Atem", "Freiheit zu Denken" oder "Die Angst ist weg". In der Diskussion gab es auch kritische Anmerkungen der Zuhörer: "Dieser Papst trägt mit seiner Bescheidenheit aber schon dick auf." Oder: "Macht er sich mit seinem Verhalten nicht Feinde bei den Traditionalisten?" Grundsätzlich schien eine Frau in der Zuhörerschaft aber die allgemeine Stimmung am besten zu treffen: "Ein Jesuit tut der Kirche gut", sagte sie. "Er nimmt die Zügel in die Hand - wow, ein Freigeist!"

Der Blick auf acht Monate Pontifikat von Papst Franziskus und das ursprünglich ambivalente Gefühl am Aloisiuskolleg nach dem Motto "Wir sind Papst" scheint dem Gefühl gewichen zu sein: "So langsam verstehen wir", wie ein Zuhörer feststellte.

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