Fußball-WM in Katar Exil-Iraner demonstrieren vor der katarischen Botschaft in Bonn
Bad Godesberg · Demonstranten rufen an der Godesberger Allee dazu auf, die Fußballweltmeisterschaft in Katar zu boykottieren. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, zeigen sie eine drastische Kunstaktion.
Vor dem medizinischen Büro der Botschaft Katars in der Godesberger Allee haben am Montagnachmittag knapp 30 Exil-Iranerinnen und Exil-Iraner gegen die Fußballweltmeisterschaft in Katar demonstriert. Zeitgleich hatte dort das erste Spiel der iranischen Fußball-Nationalmannschaft gegen England stattgefunden. Die Demonstranten gingen vor allem wegen der eklatanten Menschenrechtsverletzungen in Katar und im Iran auf die Straße. Dafür nutzten die Demonstranten auch eine drastische Kunstaktion.
Aktivisten spielen „über Leichen“ Fußball
Zwei Aktivisten verkleideten sich dafür als der Emir Katars, Tamil bin Hamid Al Thani, ein anderer als iranischer Präsident Ibrahim Raisi. Die beiden spielten symbolisch Fußball über blutige Leichen. Den Ball dafür gab ihnen ein als Fifa-Chef Gianni Infantino verkleideter Demonstrant. Im Umfeld standen andere Demonstranten, die ihre Hände zum Teil mit Kunstblut beschmiert hatten. Auf den Plakaten stand „Öl war dicker als Blut“, „Westliche Moral schmeckt nach Blut“ oder auch „Dein Schweigen hat mich getötet“. Neben einigen der Kunst-Leichen lagen Bauhelme.
Demonstration wurde von frauenlebenfreiheit_bonn organisiert
Organisiert wurde die Demonstration von frauenlebenfreiheit_bonn. Seit einigen Wochen setzt sich das Bündnis mit vielen anderen tausend Menschen in Deutschland für die Menschen im Iran ein – ausgelöst durch den Tod von Jina Mahsa Amini, die im Polizeigewahrsam ins Koma fiel und verstarb. Die Aktivisten beschuldigen die Behörden im Iran, Amini misshandelt zu haben. Die junge Frau hatte zuvor ihr Kopftuch angeblich nicht so getragen, wie es der Iran vorschreibt.
„Die Gemeinsamkeiten der Islamischen Republik Iran und Katar gehen viel weiter, denn beide sind enge Verbündete“, so Amir-Homayoun Ranjbar, der die Demonstration anmeldete. Wie im Iran, fuße auch in Katar Gesetzgebung auf der Scharia.
Aufruf zum Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft
In beiden Ländern diktieren jeweils der Emir in Katar und Raisi im Iran, wie sich die Menschen zu verhalten haben – zudem würden beide ihre Kritiker mit „aller Macht und Gewalt“ bekämpfen. Pressefreiheit gebe es keine. Von den Botschaftsmitarbeitern wollten die Demonstranten wissen, warum sie die vielen Toten im Vorfeld der WM zugelassen haben. „In Katar glänzt nicht alles, wie in der Eröffnungsfeier am Sonntag“, so Ranjbar.
Mit Sprechgesängen forderten sie die vorbeifahrenden Menschen auf der Godesberger Allee auf, alle Diktatoren und die Fifa zu boykottieren – vereinzelt erhielten sie dafür ein zustimmendes Hupen. Zudem hofften sie, dass die iranische Nationalmannschaft auf dem Platz ein Zeichen setzt. „Sonst sind sie die Nationalmannschaft des Regimes und nicht die der Iraner“, so der Demo-Anmelder. Das Zeichen gab es: Die Spieler schwiegen bei der Nationalhymne und sangen nicht mit.