Demonstration in Bad Godesberg Proteste klagen Verstöße gegen die Menschenrechte in Belarus an

Bad Godesberg · Mit einer Videoinstallation hat die Bonner Konzeptkünstlerin Natasza Deddner auf die Schicksale von Menschen in Belarus aufmerksam gemacht. Zudem demonstrierten am Samstag 40 Personen vor der Bad Godesberger Fronhofer Galeria.

 Eindringlich wirkt die Videoinstallation von Natasza Deddner (49).

Eindringlich wirkt die Videoinstallation von Natasza Deddner (49).

Foto: Niklas Schröder

Konzeptkünstlerin Natasza Deddner will auf die Schicksale von Menschen in Belarus aufmerksam machen, auf Verstöße gegen die Menschenrechte. Aufgerüttelt hat sie jüngst ein Zeitungsbericht über Dimitrij Stachowskij: Der junge Mann war im Zuge der Proteste gegen mögliche Fälschungen bei der Präsidentenwahl denunziert worden. Der junge Mann aus Belarus war so verzweifelt, dass er aus dem 15. Stock in den Tod sprang, um einer Gefängnisstrafe zu entkommen. Er wurde nur 18 Jahre alt. „Während ich den Artikel las, verursachte dessen Inhalt ein extrem starkes Ohnmachtsgefühl in mir und eine sehr tiefe Traurigkeit“, sagt Deddner. Für eine Videoinstallation hatte sie einen Ausstellungsort im „Raum B12“ an der Bürgerstraße angemietet.

Ebenfalls in Bad Godesberg gab es am Samstag zudem eine Solidaritätskundgebung vor der Fronhofer Galeria. Hier hatten sich etwa 40 Personen auf Einladung der Initiative Libertas Belarus anlässlich eines internationalen Gedenktags versammelt.

Deddner hatte sich ein Konzept für die Videoinstallation überlegt, durch die sich „Dimitris Sturz“ immer wieder aufs Neue erleben lässt und das Schicksal der Belarussen so eine Präsenz erhalten sollte. Zudem wollte Deddner so auf Präsident Alexander Lukaschenko aufmerksam machen. „Je mehr ich mich in den Artikel vertiefte, fand sofort eine zweite Visualisierung für eine Videoinstallation statt, diesmal mit starker akustischer Wirkung auf die Rezipienten. Diese Arbeit porträtiert Belarus, denn Belarus ist nicht der momentane Terror, Belarus sind die Menschen, die Belarussen.“

Belarussen eine Stimme geben

Ihnen möchte Deddner eine Stimme geben: „Es geht um die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins aufgrund von Verschleppung, Inhaftierungen und des plötzlichen Verschwindens der Menschen, die für ihre Freiheit kämpfen.“ Ihre Arbeit soll den Vorgang der, wie sie sagt, „ungerechten und menschenverachtenden“ Machtausübung Lukaschenkos parallel zur Berechtigung des Seins jedes einzelnen Belarussen zeigen.

Sechs Videos auf je einem Bildschirm zeigten einen Sturz aus der Perspektive des Fallenden aus dem 15. Stock eines Hochhauses. Zudem zeigte eine Wandprojektion ein Video, in dem die „Kurzzeitigkeit“ der menschlichen Präsenz durch sekundenkurze Sequenzen dargestellt wurde. Begleitet wurde das durch belarussisch sprechende Stimmen, die den Raum erfüllten. Das Medium Videoinstallation habe Deddner bewusst genutzt, damit die Kunst eine besondere Wirkung beim Besucher entwickelt.

Auch Musiker schließen sich dem Projekt an

Durch ihre Rauminstallationen kam die Künstlerin mit der belarussischen Diaspora in Kontakt, wodurch das ganze Projekt eine sehr starke Dynamik entwickelte. So seien viele Menschen Teil des Projektes geworden. Dem Projekt hatten sich auch Musiker der Bewegung #MusicForBelarus angeschlossen. Deddner wollte ein Podium schaffen für einen gemeinsamen Dialog zwischen der Diaspora und der allgemeinen Bevölkerung, erklärt die gebürtige Polin. Sie wollte den Belarussen Mut machen und zeigen, dass Europa sie nicht vergessen hat.

Am Samstag sollte die Ausstellung „art is resistance“ mit einer Protestaktion und einem Konzert für Weißrussland im „Raum B12“ schließen. Wegen „mangelnden Interesses am Thema“ musste Deddner die Finissage und Protestaktion aber kurzerhand absagen. „Ich bedauere das sehr, weil hier in der Gesellschaft eine Gleichgültigkeit gegenüber der Thematik spürbar ist. Also die Missachtung von Freiheitsrechten und der nicht gelebten Freiheit in Belarus und anderen Staaten“, sagt Deddner.

Unterdessen erinnerte die Initiative Libertas Belarus vor der Fronhofer Galeria mit etwa 40 Teilnehmern an in den 1930er Jahren bis zu 200.000 in Kurapaty bei Minsk ums Leben gekommene Opfer des Terrors durch Josef Stalin. „Das war eine der dunkelsten Nächte in Belarus“, sagt Yauheniya Hukava, Mitorganisatorin der Kundgebung. „Es waren viele Dichter und Schriftsteller darunter, die damals der belarussischen Kulturelite angehörten.“

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