Workshop im Haus der Familie in Godesberg Den Countdown bis zur Rente nutzen
Plittersdorf · Viele schlittern unvorbereitet in die Rente, sagt Dagmar Völpel. Die Godesbergerin hat als Coach viele Erfahrungen zu dem Thema gesammelt. Sie gibt Tipps, was für einen gelungenen Übergang von der Erwerbstätigkeit zum Ruhestand nötig ist.
Die einen arbeiten länger, die anderen kürzer darauf hin, fast alle aber zählen den Countdown, bis sie da ist, die Rente. Und dann will sie gefüllt sein, die freie Zeit, die Mann/Frau neu gewonnen hat. Dazu braucht es einiges an Vorbereitung, hat Dagmar Völpel beobachtet, seit sie sich 2016 erstmals mit dem Thema beschäftigt hat.
Die Godesbergerin arbeitet als Coach für Beruf und Gesundheit und bietet unter anderem Kurse an, die sich „mit dem eleganten Übergang vom Herbst des Berufslebens in den Spätherbst des Lebens“, wie sie es nennt, beschäftigen. Am 19. November hält sie im Haus der Familie (HdF) einen Workshop ab, der sich an Menschen richtet, für die sich der Ruhestand am Horizont abzeichnet. „Meine Zielgruppe ist ab Mitte 50, denn für manche Optionen braucht es Zeit, vor allem in materieller Hinsicht“, erzählt Völpel.
Laut Expertin pflegen Männer eher Kontakte in der Firma als außerhalb
Viele schlitterten planlos in die neue Lebensphase. „Besser ist es, an die Hand genommen zu werden“, meint die Frau, die selbst Jahrgang 58 ist. Dabei sei es gleich, ob es sich um den gehobenen Bildungsbürger oder den Arbeiter handelt. „Die acht bis zehn Stunden, die man vorher gearbeitet hat, sind dann ein Riesenvakuum, deshalb braucht es ein gutes Konzept.“
Zudem ändere sich die finanzielle Ausstattung und auch das Beziehungsleben. Einerseits mit dem Partner, wenn zum Beispiel einer noch weiterarbeiten muss oder beide nun ständig aufeinander hängen. Andererseits aber auch bei Freundschaften und Kontakten. „Da sind Männer oft die Gekniffenen, denn sie begrenzen sich nicht selten auf den Kollegenkreis, Frauen sind diverser aufgestellt“, hat sie in den zurückliegenden Jahren beobachtet. Häufig wird sie von Firmen wie den Siegwerken oder Verwaltungen wie dem Kreis Neuwied gebucht, die ihre Mitarbeiter auf den nächsten Schritt vorbereiten wollen. „Der Eintritt in den Ruhestand ist die letzte normative Krise, die wir erleben nach Kita, Schulanfang, Ausbildung Berufseintritt und Familiengründung“, meint die Diplom-Volkswirtin.
Spätestens ab Mitte 50 sollte man sich um die Gesundheit kümmern
Wie aber kommt man denn jetzt hindurch? Das deutsche Altersvorsorgesystem sei hoch komplex und man steige alleine kaum hindurch, lässt sie durchblicken, dass rechtzeitige Beratung nottut. Was viele unterschätzten, sei die Komponente körperliche Gesundheit. „Spätestens mit Mitte 50 muss ich mich fragen, was ich investieren muss, um den Ruhestand als interessant und gesund zu empfinden“, meint Völpel, die einst als Trainee bei der Dresdner Bank startete. Nur körperlich fit könne man die dritte Lebensphase überhaupt frei gestalten. Weshalb sie vor allem die Zeit bis 75 in den Blick nimmt: „Danach muss man damit rechnen, dass das Alter eintritt.“ Ein kleines Aber gibt es natürlich, denn selbst mit der besten Prävention sei niemand vor Krankheit gefeit.
Ebenfalls niedrig priorisiert würden die geistigen Werte. „Garten und Enkel sind bei vielen das ausschließliche Konzept und dann bemerken sie, dass es sie nicht zufriedenstellt“, sagt die Trainerin. Trotzdem, das betont sie, lasse sie jedem diesen Ansatz. Es geht ihr nicht darum, Lösungen vorzugeben oder eigene Vorstellungen überzustülpen. „Im Idealfall entwickeln wir zusammen Denkanstöße, jemand nimmt sich einen Zettel und schreibt sich einen Plan, was er oder sie als erstes angeht“, so Völpel.
Für Mai ist ein weiterer Workshop geplant
Wie sieht es bei ihr selbst aus, alles schon eingetütet? „Ich habe mir den Renteneintrittstermin erarbeitet“, sagt die Fachfrau dazu. Offiziell dürfte sie mit 66, habe sich aber gefragt, ob sie nicht eher aufhören solle. „Ich habe viele Gespräche geführt, vor allem mit meinem Bankberater, aber auch mit meinem früheren Arbeitgeber“, erzählt sie. Details nennt sie nicht, aber es ist ein Modell entstanden, das der Selbstständigen ermöglicht, schneller als vorgesehen, die dritte Lebensphase zu beginnen.
Mit dem Plittersdorfer Haus der Familie arbeitet sie schon länger zusammen; sie lernte die Weiterbildungseinrichtung einst selbst als Teilnehmerin kennen: „Als 14-Jährige habe ich dort einen Kochkursus absolviert.“ Wer es diesmal nicht schafft, aber Interesse am Thema Rente hat, sollte sich den Mai 2022 vormerken. Da ist der nächste Workshop zu „Erwerbstätigkeit ade - Rente juchhe?!“ im HdF geplant.
Der Workshop findet am Freitag, 19. November, ab 16.30 Uhr im Haus der Familie, Friesenstraße 6, statt. Die Gebühren liegen zwischen 33 und 43 Euro (je nach Geldbeutel). Anmeldung unter www.hdf-bonn.de oder ☎ 02 28/37 36 60.