Bonner Förster Willi-Josef Wild im Ruhestand Der Borkenkäfer knabbert an seinem Lebenswerk
Bad Godesberg/Wachtberg · Nach 50 Jahren im Dienst geht Förster Willi-Josef Wild in den Ruhestand. Der Bonner bleibt im Forsthaus Venne wohnen. Auf seinen Nachfolger sieht er mit Borkenkäfer und Klimawandel schwierige Aufgaben zukommen.
Hündin Amy wird jetzt wohl nicht mehr ganz so viel mit ihrem Herrchen in diversen Wäldern unterwegs sein wie bisher. Denn Willi-Josef Wild ist ja jetzt im Ruhestand, da muss er nicht mehr ständig nach Wachtberg, Meckenheim, Alfter oder gar Swisttal fahren, um sich zu kümmern. Die beiden können stattdessen ganz gemütlich einfach nur durch den Wald vor der Haustür spazieren. Denn auch wenn er nicht mehr der Förster ist, wohnt er doch weiter im Forsthaus Venne. Er hat vor Jahren das Haus im Wald gekauft, warum sollte er ausziehen?
Da fühlt er sich doch wohl, im gefühlten Niemandsland zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Es ist ruhig, wenn nicht gerade so, wie in den letzten Tagen, auf dem Waldweg Venner Straße gearbeitet wird, die gelegentlichen Spaziergänger stören nicht. Auch wenn Wild mit Sorge auf „seinen“ Wald blickt, hat er doch alles, was er möchte. Und eine Frau, die diese Abgeschiedenheit mit ihm teilt. „Das macht nicht jede Frau mit“, sagt er.
Angefangen hat er mit 14 und einer Ausbildungs als Waldfacharbeiter
Vor 65 Jahren wurde er in Meckenheim-Lüftelberg geboren, allzu weit hat es ihn also nicht in die Welt gezogen. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung zum Waldfacharbeiter, später studierte er Forstwirtschaft in Göttingen. Letztlich kam er zur höheren Forstbehörde, damals in Endenich, der späteren Landwirtschaftskammer Rheinland. Und ab 1987 arbeitete er in der staatlichen Försterei Venne, die er bis 1995 leitete.
Nach Revierumstrukturierungen wurde Wild Betreuungsförster für den Wald im Drachenfelser Ländchen und in Alfter. Da war er dann nicht mehr zuständig für den Staatswald, in dem sein Forsthaus steht, sondern für die privaten Flächen ringsherum. Dazu gehörten Teile des Waldes der Stadt Meckenheim sowie der Gemeinde Swisttal, beide diesseits der A 61, außerdem Teile der Privatwaldflächen auf dem Gebiet der Gemeinde Alfter südlich der B56 und natürlich die Waldgebiete der Gemeinde Wachtberg gleich um die Ecke. „Das waren zirka 3500 Hektar, für die ich hoheitlich zuständig war.“
Entwicklungshilfe für Uganda
Er beriet die Waldbesitzer und unterstützte sie. Durchforstung, Wiederaufforstung, all das fällt darunter. Meistens hätten ihn die Leute machen lassen, „weil manche die Fichte von der Eiche nicht unterscheiden konnten“, sagt er, ohne das gehässig zu meinen. Nebenbei machte er Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung etwa mit Waldführungen oder der Durchführung der Waldjugendspiele an der Waldau, er war mit der Jagd in 750 Hektar Staatswald beauftragt. Und trotzdem war noch Zeit, um bei einer Theatergruppe Regie zu führen, im Pfarrgemeinderat Meckenheim mitzuwirken, einen kleinen Chor zu leiten und Entwicklungshilfe in Uganda zu betreiben.
Das ehrenamtliche Engagement möchte er jetzt intensiver pflegen, vielleicht ausbauen. Er kümmert sich um seinen Garten, um die Hühner, die Heidschnucken und die Streuobstwiese rund um sein Haus und besucht seine Lieblingsorte, das Denkmal bei Berkum, den Rodderberg oder den Wald rund um den Bahnhof Kottenforst, in dem sein Vater früher Jagd- und Forstaufseher war. Seinem Nachfolger Christopher König wünscht er, „dass er einen guten Blick für die Natur behält, dass er achtsam ist, was draußen geschieht“.
Experimente mit klimaangepassten Bäumen sieht er kritisch
Denn da geschieht einiges, und das gefällt Wild nicht. „Dass in den Wäldern die Baumbestände, die ich gepflanzt habe, als ich anfing, fast zu 100 Prozent tot sind, erschüttert mich.“ Die Fichten, die nach Dürre und Borkenkäferbefall gefällt werden mussten, seien noch nicht erntebereit gewesen. „Da ist auch ein Stück Lebenswerk kaputtgegangen.“ Auch die Laubbäume würden schwächeln. Zugleich sehe er Experimente mit „klimaangepassten Bäumen“ skeptisch. „Ich frage mich, was das für ein Baum ist.“ Bäume, die im Winter monatelang im Matsch stehen und im Sommer zugleich große Hitze ertragen, kenne er nicht. Das sei wohl die „eierlegende Wollmilchsau“ unter den Bäumen.
Hinzu komme: „An welches Klima muss ich die Bäume denn anpassen?“ Was in zehn Jahren ist, könne man jetzt noch nicht vorhersehen. Das einzige, womit man dem Wald helfen könne, sei, das Klima zu schützen. Immerhin sei die Entwicklung der Forstwirtschaft seit seiner Zeit in die richtige Richtung gegangen: Rückegassen, nur so viel ernten, wie nachwächst, keine Kahlschläge mehr, sensiblere Technik. Mit der „naturschutzgemäßen Waldwirtschaft“ hätten sich die Spielregeln im Wald geändert.
Nach 50 Jahren kommen schnell Aussagen zustande wie „Keiner kennt den Kottenforst und den Wald im Drachenfelser Ländchen so gut wie er“ – stimmt das? „Ich glaube, ja“, sagt Willi-Josef Wild mit verschmitztem Lächeln. „Im zentralen Kottenforst kenne ich, glaube ich, jeden Baum und jeden Strauch.“