Godesberger Geschäftswelt Der letzte Fotoladen in Bad Godesberg

Bad Godesberg · In seiner Rolle als Besitzer eines Fotoladens mit angeschlossenem Studio hat Armin Höhner in den vergangenen 20 Jahren so einiges erlebt und durchgemacht. Wandelnde Zeiten, die die meisten seiner Konkurrenten nicht überstanden – denn mittlerweile ist Höhners Laden in der Schultheißgasse das letzte klassische Fotogeschäft in der Godesberger Innenstadt.

 In den letzten 20 Jahren bekam Armin Höhner, Inhaber von Foto Studio Bruder, schon so einige vor die Linse, darunter Arnold Schwarzenegger und die Kölner Haie.

In den letzten 20 Jahren bekam Armin Höhner, Inhaber von Foto Studio Bruder, schon so einige vor die Linse, darunter Arnold Schwarzenegger und die Kölner Haie.

Foto: Dennis Sennekamp

Frühzeitiger Geschäftsschluss wegen arabischer Prinzen, afrikanische Botschafter und ihre Vorliebe für riesige Ferngläser, die Auswirkungen des Regierungsumzugs und die digitale Evolution auf dem Kameramarkt. An das alles kann sich Höhner erinnern. „Als ich anfing, gab es in Godesberg vier Fotoläden“, erzählt der 52-Jährige. Zwei davon hätten schon vor etwa zehn Jahren aufgegeben. Im August schloss mit dem „Godesberger Fotoladen“ an der Alten Bahnhofstraße schließlich Höhners letzter Konkurrent aus Altersgründen (GA berichtete). „Ich bin so etwas wie der letzte Mohikaner“, pflegt der gelernte Fotografenmeister daher zu sagen, wenn es um seinen Laden geht.

Im Jahr 1997 sei er als Fotograf in den hinteren Teil des Gebäudes gezogen, um dort in einem Studio zu arbeiten, das er von dem damaligen Inhaber und Namensgeber des Fotostudios Bruder gepachtet habe. „Deshalb haben wir den Namen auch bis heute beibehalten“, erklärt Höhner. „Ich machte hinten Fotos, vorne wurde Kameraequipment verkauft.“ Zwei Jahre nach seinem Einzug übernahm Höhner das Geschäft dann vollständig.

In der Anfangszeit seien seine Kunden vor allem Botschafter und Würdenträger aus aller Welt gewesen, so Höhner. „Einmal musste ich den Laden schließen, als ein arabischer Prinz mit seiner 20 Mann starken Entourage für ein Fotoshooting auftauchte“, sagt Höhner. „Ich hatte aber auch viele Botschafter in meinem Studio zu Gast. Zum Beispiel englische Sirs und Botschafter aus Kenia, die ganz verrückt waren nach riesigen Ferngläsern.“ Einmal im Monat habe er so mindestens ein Fernglas im Wert von 2000 D-Mark verkauft.

Als Fotografenmeister bekam Höhner aber auch die damalige deutsche Politprominenz vor die Linse. „Ich hatte unter anderem Shootings mit Gerhard Schröder und Peer Steinbrück“, so Höhner. Bei Helmut Kohl konnte er dagegen nicht landen: Zum Ende von dessen Amtszeit sei er eingeladen worden, ein Pressegespräch im Kanzleramt zu fotografieren. „Ich wurde aber wieder des Hauses verwiesen“, sagt Höhner mit einem Schmunzeln. „Ich trug nämlich keinen Anzug, sondern eine alte Lederjacke. Es war eine illustre Zeit.“

Doch mit dem Umzug der Regierung nach Berlin habe sich alles schlagartig verändert. „Plötzlich fielen die Aufträge weg, die Fotoausrüstung und die Ferngläser wurde ich nicht mehr los.“ Hinzu kam die Digitalisierung auf dem Fotomarkt. „Wir haben teuer umrüsten müssen von analoger auf digitale Fotografie“, sagt Höhner. „Dann boten irgendwann die Elektromärkte günstige Kameras an. Die Leute kamen zu uns zur Beratung und kauften anschließend woanders.“ Höhner gab den Verkauf von Kameras und Zubehör schließlich auf und konzentrierte sich auf seine Arbeit im Fotostudio. „In manchen Jahren war das ein Kampf ums Überleben.“

Seit dieser Zeit habe sich die Godesberger Innenstadt sehr verändert, seine Kunden seien älter geworden. „Wir haben hier kaum noch Geschäfte für junge Leute, sondern nur für alte Damen“, sagt Höhner. „Die Vermieter von Ladenlokalen und die Politik müssen umdenken und am Image von Bad Godesberg arbeiten.“ Der Stadtbezirk habe sicherlich Probleme, „wir sind aber noch lange kein Kiez“, findet Höhner. Darüber hinaus sollten die Geschäftsleute mehr aufeinander zugehen und sich miteinander verzahnen. Einige Ladeninhaber auf der Koblenzer Straße berieten derzeit darüber, wie sie die Einkaufsstraße sicherer, sauberer und attraktiver machen könnten.

Seitdem er mit seinem Laden allein auf weiter Flur sei, befinde sich sein Geschäft übrigens im Aufschwung, sagt Höhner hoffnungsvoll. Im September begann er sogar wieder damit, Kameras zu verkaufen. Mit der Berufung als Exklusivfotograf der Klimakonferenz bekam er zudem einen für ihn sehr wichtigen Auftrag und kam dabei Prominenten wie Arnold Schwarzenegger und Al Gore ganz nah.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
So kriminell ist Bad Godesberg
Kriminalstatistik der Polizei So kriminell ist Bad Godesberg
Aus dem Ressort