Neuer Roman von A.S. Dowidat aus Bad Godesberg Der Mann, der bei Ikea einzog

B ad Godesberg · Klinikpfarrerin Annette Schmitz-Dowidat erzählt in ihrem neuen Roman von einem leicht surrealen Glückssucher: ein Mann, der sich bei Ikea die Langeweile vertreibt.

 Symbolbild.

Symbolbild.

Foto: Fredrik von Erichsen

Der Mann, der es sich da in der Bettenabteilung des Möbelhauses bequem gemacht hat, fällt auf den ersten Blick kaum auf. Im neusten Roman der Autorin Annette Schmitz-Dowidat blickt dieser Ulrich von einer Matratze aus grübelnd zum Gewirr an Versorgungsleitungen hoch. So kreuz und quer wie sie, scheint ihm auch sein Leben zu verlaufen. Nur eines weiß er: Den Computerkurs, zu dem ihn, den Stellenlosen, das Arbeitsamt schicken will, wird er nicht antreten, weil damit seine Lebensfragen nicht beantwortet werden – die ihm eben wichtiger sind als ein geregeltes Einkommen. Da treibt sich dieser Ulrich lieber ganze Tage lang im Möbelzentrum herum, ohne sich zu langweilen.

 „Ulrich ist ein vom Leben gebeutelter Anti-Held“, sagt die Autorin. Und dies lasse sich, denke sie, am besten an einer männlichen Figur erzählen. „Mir fiel tatsächlich zuerst die Figur des Ulrich ein, die Geschichte kam dann irgendwie dazu“, so Schmitz-Dowidat.

In ihrem letzten Roman „Herr Jakob träumt“ machte sie sich auf die Spur eines kleinen, mausgrauen Herrn, der sein Leben bewusst verlangsamt und schließlich in einen Winterschlaf fällt (der GA berichtete). Im aktuellen Roman geht es um „Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand“. Fiktives Schreiben bedeute für sie Weltaneignung und Weltdeutung und immer auch Auseinandersetzung mit sich selbst, sagt die 50-Jährige, die unter dem Pseudonym A.S. Dowidat veröffentlicht.

Die promovierte Theologin, die auch Jura studiert hat, arbeitet als evangelische Seelsorgerin an der Universitätsklinik. „Auf halber Stelle, daher bleibt immer genug Zeit zum Schreiben“, berichtet sie. Schreiben, am liebsten frühmorgens, sei für sie eine Kraftquelle. „Morgens kann der Geist noch sehr frei umherwandern.“ Und in Gedanken mit Ulrich zu Ikea gehen.

„In Romanfiguren fließen ja meist auch eigene Persönlichkeitsanteile ein, die sich anders vielleicht gar nicht ausdrücken können“, sagt Schmitz-Dowidat. Zudem biete es wunderbare Möglichkeiten, Aspekte der biblischen Botschaft in völlig neue Zusammenhänge zu stellen und neu zu erzählen. „Wer mag, kann da gerne auch bei Ulrich auf Spurensuche gehen.“

 Die Pandemie habe ihre Arbeit als Klinikseelsorgerin in vielerlei Hinsicht verändert, schildert die 50-Jährige dann. Manchmal müsse das Team von Woche zu Woche neu überlegen, was möglich ist. Seelsorge sei aber insbesondere in solchen Krisenzeiten sehr notwendig und gefragt, sagt die Theologin. Auch für die Patienten und Angehörigen sei es ja ein Ausnahmezustand, der noch zusätzlich zur persönlichen Krankheitssituation belaste, etwa durch Besuchseinschränkungen in den Krankenhäusern.

 Hat ihren neuen Roman veröffentlicht: Annette Schmitz-Dowidat.

Hat ihren neuen Roman veröffentlicht: Annette Schmitz-Dowidat.

Foto: privat

„Wie in jeder anderen Krise kann Seelsorge auch hier neuen Mut machen und Hoffnung wachhalten.“ Man könne einem Gegenüber das Gefühl vermitteln, in einer schwierigen Situation nicht alleine zu sein. Dies gelte völlig unabhängig von der konfessionellen oder überhaupt kirchlichen Bindung. „Die Seelsorge am Uniklinikum ist für alle Menschen offen und da.“

Im Handel erhältlich: A.S. Dowidat, „Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand“, adeo-Verlag 2020, 18 Euro.

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