Über 1500 Ehrenamtliche Die Bürgerstiftung Rheinviertel wird 15 Jahre alt

Bad Godesberg · Bürgerstiftung Rheinviertel wird 15 Jahre alt. Für ihre Projekte benötigt sie jährlich rund 500.000 Euro.

 Engagement trotz Corona: Stadtdechant Wolfgang Picken (l.) und Hanns-Christoph Eiden setzen sich für die Bürgerstiftung Rheinviertel ein.

Engagement trotz Corona: Stadtdechant Wolfgang Picken (l.) und Hanns-Christoph Eiden setzen sich für die Bürgerstiftung Rheinviertel ein.

Foto: Axel Vogel/AXEL VOGEL

Was aus dem Wunsch, zwei Kindergärten zu retten, die Jugendarbeit zu fördern und eine Hospizschwester einzustellen, einmal werden würde, hätte wohl vor 15 Jahren kaum jemand gedacht. Am wenigsten Stadtdechant Wolfgang Picken, der die Bürgerstiftung Rheinviertel zu diesem Zweck ins Leben gerufen hat, und Hanns-Christoph Eiden, Vizevorsitzender und Mann der ersten Stunde. „Anfangs war sie eine charismatische Pommesbude, jetzt ein Flaggschiff für das bürgerschaftliche Engagement im kirchlichen Raum“, fasst Picken zusammen.

Mittlerweile hat die Initiative, die ursprünglich auf fünf Jahre angelegt war, zahlreiche Nachahmer gefunden. Bistumsweit gibt es laut Picken mittlerweile Jugendreferenten und Ehrenamtskoordinatoren, die zuerst in Bad Godesberg eingestellt wurden. Die Idee, ein integriertes Hospiz zu gründen, zog weite Kreise. Und auch der heilpädagogische Beratungs- und Förderdienst, der unter anderem in den Kitas im Einsatz ist, ist dabei, Vorbildcharakter zu entwickeln. Um nur einige der Trendsetter-Projekte zu nennen.

Das Erfolgsrezept: Die Menschen – mittlerweile sind es zwischen 1500 und 2000 Ehrenamtliche – gestalten ihren eigenen Lebensbereich, erklärt Eiden. Und können die Früchte ihrer Arbeit ernten, ergänzt Picken. „Ehrenamt ist nicht immer altruistisch zu verstehen“, so der Stadtdechant und Bad Godesberger Pfarrverweser. „Es ist kein Sündenfall, wenn man einen persönlichen Nutzen von seiner Arbeit hat.“ Vielfach sei dies eine zukunftsweisende Motivation. So kämen viele Menschen in einer Zeit zur Bürgerstiftung, in der ihr Engagement ihren eigenen Kindern, ihren eigenen Eltern zugute komme. „Und dann bleiben sie dabei“, sagt Picken.

Möglichkeiten zum Engagement gibt es genug. Denn die Aktivitäten der Stiftung sind vielfältig. Sie reichen von der Hospizarbeit, dem Einsatz von Demenzhelfern und Palliativschwestern, über die Trägerschaft für drei Kindertagesstätten und ein Familienzentrum, bis hin zum Netzwerken für die Generation „50 plus“ und die Betreuung der Urnengrabstätten im Mausoleum Carstanjen. Um das alles auch finanziell stemmen zu können, werden jährlich zwischen 500 000 und 600 000 Euro benötigt, so Eiden. In der Vergangenheit war es selten ein Problem, den Betrag aufzubringen. Nicht nur, dass es zahlreiche „Stammspender“ gab und gibt, die der Stiftung regelmäßig Geld zukommen lassen. Von Vorteil ist auch, dass sich das Wirkungsfeld der Bürgerstiftung auf eher wohlhabende Stadtteile konzentriert. Doch die Menschen zu aktivieren sei „in Zeiten wie diesen eine Herausforderung“, stellt der Vize-Vorsitzende fest.

Denn die Corona-Pandemie sorgt nicht nur dafür, dass sämtliche Feiern zum 15. Geburtstag abgesagt werden mussten. Sie ist auch eine Gefahr für das Wir-Gefühl, das bei den Veranstaltungen entsteht, so Picken. Dort werde den Menschen vermittelt, „dass wir eine Gemeinschaft sind und zusammengehören“. Wenn die nicht mehr erlebbar sei, „ist das ein neuralgischer Punkt für unsere Stiftung“.

Doch den Kopf in den Sand zu stecken, ist das Ding des Vorstands nicht. Schließlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass sich immer neue Wege auftun. Die Trägerschaft der Kitas wurde übernommen – beim Stiftungs-Eröffnungsdinner kam die erste Zusage, eine Einrichtung zu finanzieren, am nächsten Tag folgte die zweite. Die Sonja-Kill- und die Margarete-Winkler-Kita waren geboren. Dann fiel der Stiftung das Mausoleum Carstanjen samt Vermögen zu. „Das hat uns Luft gegeben und Ideen freigesetzt“, so Picken. Die Mitarbeiter kamen freudig zur Stiftung, Orden ließen sich nieder. „Es lag ein Segen auf der Sache“, ist der Stiftungsgründer sicher. Was nicht zuletzt an den Menschen liegt. „Wenn wir irgendwann gesagt hätten, dass wir fertig sind, wäre das der Beginn des Abstiegs gewesen“, ist Eiden sicher. Der aber wird mit Sicherheit noch lange auf sich warten lassen.

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