Koblenzer Straße in Bad Godesberg Die helle Farbe bleibt umstritten

BAD GODESBERG · "Entsetzlich hässlich" fand Brigitte Haas den neuen Belag der Koblenzer Straße. "Es passt farblich überhaupt nicht." Sie würde einen Rotton oder Grau bevorzugen, sagte die Mehlemerin, die der Einweihungszeremonie am Samstagmittag beiwohnte. Ihre Mutter Gisela Haas bemängelte die Kante, die die Deckschicht beim Übergang zur Wasserrinne am Straßenrand bildet: Das sei eine Stolperfalle.

Die Farbe sei nur wegen des neuen Karnevalsmottos "Bad Godesberg bunt wie ein Regenbogen" ausgewählt worden, scherzte Brigitte Grüll. Die Stadtmarketing-Vorsitzende dankte den Vertretern der Stadt für die "kooperative Zusammenarbeit". Die hatten sich mit der Sandfarbe des Straßenbelags etwas gedacht: "Wir müssen langfristig planen", sagte Peter Esch, Leiter des Tiefbauamtes.

Deshalb habe man für die vier Zentimeter dicke Deckschicht - früher Verschleißschicht genannt - bewusst einen kräftigen Farbton gewählt, der mit der Zeit durch Witterung und Verkehr ausblassen werde. Der gesamte Straßenkörper halte jetzt sicher 50 Jahre.

"Wenn schwarzer Asphalt neu ist, ist er erst mal pechschwarz", sagte Siegmund Zöllner, der beim Tiefbauamt für Planung und Neubau von Straßen zuständig ist. Mit der Zeit würde er blasser, und genauso werde es auch in der Koblenzer Straße sein, versicherte auch er.

Daneben würden die derzeit noch etwas blassen Steinplatten, mit denen die Fußgängerbereiche belegt seien, aufhellen, so dass sich beide Bereiche farblich anpassen. Warum nicht rot? "Das ist nicht mehr zeitgemäß", so Zöllner. Man habe sich ähnliche Straßen in anderen Städten angeschaut und festgestellt, dass die Sandfarbe sich am besten eigne, um zum Beispiel Übergänge deutlich zu machen.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch ging auch auf die Farbe ein. Auch beim Alten Rathaus habe es nach dem neuen Anstrich Kritik gegeben, er sei zu hell geraten. "Das hat sich gelegt." Er gratulierte zur Eröffnung, auch wenn sie verspätet stattfinde - ursprünglich sollte die Straße schon im September eröffnet werden.

Schuld daran seien die lange Frostperiode und das Unwetter im Sommer, sagte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann: Beides habe die Bauarbeiten verzögert. Außerdem habe man um Baumwurzeln herum bauen müssen und einige Versorgungsleitungen nicht dort vorgefunden, wo man sie vermutet habe.

Das könne passieren, wenn die Leitungslagen zum Teil 60 Jahre alt sind, sagte Esch. "Man baut im Untergrund. Das ist immer unbekanntes Land." Nachdem jetzt endlich die "zentrale Achse der Fußgängerzone" fertiggestellt sei, müsse man sich anderen Bereichen zuwenden, sagte Schwolen-Flümann: "Trotz knapper Kassen besteht für die Bad Godesberger Innenstadt weiterer Handlungsbedarf."

Das Pflaster der Fußgängerzone etwa stamme aus den 70er-Jahren. "Die Planungen für die Umgestaltung des Ria-Maternus-Platzes liegen noch in der Schublade. Nach Abschluss des Bahnhof-Umbaus, der Ende 2014 beginnt, ist dies eine der vordringlichsten Maßnahmen."

Aber auch an der Koblenzer Straße ist noch nicht alles getan. "Da wird so etwas schön gemacht, aber die Autos fahren einfach durch", beklagte sich der Godesberger Oskar Gerhartz. In der Fußgängerzone sollte es keine Autos geben. Nur Busse, Taxis und Zulieferer dürfen in die Koblenzer Straße einfahren. Während der Straßeneinweihung, die vom "Tilmann Schneider Swing Terzett" begleitet wurde, passierten aber auch andere Fahrzeuge die Straße. Dafür habe man auch schon Ideen, kündigte Esch an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort