Ausstellung in der Bad Godesberger Immanuelkirche Die moderne Maria lebt im Krieg

Heiderhof · Die Immanuelkirche zeigt die Gottesmutter in ganz anderen, neuen Perspektiven: Maria im Spiegel zeitgenössischer Kunst.

 Ein bewaffneter Soldat blickt auf eine im goldenen Licht vereinte Mutter-Kind-Idylle herüber. Der Betrachter befindet sich mit dem Bild von Sandra Eisenbarth im Heute, im Krieg in Europa.

Ein bewaffneter Soldat blickt auf eine im goldenen Licht vereinte Mutter-Kind-Idylle herüber. Der Betrachter befindet sich mit dem Bild von Sandra Eisenbarth im Heute, im Krieg in Europa.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Die biblische Maria kann aus heutiger Perspektive eine im Ukraine-Krieg ihre Kinder schützende Mutter sein, eine nachdenkliche Schwangere, die Zwiesprache mit ihrem ungeborenen Kind hält (von Angelika Ehrhardt-Marschall), oder eine Großmutter, die mit ihrer ganzen Lebenserfahrung der jungen Generation Mut macht, in die Zukunft zu blicken. Diese und noch mehr moderne Deutungen der Jesusmutter zeigt die Ausstellung, die derzeit in der evangelischen Immanuelkirche zu sehen ist.

„Maria im Spiegel zeitgenössischer Kunst“ hat sie die Organisatorin, Pfarrerin Beatrice Fermor, betitelt. Sieben Künstler hat sie gewonnen, Malerei, Zeichnungen und Fotografien beizusteuern. „Alle haben keinen speziell kirchlichen Blick auf Maria“, erläutert Fermor den spannenden Ansatz, gerade im Gotteshaus kirchenferne Bilder der Christusmutter gespiegelt zu erleben.

Und so erwarten den Betrachter im oberen Foyer interessante Perspektiven. Kai Ladzinski zeigt Maria in einer Zeichnung ganz in sich versunken. Unter dem Schleier sind die Augen geschlossen. Diese Frau scheint all den Schmerz einer Mutter, die ihr Kind verliert, mit sich selbst auszutragen.

Zuversicht ausstrahlende Komposition

Sabine A. Hartert kontert auf ihrer Fotomontage saftige Zwiebeln hinter einem Türrahmen mit dem traditionellen Marienbild unserer Kirchen. Das Leben erobert seinen Platz in unserem Denken zurück, auch wenn unsere Liebsten gegangen sind. Sandra Eisenbarth lässt eine Großmutter ihre segnenden Hände auf der Schutz suchenden nackten Enkelin ruhen – eine vor einer Naturkulisse Zuversicht ausstrahlende Komposition.

Stefan Noss scheint vor intensivfarbiger Kulisse das Leid der Frauen zu spiegeln, die den toten Jesus oder einen anderen Verstorbenen finden.

Im Altarraum selbst fällt sofort das Marienbild von Frieda Wionzek ins Auge, auf dem eine Mutter ihr Kind wiegt, während sich spitze Dornen in den innigen Kreis vorzuarbeiten scheinen. Und doch wachsen auch schon Rosen nach, um die Dornen zu verdrängen. Man fühle sich natürlich an das Lied „Maria durch ein` Dornwald ging“ erinnert, erklärt Küsterin Regina Franz, die diese nun vierte Kunstausstellung in den Immanuelkirche mit gehängt hat.

Auf der anderen Seite des Altars blickt ein mit einem Maschinengewehr bewaffneter Soldat auf eine im goldenen Licht vereinte Mutter-Kind-Idylle herüber. Die Frau hat eine Corona-Maske übergezogen. Wir befinden uns mit dem Bild von Sandra Eisenbarth im Heute, im Krieg in Europa,

Nebenan schimmert aus dem Dunkel ein Gesicht mit geschlossenen Augen heraus. „Wie eine Pieta“ erläutert Franz das Bild von Angelika Ehrhardt-Marschall, also wie eine trauernde Maria über dem Leichnam ihres Sohnes. Allen Künstlern sei der Zugang zu Maria als Quelle der Weisheit und der Liebe eigen gewesen, resümiert Pfarrerin Fermor zur Ausstellung. „Weil Maria so viel Leid ertragen hat, kann sie uns auch heute zeigen, wie auch wir damit umgehen können.“

Auch die Exponate von Maria Dierker seien sehr persönliche Werke, in denen sich christliche Tradition, biografische und zeitgeschichtliche Bezüge verweben, sagt Fermor. Maria begegne als widerständige Hüterin des Lebens. „Eine Spiritualität scheint auf, die tief im Leben verwurzelt ist.“

Öffnungszeiten bis Advent am Tulpenbaumweg 2: Dienstag, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.

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