Schlecker-Schließungen Die Reaktionen fallen in den Godesberger Ortsteilen sehr unterschiedlich aus

BAD GODESBERG · Die jüngsten Filialschließungen der Drogeriemarktkette Schlecker haben in den betroffenen Vierteln eine Diskussion über die örtliche Nahversorgung ausgelöst. Von neun Geschäften, die im Zuge der Insolvenz auf Bonner Stadtgebiet jetzt geschlossen wurden, liegen drei in Bad Godesberg; zudem gingen in der Filiale in Wachtberg-Pech die Lichter aus. Andernorts blieben die Läden erhalten, was jedoch nicht nur Jubel auslöst.

In Mehlem etwa geht der Betrieb in der "XXL-Filiale" weiter. Größer als die Freude über den Erhalt scheint in Godesbergs Süden indessen weiterhin die Wehmut darüber zu sein, dass vor zwei Jahren der alteingesessene Lebensmittelhändler seinen Platz für Schlecker räumte. Diese Antwort jedenfalls hört, wer das Thema rund um den Marktplatz anspricht. "Nichts gegen Schlecker, aber ein großes Lebensmittelgeschäft mit Frischtheke wäre mir lieber", sagt eine Kundin am Stand eines Fischgeschäfts und erntet auch bei den anderen Wartenden Zustimmung. Gerade die älteren Mehlemer vermissten das Geschäft, dessen Wegzug der verbliebene Laden nicht kompensieren könne, heißt es einhellig. "Ich habe immer gern in Mehlem eingekauft und weiche für Lebensmittel eher notgedrungen ins Berkumer Einkaufszentrum aus", sagt Karin Walter aus Ließem. Ein Drogeriemarkt habe auf sie hingegen keine Magnetwirkung.

Bei aller Kritik sind in Mehlem aufgrund der Schlecker-Pleite weder Ladenleerstand, noch Arbeitsplatzverluste zu beklagen. Das sieht in Rüngsdorf und im Villenviertel anders aus. An der Beethovenallee ist das Schaufenster von innen mit Papier verklebt und von außen mit frischen Farbschmierereien versehen worden, deutlichen Vorsprung im Verfall weist allerdings die libysche Botschaft gegenüber auf. Dennoch klingen die Reaktionen auf der Straße weitgehend emotionslos: "Ich persönlich vermisse Schlecker nicht", sagt eine Dame im Vorübergehen. Auch am Römerplatz eilen Menschen an der leeren Filiale vorbei. "Die Schließung ist hier kein Thema", heißt es im griechischen Lokal gegenüber. Mehr Bedauern über das Verschwinden des Drogeriemarktes ist bei der spontanen Umfrage in Pech zu hören: "Ich habe Schlecker nie geliebt, aber es war immer praktisch, dass er da war", sagt eine Kundin. Auch wenn Pech mit seinem Angebot vergleichsweise gut dastehe, werde der Verlust wahrgenommen. Das Einkaufszentrum in nahen Berkum sei vor allem für die älteren Pecher kein Ziel: Sie müssten mit dem Bus über Bad Godesberg fahren, Umsteigen inklusive.

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