Die Schule der Kreativen in Bad Godesberg

BAD GODESBERG · In den "Bachhöfen" finden Künstler, Trainer, Modemacher und ein Restaurant zusammen: Wer hinter dem verputzten, älteren Gebäude der Bachschule steht, braucht schon viel Fantasie um zu glauben, dass Patrick Panahandeh dort in einigen Wochen ("März oder April wäre super") kochen wird.

 Noch wird gebaut, bald wird gekocht: Patrick Panahandeh in seiner künftigen Küche. Sein Restaurant "Klassenzimmer" wird im Erdgeschoss des Nebengebäudes eröffnet.

Noch wird gebaut, bald wird gekocht: Patrick Panahandeh in seiner künftigen Küche. Sein Restaurant "Klassenzimmer" wird im Erdgeschoss des Nebengebäudes eröffnet.

Foto: Ronald Friese

Denn wo zurzeit alte Spülbecken und Holzbretter stehen und liegen, soll die Küche des Restaurants "Klassenzimmer" entstehen.

Dort befindet sich dann auch der Eingang. Soll heißen, dass die Gäste entlang der Küche in das Restaurant im Erdgeschoss kommen - dafür wird demnächst die Außenwand durchbrochen. "Die Fenster sind bereits zurückgebaut, sie sehen genauso aus, wie damals", sagt Panahandeh. Doch auch sonst soll einiges an die Schulzeit des "Klassenzimmers" erinnern.

Eine alte Tafel wird zur Speisekarte umfunktioniert, eine Wand soll mit alten Bildern verschönert werden. "Ich hatte schon Kontakt zum Stadtarchiv, würde aber auch gerne Material von alten Schülern bekommen", so der 42-Jährige, der sich im "Klassenzimmer" auch eine Kochschule und Krimilesungen vorstellen kann.

Ebenso wie beispielsweise einen temporären Gemüsestand auf dem Hof, an dem die Gäste das Gemüse kaufen können, das im Restaurant verarbeitet wird. "Oder sie bringen etwas mit, wir bereiten es zu, und hinterher gibt es das Rezept."

Die Inneneinrichtung übrigens übernimmt die Eigentümerin. Innenarchitektin Tatjana von Braun und ihre Nachbarin und Freundin Judith Andreae hatten sich im vergangenen Frühjahr, als die Bachschule zum Verkauf stand, gegen mehrere andere Kaufinteressenten durchgesetzt und die entscheidenden Kommunalpolitiker von ihrem Konzept überzeugen können.

Die beteiligten Frauen haben mehr als nur den neuen Standort gemein

Sie sind dabei, an der Paul-Kemp-Straße eine Mixtur verschiedener kreativer Tätigkeiten unter dem früheren Schuldach zu vereinigen. Die Initiatorinnen sind mit Judith Andreaes bislang in der "Kunstvilla" untergebrachter Galerie, mit Tatjana von Brauns innenarchitektonischer Inspiration und der mittelständischen Netzwerkagentur BNI ihres Mannes Dominik von Braun von der Partie. Hinzu kommen als Mieter der Gastronom Panahandeh, die Yogalehrerin Kirstie Pfau, die Personal Trainerin Heike Koch-Mehrin sowie Annika Schwieger und Michael Boveleth, die Entwürfe für zwei eigene Modelabels aushecken werden.

Dabei haben zumindest die beteiligten Frauen mehr als nur den neuen Standort gemein: Sie alle gehören zu den "Godesbürgerinnen", einem Netzwerk von Frauen, die sich der Pflege persönlicher, geschäftlicher und gesellschaftlich-karitativer Beziehungen verschrieben haben. Judith Andreae und Tatjana von Braun verbindet darüber hinaus nun ein ganz besonderes Jahr: "Wir hatten eine Vision, für die wir mit Leidenschaft gekämpft haben - auch bei unseren Männern", sagt Tatjana von Braun im Rückblick auf all die Rückschläge, die eine Altbausanierung mit sich bringen kann.

"Krisen gab es genug", ergänzt ihre Mitstreiterin und denkt dabei an Dinge wie ein löchriges Dach, Hausschwamm in Wand und Boden, Asbest an Stahlträgern und die schier unerschöpflichen Brandschutzauflagen. "Aber es gab auch viel Positives, zum Beispiel die stets gute Stimmung auf der Baustelle und die herzliche Aufnahme der Nachbarn im Viertel. Nicht nur für die Eigentümer dürfte die wohl beste Nachricht aber sein, dass die Sanierung eines 120 Jahre alten Godesberger Schulhauses gelungen scheint. Ende Februar soll in den "Bachhöfen" der Betrieb beginnen.

Alte Fotos gesucht: Das erste Gebäude der Bachschule wurde 1883 errichtet. 1892 kam der rote Backsteinbau, der auf dem Foto zu sehen ist, dazu, heißt es in den Heimatblättern. Der Schulbetrieb zog um, im alten Gebäude kam unter anderem das Rektorat unter. Nachdem der Schulbetrieb eingestellt worden war, wurden die Gebäude renoviert, und 1979 zog das Bildnerische Zentrum der VHS ein, dessen Betrieb Ende 2007 eingestellt wurde. Danach standen die Gebäude leer.

Damit der Geist der Schule nicht verloren geht, möchte Patrick Panahandeh Fotos ehemaliger Burgschüler an einer Wand seines Restaurants aufhängen. Für dieses Projekt sucht er noch Bilder. Kontakt: klassenzimmer@genussreichkochen.de oder Paul-Kemp-Straße 9, 53173 Bonn.

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