Ausstellung in Bad Godesberg Die Welt ist ein Kryptikon

Bad Godesberg · Die Kryptiker haben sich Ende letzten Jahres gegründet. Mit der Ausstellung im Haus an der Redoute tritt die Bonner Künstlergruppe erstmals in die Öffentlichkeit.

 Die Kryptiker am Schreibtisch des 20. Jahrhunderts: (v.l.) Martina van de Gey, Ulf Umlauff, Tina Oelker, Joseph Schnorrenberg, Lina Kaiser und Katrin Bethke.

Die Kryptiker am Schreibtisch des 20. Jahrhunderts: (v.l.) Martina van de Gey, Ulf Umlauff, Tina Oelker, Joseph Schnorrenberg, Lina Kaiser und Katrin Bethke.

Foto: Stefan Knopp

Es wäre schon schlimm, wenn es ausgerechnet unter den Künstlern keine unterschiedlichen Anschauungen gäbe. Die einen zum Beispiel sind der Ansicht, die Kunst sei „essential in the fight against climate fatigue“, so der Titel der diesjährigen Art Düsseldorf, also ein wesentlicher Faktor, um das Weltklima zu retten. Zu der anderen Denkrichtung gehören die Kryptiker. „Da verkommt die Kunst zur Illustration“, kritisiert Joseph Schnorrenberg. „Wir wollen nicht die Welt retten. Da fühlen wir uns nicht zu Hause.“

Die Bonner Künstlergruppe macht Kunst um der Kunst willen. Schnorrenberg sieht sich als „Kryptiker in einer nur fragmentarisch zu erfassenden Wirklichkeit“. Er stellt fest: „Die Wirklichkeit kann man ja nur fragmentarisch erfassen. Es gibt niemanden auf der Welt, der alles erfasst.“ Die Welt als Kryptikon, und er als Künstler mittendrin. „Ich versuche, Ganzheiten zu schaffen.“

„Archäologie des Alltags“

In der ersten Ausstellung der neuen Künstlergruppe, die am Samstag im Haus an der Redoute eröffnet wurde, stellt der „Archäologe des Alltags“ seinen Versuch vor, die Ganzheit der Schreibtischtätigkeit des 20. Jahrhunderts vorzustellen. Seine Bürokultur besteht aus einem alten Schreibtisch mit verschiedenen Accessoires darauf, unter anderem Stempelkissen und ein alter Locher. Das Werk sei aber noch nicht fertig, sagt er.

Zu den Gründern der Gruppe gehören neben Schnorrenberg die Hamburgerin Tina Oelker und der Träger des Bonner Kunstpreises und der August Macke Medaille Karl Theo Stammer. Sie haben spannende Künstler um sich geschart, viele aus Bonn, aber auch Cornelius Völkers Meisterschülerin Lara Kaiser, die in Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr lebt, und den Italiener Federico Schiaffino, der aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Vernissage kommen konnte. Außerdem dabei: Horst Becker, der Figuren aus dem 3-D-Drucker ausstellt, Alekos Hofstetter, der sich mit der architektonischen Wirkungsmacht der Nachkriegsmoderne auseinandersetzt, und Martina von de Gey, die mit Kautschuk und Akrylfarbe Kunstwerke mit Tiefenwirkung schafft. Der Bonner Ulf Umlauff performte bei der Soirée am Samstag mit Pfeil und Bogen, und Katrin Bethge, die mit Aquarellfarbe und vielen unterschiedlichen Materialien arbeitet, startete nach Einbruch der Dunkelheit eine Lichtinstallation vor dem Haus.

Motive von schwedischen Wäldern

Sie lässt sich von Natur und Musik inspirieren und verarbeitet ihre Eindrücke in Hamburg, malt aber auch viel in schwedischen Wäldern. Tina Oelke hatte sie eingeladen, der Gruppe beizutreten – was hat sie davon? Es sei der Dialog und Diskurs mit anderen Künstlern, der sie angezogen hat, sagt sie. „Wir sind immer im Austausch. Das ist extrem inspirierend.“

Mit ihrem Namen hat die Gruppe auf jeden Fall erreicht, dass ihre Homepage www.kryptiker.de in Suchmaschinen ganz oben auftaucht. Dort findet man auch das weitere Soirée-Programm für die aktuelle Ausstellung im Haus an der Redoute, Kurfürstenallee 1a in Bad Godesberg. Am Samstag, 8. April, liest Tina Oelker ab 19 Uhr aus „Von Hasen und Göttern“, am Sonntag, 16. April, ab 18 Uhr hält der Philosoph Theo Roos eine „konzertante Lesung“, und am Samstag, 22. April, findet ab 17 Uhr die Finissage statt.

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