Filiale in Bad Godesberg Ein Blick in die Historie der Sparkasse in der Rheinallee

Bad Godesberg · Das Gebäude der Sparkasse in der Godesberger Rheinallee ist seit Jahren dem Abriss geweiht. Zum Stand der Planungen schweigt man jedoch beständig. Solange lohnt ein Blick in die Historie eines 85 Jahre alten Gebäudes.

 Das Gebäude der Sparkasse in Bad Godesberg kurz nach der Fertigstellung im Jahr 1937.

Das Gebäude der Sparkasse in Bad Godesberg kurz nach der Fertigstellung im Jahr 1937.

Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

In den 85 Jahren seiner Geschichte ist das Gebäude so etwas wie ein Alltagsobjekt geworden. Generationen von Kundschaft haben den einstigen Sitz der Bad Godesberger Sparkasse, die längst zum Verbund Sparkasse KölnBonn gehört, in den vergangenen Dekaden aufgesucht. Noch steht der exponierte Bau in der Rheinallee – das soll sich ändern, geht es nach den Plänen aus der Kölner Zentrale. Ein Neubau soll her, orientiert an aktuellen Bedingungen von Nutzungs- und Energieeffizienz. Seit Jahren ist das Ensemble praktisch dem Abriss geweiht. Zum Stand der Planungen schweigt man bei der Sparkasse jedoch beständig. Umplanungen wurden erforderlich, die noch nicht abgeschlossen sind, heißt es auf aktuelle Anfrage. Solange lohnt ein Blick in die Historie.

In den vergangenen Dekaden hat es immer wieder Ergänzungen zum Ursprungsbau aus dem Jahr 1937 gegeben. Weil kein Denkmalschutz besteht, ist der Weg frei für einen Abriss. „Es ist ein interessantes Haus, dessen Fassade man auch die Zeit seiner Entstehung trotz aller Veränderungen und späteren Anbauten noch ansieht“, sagt auch Richard Hedrich-Winter. Er betreut bei der Sparkasse das Archiv und die Kunstsammlung, als Bauhistoriker kennt er auch die Geschichte der Godesberger Sparkassengebäudes.

„Kein Schutz, aber ein Denkmalwert“

Der Kundenbereich der Sparkasse in der Rheinallee im ursprünglichen Zustand nach der Eröffnung 1937.

Der Kundenbereich der Sparkasse in der Rheinallee im ursprünglichen Zustand nach der Eröffnung 1937.

Foto: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn/Ludwig Hogrefe/Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn

Kaum ein Kunde oder Passant, der die gewölbte Fassade passiert oder das Haus durch den Haupteingang betritt, dürfte gewahr werden, dass dieser Ort eine lange Geschichte in sich trägt – vor allem natürlich die der Sparkasse und damit auch die von Veränderungen und Entwicklungen. „Kein Schutz, aber ein Denkmalwert, wenn auch vor dem Hintergrund der NS-Zeit, besteht durchaus“. Für eine mögliche Unterschutzstellung hat sich offensichtlich in der Vergangenheit niemand eingesetzt – auch die Sparkasse nicht. Laut Hedrich-Winter geschah dies vor dem Hintergrund der sich ständig verändernden Ansprüche an Geschäftsräume und Arbeitsbedingungen. „Das hier ist nicht mehr zeitgemäß.“ Ein Neubau an dieser Stelle, sagt er, würde unter anderem die Option von Vermietungen bieten.

Insgesamt setzt der Archivar eher auf Nüchternheit statt auf Sentimentalität. „Geschäftsgebäude entstehen nach den jeweiligen Bedarfen ihrer Zeit. Da stehen wir nicht allein mit unseren Anforderungen. Um für die Zukunft aufgestellt zu sein, muss der Neubau her.“ Solange die Dinge noch so sind, wie sie sind, lenkt Hedrich-Winter den Blick auf die Fassade. „Man könne das Haus als bauliches Kind seiner Zeit betrachten“. Zwei architektonische Aspekte seien typisch, in der Kombination eher selten: „Die Fassade steht für herrschaftliche Architektur, wie sie zur NS-Zeit weit verbreitet war. Während der Dachaufbau mit Schiefer und Holzfenstern dem Heimatschutzstil zuzurechnen ist. Ebenfalls beliebt damals, aber völlig anders.“ Mit Letzterem schufen Architekten künstliche Tradition am Bau.

Kaum wiederzuerkennen: Der Kundenbereich der Sparkasse in der Rheinallee im Jahr 2022.

Kaum wiederzuerkennen: Der Kundenbereich der Sparkasse in der Rheinallee im Jahr 2022.

Foto: Alexander Barth

Wer sonst hätte sich für einen möglichen Schutz einsetzen können? „Das Gebäude wurde anlässlich der Baupläne auf Bitten der Unteren Denkmalbehörde Bonn von Amtswegen durch das LVR-Amt für Denkmalpflege auf seinen Denkmalwert geprüft“, erklärt das städtische Presseamt auf aktuelle GA-Anfrage. Die Untere Denkmalbehörde selbst hatte sich gegen einen Status als Einzeldenkmal ausgesprochen, allenfalls eine Eintragung des äußeren Baukörpers – sprich der markanten Fassade – hielt man vor rund 15 Jahren aus städtebaulichen Gründen für vertretbar. Dem schloss sich seinerzeit das LVR-Amt für Denkmalpflege an, der GA berichtete darüber. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass im Inneren der Sparkasse so viel umgebaut wurde.

Diesen Umstand bestätigt auch der Historiker. „Schon nach 1945 wurde vor allem der ursprüngliche Kundenbereich massiv umgestaltet.“ Wer im Inneren auf die Suche nach Spuren der Vergangenheit geht, wird zunächst bei einer Reihe von Pfeilern fündig, die den Schwung der Fassade aufgreift. „Fotos aus den 1930er Jahren zeigen, dass man seinerzeit nach Betreten des Gebäudes quasi direkt auf Schalterplätze zugelaufen ist“, sagt Hedrich-Winter. Über die Jahre wurden dem Ursprungsbau rechts und links Gebäudeteile beigefügt, ebenso eine kleine Tiefgarage.

Auch eine einst vorhandene zweiseitige Eingangstreppe ist bereits seit den 1950er Jahren verschwunden. Ein seinerzeit mit Palmen und akkuraten Wegen gesäumter Vorplatz ist heute kaum mehr vorstellbar – gegeben hat es ihn, wie die Fotos belegen. Historische Aufnahmen zeigen aber auch, dass sich die Sparkasse mit den Insignien der Diktatur schmückte: So wurde seinerzeit die Fahne mit dem Hakenkreuz auch auf diesem Gebäude gehisst, eine Reichsadler-Plastik thronte über dem Eingang.

Historische Fassade der Sparkasse: Bekanntes Bild, aber wie lange noch?

Historische Fassade der Sparkasse: Bekanntes Bild, aber wie lange noch?

Foto: Axel Vogel

Anstelle des heutigen Ensembles hatte übrigens eine Villa den stadtseitigen Beginn der Rheinallee markiert. Hier war die Sparkasse Anfang der 1920er Jahre eingezogen. Die Villa wurde Mitte der 1930er Jahre abgerissen. Die Begründung erinnert nicht nur ein wenig an das aktuelle Vorhaben eines Neubaus. „Schon damals war die Begründung: Zu klein“, sagt der Sparkassen-Archivar.

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