Widerstand im Dritten Reich Ein erklärter Gegner des Regimes

FRIESDORF · Die Biografie des Volksschullehrers, Vorsitzenden der Zentrumspartei Bad Godesberg und erklärten Nazigegners Joseph Roth wird bald im ehemaligen KZ Buchenwald gezeigt. Dort war der Bad Godesberger selbst 1944 einige Wochen inhaftiert und erhielt mutmaßlich eine Spritze mit Benzin, an der er einige Zeit später starb.

Er war Volksschullehrer, erster Vorsitzender der Zentrumspartei Bad Godesberg und erklärter Gegner der Nationalsozialisten. Am 22. Januar 1945 starb Joseph Roth, der heute vor 120 Jahren in Köln geboren wurde, an den Folgen der Haft im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald. Für seinen Mut und seinen Widerstand gegen das Naziregime erklärte die katholische Kirche Roth 2000 zum Märtyrer.

Demnächst wird seine Kurzbiografie samt Bildern in einer Ausstellung in Buchenwald zu sehen sein. Roth steht dann stellvertretend für die Opfer der Aktion „Gewitter“, der Verhaftungswelle der Gestapo nach dem gescheiterten Attentat des 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler. Denn auch er wurde im Zuge dieser Aktion inhaftiert.

Chef der Zentrumspartei und Märtyrer der Kirche

Sein Vater war der Kirchenmaler Wilhelm Roth, der unter anderem die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Friesdorfer Kirche verschönert hat. Maler war auch sein Patenonkel Josef Roth, der ihm einmal indirekt das Leben rettete: Zur Kommunion schenkte er seinem Neffen eine Taschenuhr, die dieser stets bei sich trug, erzählt sein Enkel Josef Roth, der eine Biografie über den gebürtigen Kölner geschrieben hat. „Er trug sie am Herzen. Als er im Ersten Weltkrieg kämpfte, fing die Uhr einen Granatsplitter ab.“

Joseph Roth hatte zwei Schwestern und vier Brüder, die alle die priesterliche Laufbahn einschlugen. Außer Joseph. Er absolvierte eine Ausbildung als Volksschullehrer. Der aber der Kirche stets treu war. „Mein Großvater war sehr gläubig und ein großer Marienverehrer“, erzählt sein Enkel. Da kommt es nicht von ungefähr, das sämtliche Familienmitglieder – männliche und weibliche – den Beinamen Maria tragen.

1914 wurde Roth eingezogen, kämpfte bis 1917 im Ersten Weltkrieg, bekam das Eiserne Kreuz. Seine militärische Laufbahn endete nach einer Verletzung, sodass er seine Ausbildung abschließen konnte. 1927 trat er eine Anstellung an der Bad Godesberger Burgschule an. Weil er sich von Anfang an gegen die Nationalsozialisten wehrte, wurde er 1934 beurlaubt und schließlich strafversetzt. Nach zwei berufsfreien Jahren ging es 1936 an die kleinere Friesdorfer Volksschule, erzählt sein Enkel.

Er griff immer wieder die Nazis verbal an

Das politische Engagement wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Schon sein Vater war Mitglied der Zentrumspartei. Kein Wunder also, dass Joseph Roth ihm folgte – und 1931 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Seit 1924 arbeitete er übrigens als Schriftleiter der Parteizeitung. „In den Artikeln griff er immer wieder die Nazis an“, sagt Josef Roth.

1924 war auch privat ein Schicksalsjahr: Er heiratete die Friesdorferin und Bauunternehmertochter Katharina Paffenholz, mit der er drei Kinder bekam – einen Jungen und zwei Mädchen. Auch seine Ehefrau hatte keinerlei Sympathien für die Nazis. Was sie deutlich zeigte. Als ein Hitlerjunge ihr ein Flugblatt in die Hand drückte, „zerknüllte sie es vor den Augen des Kindes und presste es in die Kanalisation“, erzählt ihr Enkel. Sie kassierte dafür eine Anzeige, „musste zum Glück aber nicht ins Gefängnis“.

Mutmaßlich im KZ Benzin injiziert – mit tödlichen Folgen

1939 dann wurde Roth, der seine politischen Ämter aufgeben musste, eingezogen. 1940 bis 1944 allerdings war er wieder als Lehrer tätig, „aus akutem Lehrermangel“. Auf einmal war seine Weltanschauung egal – frei bewegen konnte er sich trotzdem nicht. So kam es, dass Joseph Roth am 22. August 1944 verhaftet wurde und ins Gestapo-Gefängnis in Bonn kam. Dort war er zusammen mit anderen Politiker wie Konrad Adenauer. Über das Kölner „EL-DE Gestapo-Haus“ und das Arbeitserziehungslager in Deutz wurde er am 16. September 1944 ins KZ Buchenwald deportiert. Dort bekam er die Nummer 81555. „Sie hatte vorher dem Résistancekämpfer Victor Delplanque gehört“, so sein Enkel.

Am 28. Oktober wurde Roth entlassen – allerdings wurde ihm vermutlich eine Benzinspritze injiziert. „Das berichteten Augenzeugen“, so sein Enkel. Körperlich war er zu diesem Zeitpunkt schon am Ende: In der kurzen Haftzeit war er von 120 auf 48 Kilo abgemagert. Kurz nach seiner Entlassung starb er an den Folgen der Injektion.

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