Literatur-Festival in Bad Godesberg Ein Film-Bösewicht über Vampire

BAD GODESBERG · Als der 19-jährige Russe Schtorkin das Bewusstsein wiedererlangt - sieht er sich einem Vampir gegenüber. Einem, der zugibt, den jungen Mann mit Nervengas eingeschläfert zu haben, um ihm dann umso genüsslicher die gelben Raucherzähne in den Hals zu bohren.

 Schauspieler Mark Zak kurz vor der Lesung in der McDonald's-Filiale in Pennenfeld.

Schauspieler Mark Zak kurz vor der Lesung in der McDonald's-Filiale in Pennenfeld.

Foto: Ronald Friese

Der Kölner Schauspieler Mark Zak kostet die Spannung des Romans "Das fünfte Imperium" von Wiktor Olegowitsch Pelewin in der Pennenfelder McDonald's-Filiale gehörig aus.

Die Zuhörerschaft aller Generationen - "manch einer kehrt wohl eher selten hier ein", bemerkt zu Beginn Filialleiterin Angelika Westphal - zittert ordentlich mit. Für das Festival "Literatur in den Häusern der Stadt" ist der beliebte TV- und Film-Darsteller ins Schnellrestaurant gekommen. Und das mag auf den ersten Blick nicht als Musentempel gelten, sagt auch Einladerin Brigitte Pütz vom Veranstalter Kunstsalon. Sie sei auf die Lokalität McDonald's gekommen, weil sich nach dem Zusammenbruch des Ostblocks auch in Moskau vor den Türen "dieser westlichen Freiheit" Schlangen gebildet hätten.

Nun steht also unter dem Basketballkorb, unter dem noch Haribo-Legende Hans Riegel mit der Belegschaft seine Geburtstage feierte, der bekannte Vampirroman über das postsowjetische, turbokapitalistische Russland auf dem Programm. "Ist der Maskenmann ein Perverser, ist er ein Durchgeknallter? Oder was will er?", lässt Mark Zak den bis auf die Knochen erschrockenen Jugendlichen im Roman fragen. Und Zak rollt das R, das noch seine Herkunft aus der Ukraine anklingen lässt, dass es eine wahre Freude ist, und schaut ins Publikum.

Aktuell ist der auf Film-Bösewichte abonnierte Schauspieler im gerade angelaufenen Film "Stereo" mit Moritz Bleibtreu und Jürgen Vogel zu sehen - in der Rolle des Gefürchteten. Im McDonald's ist Zak die Idealbesetzung. Wenn er auch freundlich in die Runde blickt. Der Junge im Roman wird den von ihm so ersehnten Zugang zur Elite erlangen - zum hohen Preis, dass er sich in der Gesellschaft von Vampiren wiederfindet, die ein neues, "das fünfte Imperium" errichten wollen.

Der Roman spiegele zwar das Russland der frühen 2000er Jahre, aber er habe extrem hellseherische Qualitäten, hat Mark Zak dem GA vor der Lesung begeistert berichtet. "Sehen Sie hier: Sich sinn- und gnadenlos größer zu machen, als man ist, das ist eine typisch russische Krankheit", liest Zak vor. Das sei, so der Romanautor, eine "fatale Kombination aus europäischem Raffinement und asiatischer Rücksichtslosigkeit". Mark Zak strahlt. "Einfach wunderbar ausgedrückt, nicht wahr?"

Gleich wird in seiner Lesung aus dem Buch mit dem blutroten Cover gehörig Lebenssaft fließen. Und der Fantasyroman wird gerade die heutige Realität pointiert überspitzen.

Auf die Zuhörer warten Fruchtcocktails mit - na klar - einem Schuss Wodka beim angeregten Nachgespräch.

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