Interview mit Lutz van Dijk Ein Heim für Waisen in Südafrika

BAD GODESBERG · Der deutsch-niederländische Lehrer und Buchautor Lutz van Dijk kämpft für sein Waisenhaus in den Townships von Kapstadt: auch mit Lesungen aus seinem neusten Buch "African Kids" in Bad Godesberger Schulen, und am Freitag, 23. Mai, durch einen Benefizabend mit Musik in der Marienforster Kirche. Mit van Dijk sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

Sie sind Lehrer und Jugendbuchautor. Woher kommt Ihre Begeisterung für Afrika?
Lutz van Dijk: Durch das vor zwölf Jahren in Südafrika begonnene Kinderprojekt Hokisa habe ich das Privileg erhalten, sehr hautnah die demokratische Gestaltung dieses Landes miterleben zu können, vielleicht sogar an einer kleinen Stelle etwas beizutragen.

Was genau macht denn die Stiftung Hokisa in Südafrika?
van Dijk: Hokisa steht für "Homes for Kids in South Africa", also dafür, dass Kinder und Jugendliche, die ihre Eltern, zuweilen die gesamte Familie an Aids verloren haben, ein Zuhause bekommen. Diese Arbeit wird von vielen Schulen in Deutschland und Holland, aber auch in Südafrika unterstützt.

Haben Sie das Schicksal einiger dieser Aids-Waisenkinder besonders im Hinterkopf, wenn Sie lesen und um Spendengelder werben?van Dijk: Unsere Kinder verstehen sich nicht als "Aids-Waisen", sondern zuerst als ganz normale Kinder, denen ihre Freunde wichtig sind und die gern ihren Geburtstag mit anderen feiern. Am nächsten sind mir die meiner Bücher, in denen unsere jungen Leute selbst zu Wort kommen, wie zum Beispiel der Foto-Geschichten-Band "African Kids".

Gerade waren Wahlen in Südafrika. Wie schätzen Sie die Zukunft der Waisenkinder in diesem Land ein?
van Dijk: Viel wird davon abhängen, ob die extremen Unterschiede zwischen wenigen sehr Reichen und vielen extremen Armen überwunden werden können. Nur, wenn alle Kinder eine gute Schulbildung erhalten, wird die Zukunft auch für unsere Kinder positiv sein.

Sie lesen auch in Schulen, hier in Bonn im Aloisiuskolleg und im Amos-Comenius-Gymnasium. Wie reagieren denn die Wohlstandskinder auf Ihre Erzählungen?
van Dijk: Kinder sind zuerst Kinder, überall: Sie empfinden Recht und Unrecht sehr direkt und können sich dann auch mit Kindern identifizieren, die vielleicht sehr weit weg und unter ganz anderen Bedingungen aufwachsen.

Und wie kam es zu dieser Konzertinitiative in Bad Godesberg?
van Dijk: Diese wunderbare Initiative geht zurück auf engagierte Menschen wie Barbara Ter-Nedden von der Godesberger Parkbuchhandlung, Robert Wittbrodt, Musiklehrer des Aloisiuskollegs, und seine jungen Musikerinnen und Musikern sowie auf Dieter Dresen, Leiter des Wachtberger Büchereiverbunds. Wir sind jedem von ihnen sehr dankbar. Ich bin sicher, dass es ein bewegender Abend wird, an dem man auch viel über Südafrika erfahren kann.

Übers Spenden hinaus: Was können hiesige Jugendliche für ihre benachteiligten Altersgenossen etwa im Waisenhaus in Südafrika tun?
van Dijk: Viele Schulen haben hier sehr unterschiedliche, tolle Initiativen entwickelt: Projektunterricht zu Südafrika in Fächern wie Geschichte, Politik oder Geographie, aber eben auch Sponsorenläufe oder Weihnachtsbasare.

Und was können hiesige Kinder von ihren afrikanischen Altersgenossen lernen?
van Dijk: Dass man niemals aufgeben darf, auch nicht unter sehr schwierigen Lebensbedingungen - und dass Freude an einfachen Dingen einem viel Kraft verleihen kann.

Zur Person

Der vor 58 Jahren in Berlin geborene Lutz van Dijk war Lehrer an einer Sonderschule in Hamburg, dann in der Lehrerausbildung und im Anne-Frank-Haus in Amsterdam tätig.

Seine vielfach preisgekrönten Jugend- und Sachbücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Seit 2001 arbeitet er für die Stiftung Hokisa (Homes for Kids in South Africa), die sich für Aids-Waisenkinder in Südafrika einsetzt. Er lebt in Kapstadt.

Der Benefizabend

Unter der Leitung von Robert Wittbrodt spielen am Freitag, 23. Mai, 19.30 Uhr in der Marienforster Kirche, Am Draitschbuch, 16 Schüler Konzerte von Händel, Cimarosa und Bach.

Solisten sind Josefine Pechan (Harfe), Daniel Lauwes (Oboe), Elisa Wittbrodt und Moritz Ter-Nedden (Violine). Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden gebeten. Karten gibt es unter [sym_tel] 02 28/35 21 91 oder unter www.parkbuchhandlung.de

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