Gemeindezentrum der Erlöserkirche wird kunstvoll ins Licht gesetzt Ein Hingucker in Rüngsdorf

Bad Godesberg · Architektur, Kunst und Licht verbinden sich beim neuen Gemeindezentrum der Erlöserkirche aufs Schönste. Eine Lichtkünstlerin setzt Akzente, die Galerie Andreae steuert Kunstwerke bei. Besonders fasziniert das Farbenspiel in den Abendstunden.

 In die Architektur des neuen Gemeindezentrums sind Arbeiten der Lichtkünstlerin Regine Schumann integriert.

In die Architektur des neuen Gemeindezentrums sind Arbeiten der Lichtkünstlerin Regine Schumann integriert.

Foto: privat

Bei der Grundsteinlegung 2018 hatte Pfarrer Norbert Waschk versprochen, das neue Gemeindezentrum direkt neben der evangelischen Erlöserkirche solle „nicht riesig, aber fein und einladend“ werden. Seit Sommer lädt der fertige Bau die Gemeinde nun wirklich ein, obwohl es wegen der Pandemie noch nicht zur offiziellen Einweihung kommen konnte. Die Jugendarbeit, die Bücherei, das Gemeindebüro und zwei Gymnastikgruppen sind auf jeden Fall eingezogen. Charakteristisch am Bau sind sicher die großzügigen Glasflächen, aber auch die den Klinker der Kirche zitierenden Flächen.

Gegenüber dem Gotteshaus sei der Neubau zur Straße deutlich zurückgenommen, erläutert Hannah Pfeiffer von Deen Architekten, Münster. Der auf quadratischem Grundriss basierende Baukörper werde durch Einschnitte so gegliedert, so dass er auf verschiedenen Ebenen subtil Bezug zur Kirche und Umgebung nehme. „Der Bund Deutscher Architekten zeichnete die Qualität des Neubaus im Oktober 2020 im Rahmen des Architekturpreises Bonn-Rhein-Sieg mit einer Anerkennung aus“, so Pfeiffer.

Pfarrer Waschk lobt, dass das neue Zentrum mit der historischen Kirche „zu einer harmonischen Einheit“ geworden sei. Eine ältere Dame habe das neulich auf den Punkt gebracht: „Das Neue gefällt, und das Alte wird gewürdigt.“ Bei der Planung sei es der Gemeinde ein zentrales Anliegen gewesen, dass der Neubau die Kirche nicht zustelle oder architektonisch in Konkurrenz zu ihr trete. Er sollte sich aber zugleich als eigenakzentuiertes Gebäude nicht vor der Kirche verstecken. „Diese diffizile Aufgabenstellung haben die Architekten in Zusammenarbeit mit dem Neubauausschuss unseres Presbyteriums hervorragend gelöst“, sagt Waschk.

Der gläserne Durchgang von der Kirche zum Gemeindezentrum biete Gelegenheit zu Begegnungen, Gesprächen und Feiern im Kontext von Gottesdiensten und Konzerten, führt der Pfarrer weiter aus. Der Gemeindearbeit eröffneten sich auch in den weiteren Räumlichkeiten, etwa dem großen Saal, viele Möglichkeiten. Trotz mehrjähriger Bauzeit sei es im Wesentlichen auch bei den veranschlagten Kosten von 3,9 Millionen Euro geblieben, die die Gemeinde noch aus Anteilen des an die Johanniter veräußerten Waldkrankenhauses bezahle, sagt Waschk. „Kein Euro stammt also aus Kirchensteuermitteln“, betont er. Und was passiert mit dem bisherigen Gemeindezentrum Axenfeldhaus an der Habsburgerstraße? Man plane, es „durch ein Mehrgenerationenhaus mit zwölf unterschiedlich großen Wohnungen zu ersetzen“, sagt Waschk. 

Eine Besonderheit des neuen Gemeindezentrums ist auf jeden Fall, dass die Architektur drei Arbeiten der Lichtkünstlerin Regine Schumann integriert. „Eine spannende Sache, da sich die Raumwahrnehmung mit jedem Besucher, jeder Perspektive und jedem Tagesmoment verändert“, erläutert das Architektenbüro. Sie habe in Zusammenarbeit mit der Galerie Judith Andreae und der Kirchengemeinde auf die lichtdurchflutete Architektur reagiert und das Haus als Ort der Begegnung kommuniziert, erklärt die Künstlerin Schumann. „Die drei Kunstwerke unterscheiden sich in ihrer Farbgebung, Größe und Anmutung, jedoch reagieren sie alle auf das umgebende Licht.“ Bei Tageslicht dominiere das satinierte Violett des großen Quadrats. „Ein leuchtender Farbrausch schwebt an der weißen Wand über den Köpfen in der Eingangshalle“, so Schumann. 

Die beiden anderen Werke seien transparent zart farbig und spiegelten den Raum und den Betrachter wider. So entstehe „ein feiner Dialog“. Und wenn es dunkel werde, finde „ein großes farbiges Lichtereignis“ statt, so Schumann. Die Farbgebung wechsele je nach einfallendem Licht und sei abends mit künstlicher Beleuchtung noch einmal anders, sagt auch Pfarrer Waschk. „Diese Lichteffekte in dem ansonsten im Wechselspiel zwischen weiß gestrichenen Wänden und warmen Holztönen gestalteten Gebäude lässt Assoziationen mit Grundtönen oder Farben der Schöpfung zu – blau, gelb, rot, grün, weiß.“

Die Lichtkunstobjekte im Atrium und im Verbindungsgang zur Kirche verliehen dem Haus Eleganz und Wärme, bestätigt auch Büchereileiterin Rosemarie Kimmerle. Und dies nicht nur tagsüber, sondern erst recht bei Dunkelheit. So werde auch der Vorplatz zu einem „echten Hingucker“. Kimmerle ist mit ihrer Bücherei vom engen Axenfeldhaus gerne in den neuen Bau gezogen. Mit Begeisterung spricht sie von den neuen „Begegnungs-, Lern- und Erlebnisräumen“, die derzeit 280 Leser aller Generationen barrierefrei erreichen können. Und davon, wie gut sie jetzt Leseförderungsaktionen für Kindergärten und Grundschulen sowie Buchvorstellungen veranstalten kann. Viele Leser meinten auch, dass die Bücherei am neuen Standort besser zu erreichen sei, fügt Kimmerle hinzu. „Und sie sind immer wieder begeistert über den herrlichen Ausblick aus den großen Fenstern der Bücherei auf die Erlöserkirche.“

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