Überschwemmungen Patentrezept für den Hochwasserschutz am Godesberger Bach fehlt

Bad Godesberg · Die Stadt Bonn schaut beim mit der Gemeinde Wachtberg erarbeiteten Hochwasserschutzkonzept Godesberger Bach auf die Folgen für den Stadtbezirk. Eine zufriedenstellende Lösung gibt es nicht.

 Bei Hochwasser wird die Brücke mit dem Godesberger Bach an der Brunnenallee zu einem Nadelöhr.

Bei Hochwasser wird die Brücke mit dem Godesberger Bach an der Brunnenallee zu einem Nadelöhr.

Foto: Axel Vogel

Bei Starkregen verwandelt sich auch der Godesberger Bach in einen reißenden Strom voller Geröll und Ästen. Von Wachtberg kommend, birgt das Gefahren für den Stadtbezirk. Doch was lässt sich tun, um Überschwemmungen abzumildern? Nach dem Umweltausschuss der Gemeinde Wachtberg beschäftigen sich nun auch der Bonner Umweltausschuss und die Bezirksvertretung Bad Godesberg mit dem Hochwasserschutzkonzept (HWSK) am Bach, das beide Kommunen in Auftrag gegeben hatten. Eine bittere Erkenntnis: Es gibt kein Patentrezept.

In Wachtberg richte eine Flut wegen der tiefen Täler und der engen Gewässerverläufe mit hohen Fließgeschwindigkeiten in eng begrenztem Gebiet Schaden an, erklärte Oliver Buchholz vom Aachener Unternehmen Hydrotec jüngst in Wachtberg. „Dagegen überflutet das schlammige Nass im weitgehend flachen Stadtteilkern Bad Godesbergs und den direkt anliegenden Bereichen große Areale mit dichtem Gebäudebestand.“ So sei das Schadenspotenzial auf den topografisch niedriger gelegenen Flächen deutlich größer als in Wachtberg.

Das HWSK zieht zwischen Quelle und Mündung alle möglichen Lösungen und ihre Machbarkeit in Betracht: Rückhaltebecken, Änderungen in der Landnutzung, Treibgutrechen, technischer Hochwasserschutz und auch einen Entlastungskanal – ähnlich dem am Mehlemer Bach, „mit dem Schutzziel eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses (HQ100)“, teilt die Stadt Bonn mit.

Hochwasserrückhaltebecken: Die könnten am Gut Marienforst, unterhalb der Wattendorfer Mühle, in der Nähe des Ölbachs, oberhalb der Burg Gudenau oder am Godesberger Bach (Schildgen) eingerichtet werden. Laut Buchholz würden die aber die Fluten von 2013 und 2016 nicht genügend aufhalten. „Dies gilt auch für Kombinationen der Becken miteinander“, so die Stadt. Zudem müsste die Landschaft dafür extrem verändert werden, und sehr teuer werde es auch.

Änderungen der Landnutzung: „Fiktive Szenarien mit 50 Prozent Flächenentsiegelung im gesamten Einzugsgebiet oder einer Umwidmung aller landwirtschaftlich genutzten Flächen in Wald sowie eine Kombination aus beiden Szenarien führen zu einer maximalen Abflussreduktion von lediglich fünf Prozent“, so die Verwaltung.

Engpässe: Die befinden sich häufig an Brücken und Durchlässen. In Bad Godesberg ist das an der Brunnenallee der Fall. Doch da ist wegen der Bebauung wenig Platz. „Baulich möglich erscheint die Erhöhung der vorhandenen Mauern am Bachufer sowie die Schaffung neuer Hochwasserschutzmauern in Richtung Parkfläche“, heißt es in der Mitteilung an die Politik. Die müssten 1,70 Meter hoch sein. Der Einlauf an der Straße Im Äuelchen käme mit den Wassermassen zwar klar. Am Austritt des Bachkanals in der Paul-Kemp-Straße entstünden laut Gutachten aber Überflutungsgebiete im Godesberger Villenviertel. Das wäre bloß eine Verlagerung und im Übrigen nach dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG) nicht genehmigungsfähig.

Die Auswirkungen des Unwetters im Juni 2016: Der Godebserger Bach in Wachtberg-Pech.

Die Auswirkungen des Unwetters im Juni 2016: Der Godebserger Bach in Wachtberg-Pech.

Foto: Axel Vogel

Hochwasserentlastungskanal: Die Untersuchungen umfassen sieben verschiedene Trassenverläufe. Schwierig wird es aber an Hindernissen wie dem Straßentunnel, den Trassen der Deutschen Bahn und der Stadtbahn. „Hier gibt es nur wenige Stellen, an denen ein möglicher Entlastungskanal zwischen den Bauten durchgeführt werden kann“, so die Verwaltung. „Eine essentielle Rolle spielen dabei die passende Höhenlage für den Entlastungskanal sowie eine ausreichende Dimensionierung.“

Wachtberg: Eine Vertiefung oder Aufweitung von Wasserwegen an einigen Stellen und Versickerungsflächen können nach Buchholzs Angaben die Situation entschärfen. Auch Wald könne Wassermassen bremsen. Bei Neupflanzungen müsse man dafür aber 30 bis 40 Jahre warten. Nachdem 2016 fünf Brücken zerstört worden waren, hat die Gemeinde beim Neubau darauf geachtet, dass es nicht mehr zu extremen Wasserstau kommen kann.

Überschwemmungen: Patentrezept für den Hochwasserschutz am Godesberger Bach fehlt
Foto: GA-Grafik

Fazit: Einen umfassenden Schutz gibt es laut Gutachten nicht. Die Fachleute wollen nun prüfen, „welche Maßnahmen sinnvoll zu kombinieren sind, um ein möglichst hohes Schutzziel zu gewährleisten“, teilt die Stadt Bonn mit. Zudem seien nach dem Gutachten auch Anlieger selbst mit verantwortlich, sich vor Hochwasser zu schützen. Oliver Neitzel, stellvertretender Leiter des Bonner Tiefbauamts, sagt: „Die Starkregenereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass wir dem Klimawandel aktiv begegnen und uns auf zukünftige Extremwetterereignisse noch besser vorbereiten müssen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort