Christlich-islamischer Dialog in Bad Godesberg Ein Pfarrer fördert das Miteinander

BAD GODESBERG · Der evangelische Pfarrer Jan Gruzlak will Christen und Muslime noch mehr miteinander ins Gespräch bringen. "Denn gerade aus Nicht-Kennen entwickelt sich Angst", sagt Gruzlak. Und so empfängt er an Heiligabend Muslime im Gottesdienst.

 Bad Godesberger im Dialog: (von links) Süleyman Hasbal, Imam Dogan Eygün, Gottfried von Gemmingen, Özlem Tekines, Dökmeci Musa, Sunay Cakmak, Ismail Hosgören, Pfarrer Jan Gruzlak und Alexander Haridi.

Bad Godesberger im Dialog: (von links) Süleyman Hasbal, Imam Dogan Eygün, Gottfried von Gemmingen, Özlem Tekines, Dökmeci Musa, Sunay Cakmak, Ismail Hosgören, Pfarrer Jan Gruzlak und Alexander Haridi.

Foto: Ronald Friese

Ein Zeichen für den christlich-islamischen Dialog setzen sie gerne, die Bürger, die vor der Ditib-Moschee fürs GA-Foto zusammenkommen. „Es ist wichtig, immer miteinander im Gespräch zu bleiben, gerade hier im Stadtteil. Denn gerade aus Nicht-Kennen entwickelt sich Angst“, sagt Pfarrer Jan Gruzlak von der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde, als er vom Ditib-Imam Dogan Eygün begrüßt wird.

Man wolle das Zusammenleben in Bad Godesberg weiterhin friedlich gestalten und aufeinander zugehen, betätigt für die muslimische Seite Süleyman Hasbal, Vorsitzender des hiesigen Türkisch-Islamischen Kulturvereins der Ditib. 250 Mitglieder hat der Verein, 80 Prozent leben hier im Umkreis. „Also Tür an Tür mit den Christen aus der Gemeinde von Herrn Gruzlak.“ Der Ditib-Vorstand hat einer Einladung des protestantischen Pfarrers für den Gottesdienst an Heiligabend zugesagt – ungeachtet der aktuellen Entwicklungen in der Türkei.

Gruzlak hat frischen Wind in die Kontakte zwischen Christen und Muslimen im Stadtteil gebracht. Bis 2009 hatten Pfarrerin Beate Sträter, heute Schulreferentin, als hauptberufliche Islamberaterin des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel und danach ihre ehrenamtliche Nachfolgerin Elisabeth Thissen Pionierarbeit geleistet.

Jetzt ist Pfarrer Gruzlak für das Thema zuständig. Mit Magdalena Winchenbach-Georgi ist er Synodalbeauftragter des Kirchenkreises. Winchenbach-Georgi, hauptberuflich Lehrerin, engagiert sich im gesonderten christlich-islamischen Dialogkreis. „Und ich bin für den Rest da“, sagt Gruzlak lachend. Seine Pfarrstelle der Johannes-Kirchengemeinde sei ohnehin auch auf das Aufgabenfeld Dialog mit dem Islam ausgeschrieben.

„Wir Theologen reden ja gerne vom Frieden. Hier wird's konkret. Genau hier in Bad Godesberg müssen wir den Frieden bewahren helfen“, betont Gruzlak. Und das versucht er, indem er erst einmal das Netzwerk erweiterte. An der Johanneskirche hat er ein Netzwerk aller „Macher, die was auf die Beine stellen“, geknüpft: etwa für interreligiöse Hausaufgabenhilfe, Mamamia-Frühstückstreffs für Mütter und auch Büchereiarbeit.

Pfarrer spürt antiislamischen Gegenwind

„Zudem bilden alle vier Gemeinden – Erlöser-, Johannes-, Thomas- und Heiland-Kirchengemeinde – einen Islambeirat“, erläutert der Pfarrer. Die Reihe „Koran für Christen“ läuft seit Längerem, Termine also, bei denen beide Religionen konkret ins Gespräch kämen. Gruzlak hat evangelische Kontaktleute gefunden, die vor Ort in regem Austausch mit sieben muslimischen Einrichtungen stünden: mit der Ditib, der Al-Ansar-Moschee, dem Haus der Generationen, dem Salam-Verein, dem Verein Anqa, der Deutschen Muslimliga und der König-Fahd-Akademie. „So haben wir bei jedem Anlass sofort Ansprechpartner.“

Ein Filmabend mit der Ditib-Moschee, gemeinsame Koch-Events, gegenseitige Besuche in Kirchen und Moscheen beim Gottesdienst oder Freitagsgebet sowie Gesprächsgruppen seien schon gelaufen. „Wir müssen aber noch mehr zusammenrücken“, sagt der Pfarrer, der auch viele Schulgottesdienste anbietet. Wer nicht auf den anderen zugehe, bleibe oft in Angst verhaftet.

Erleichtert über das Verbot der "Lies"-Koranverteilaktion

Natürlich spüre er Gegenwind „für die Position der Nachfolge Christi“ in Bad Godesberg, gibt Gruzlak zu. „Das beunruhigt mich. Da müssen wir gegenhalten“. Aber im Gespräch mit Leuten, die sich „vor dem angeblichen Maschinengewehr unter dem Schleier“ fürchten, würden die meisten ihre abwehrende Position überdenken, so seine Erfahrung. Sehr erleichtert sei er übrigens über das Verbot der „Lies“-Koranverteilung. „Wir dürfen nicht zulassen, dass auf unserem Theaterplatz Menschen für den Dschihad werben.“

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