Bad Godesberger Heimatverein Ein Prinz prägte das Rheinland

MEHLEM · Das Rheinland ist bekannt für seine Vielzahl an Burgen, die heute Museen beherbergen oder als Wohnsitz wohlhabender Menschen dienen. Am 27. Juni 2002 wurde das Obere Mittelrheintal in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen - und das vor allem wegen der zahlreichen Burgen.

 Erzählt von Preußen: Ernst Dietrich Baron von Mirbach.

Erzählt von Preußen: Ernst Dietrich Baron von Mirbach.

Foto: Mühlens

"Rückblickend muss man sagen, dass wir diese bedeutende Ernennung zum Weltkulturerbe nur einem Mann zu verdanken haben: Prinz Friedrich von Preußen", sagte Ernst Dietrich Baron von Mirbach bei seinem Vortrag "Preußen und die Romantik am Rhein" im Kunstraum Villa Friede.

Baron von Mirbach, früherer Internist, ist ein Kenner des höfischen Lebens im 19. Jahrhundert und der jeweiligen Zeitströmungen und lebt in Mehlem. Kein Wunder also, dass der Bad Godesberger Heimatverein ihn für diesen Vortrag auswählte. Er hat auch ein Buch über den berühmten Prinzen geschrieben.

Der Vortragsort war clever gewählt. "In der Villa wohnte damals Victoria von Preußen", sagte Lidia Plajzer vom Kunstraum Villa Friede. Es kann sogar gut sein, dass Victoria damals Besuch von ihrem berühmten Bruder in Mehlem empfing: Der war kein Geringer als Kaiser Wilhelm II. von Deutschland.

"An Prinz Friedrich von Preußen erinnern keine Gebäude, wie es bei vielen anderen Adligen der Fall ist", sagte der Baron. "Sein Verdienst ist es, dass er der Erste war, dem es wichtig war, dass man Dinge erhalten muss." Seine Denkweise sei eine ganz andere gewesen als die von anderen Herrschern. Für ihn standen alle in einer Kette, und man musste etwas an die nächsten Generationen weitergeben.

"Prinz Friedrich schaffte es, aus den Burgen, die er umbaute, Wohnburgen zu schaffen, ohne dass sie ihren typischen Burgcharakter einbüßten", so der Referent. Insgesamt zeigte sich Prinz Friedrich sehr bemüht um das Rheinland. Eigentlich wollte Preußen nie das Rheinland, sondern lieber Sachsen. "Es gab immer Vorbehalte zwischen dem Rheinland und Preußen. Deshalb betrauten letztere auch immer öfter Rheinländer mit wichtigen Ämtern, um die Wogen zu glätten", sagte Baron von Mirbach.

Preußen habe auch den Karneval im Rheinland eingeführt, der war unter französischer Herrschaft verboten. "Prinz Friedrich von Preußen wurde also in einer schwierigen Situation ins Rheinland versetzt. Er tat aber alles, um ein guter Botschafter Preußens zu sein", sagte Baron von Mirbach. So war der Prinz Ehrenmitglied diverser Schützenvereine und beauftragte für Geschenke stets heimische Meister, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Prinz Friedrich sei auch ein sehr tapferer und mutiger Preuße gewesen. An mehr als 19 Gefechten habe er teilgenommen und dafür 1813 das Eiserne Kreuz erhalten. Eine besondere Auszeichnung, denn in der damaligen Zeit, die von Armut geprägt war, gab es für das Eiserne Kreuz nicht den üblichen Ehrensold.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort