Herbstausstellung auf dem Heiderhof Ein Schöpfungstanz auf Eisenoxid

HEIDERHOF · Es gibt Kunstwerke, die ziehen den Betrachter auf eine fast schon magische Art und Weise an. Ein solches Phänomen stellt sich bei dem Werk ein, das Katharina Otte-Varolgil anlässlich der Herbstausstellung im Haus der Begegnung auf dem Heiderhof regelrecht in Szene setzte. Auf einem mit Eisenoxid gestalteten Bild als Leinwand projiziert die Performance-Künstlerin, die zwischen dem beschaulichen Westerwald und der quirligen Metropole Istanbul am Bosporus pendelt, einen Film.

 Weiblich, schöpferisch, geheimnisvoll: Tänzerin Eva-Maria Kagermann inszeniert die Schöpfungs-Performance ihrer Schwester Katharina Otte-Varolgil.

Weiblich, schöpferisch, geheimnisvoll: Tänzerin Eva-Maria Kagermann inszeniert die Schöpfungs-Performance ihrer Schwester Katharina Otte-Varolgil.

Foto: Axel Vogel

Vor der Strandkulisse im türkischen Side ist darauf eine Tänzerin zu erleben, die umgeben von den Elementen wie Wasser, Himmel und Erde mit anmutigen Bewegungen dem Schöpfungsakt künstlerisch Ausdruck verleiht. In diese filmischen Sequenz quasi hinein tanzt sich dann aus dem wirklichen Leben Eva-Maria Kagermann, Ausdruckstänzerin und Schwester der Künstlerin.

Wie am Donnerstag bei der Eröffnung der Ausstellung zu erleben war, nahm Kagermann zu sphärischen Klängen von Komponist Thomas Kagermann, ihrem Mann, nicht nur die Filmmotive tänzerisch auf. Mehr noch: Es schien, als ob die Tänzerin bald eins mit dem filmischen Schöpfungsakt wurde, als ob sich der Film und das Jetzt zu einer Einheit verschmolzen, der Zuschauer sozusagen "live" Zeuge einer einzigen Schöpfungsgeschichte wurde.

Die tiefsinnige und berührende Performance der Geschwister war nur einer von vielen Hinguckern einer höchst ansprechenden Ausstellung. "Ruach, Geistes-Gegenwart, weiblich - schöpferisch - geheimnisvoll", so lautete der nach dem ersten Lesen etwas kryptisch anmutete Titel der Ausstellung, zu der die Evangelische Akademie im Rheinland, das Pädagogisch-Theologische Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland (PTI) und die GEDOK Bonn eingeladen hatte. Doch wer weiß, das "Ruach" das hebräisch-biblische Wort für Schöpferkraft ist, zudem für Atem, Wind und Hauch steht, dem erschloss sich rasch der tiefere Sinn von Motto und Ausstellung.

"Über diesen zentralen Begriff der jüdisch-christlichen Tradition sind wir mit den Künstlerinnen der ins Gespräch gekommen", erklärte denn auch Hella Blum von der Akademie. Insgesamt 15 hatten sich in der Folge dann mit dem spirituellen Grundimpuls von Kunst auseinandergesetzt. Katharina Otte-Varolgil sind die auch die Werke von Birgitta Büssow, Barbara Hoock, Annette Kipnowski, Rose Kretzschmar, Heidi H. Kuhn, Milena Kunz-Bijno, Nicole Meyer-Habault, Sabine Neuhaus, Sabine Prechtel, Sighild Simon, Ruth Tauchert, Lilo Werner, Marita Windemuth-Osterloh und Katja Zander im Haus der Begegnung zu sehen. Dass sich dabei ausschließlich um Künstlerinnen handelt, macht Sinn: Die Schöpfung hat einen zutiefst weiblichen Aspekt.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 31. Januar im Haus der Begegnung, Mandelbaumweg 2.

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