Alternativer Karneval Ein Stunker aus Bad Godesberg

BAD GODESBERG · Seit 16 Jahren gehört Tom Simon, in Bad Godesberg geboren, zum festen Ensemble der Kölner Stunksitzung. Als Stunker wurde er einem großen Publikum unter anderem als "Kloppe" und "Seelefant" bekannt. Legendäre Auftritte als Alterspräsident, als Kölner OB Schramma, aber auch musizierend als Joe Cocker oder "Paul aus Porz" machten Simon weit übers E-Werk hinaus bekannt.

 Protagonist des alternativen rheinischen Karnevals: Tom Simon.

Protagonist des alternativen rheinischen Karnevals: Tom Simon.

Foto: Michael Wenzel

Eine Lanze für Bad Godesberg brechen? Für Tom Simon ist das kein Problem. Bereits vor zehn Jahren machte der Komiker während der Stunksitzung im Kölner E-Werk Reklame für den Stadtbezirk und löste bei den mitgereisten Fans Begeisterungsstürme aus.

Es war bei einer "Ausländersitzung", als Tom Simon als "Alterspräsident" den Kollegen "Kalli" (Doro Egelhaaf) und das Kölner Publikum darüber aufklärte, dass Meckenheim und Godesberg durchaus unterschiedliche Orte sind: "Es muss auch Menschen geben, die aus Bad Godesberg kommen...."

Wie wahr. Und auch in dieser Session wurde der Spruch von damals bereits aufs Neue bewiesen. Da belegte die KG Plittersdorf, eine freie Karnevalsgruppe, für einen Abend auf der aktuellen Stunksitzung die Plätze für den Elferrat.

Diese sind traditionell und jeden Abend wechselnd verschiedensten Gruppen aus der Region vorbehalten. "Ich habe mich riesig gefreut, mal wieder Godesberger begrüßen zu können", erzählt Simon. "Das war ein großes Hallo. Die Karnevalsgesellschaft präsentierte sich in den Kostümen eines gallischen Dorfes und war irre gut drauf. Ich liebe diesen karnevalistischen Wildwuchs."

Wie könnte es auch anders sein? Bereits mit acht Jahren hat Simon im evangelischen Gemeindezentrum Söderblomhaus in Bad Godesberg seine erste Büttenrede gehalten. Eine Kostprobe: "He stonn ich nu, ich ärme Tropf, und han en Narrekapp am Kopf".

Geboren als sechstes von insgesamt sieben Kindern "hatten meine Eltern nicht nur Spaß an Kindern, sondern auch am rheinischen Frohsinn", erzählt der 51-Jährige. Der Frohsinn wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Und die stand am Fuße der Godesburg, im so genannten Bendel. "Das war einmal das Arbeiterviertel Godesbergs mit vielen kleinen Handwerksbetrieben", so Simon.

Seit mittlerweile 16 Jahren gehört der gebürtige Godesberger zum festen Ensemble der bekannten Kölner Sitzung, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert. 1990 begann er seine ersten Bühnennarreteien im Jugendtheater "Comic-On", in dem er verschiedene Stücke zu Gewalt und Suchtprävention spielte.

1998 wurde er Stunker und einem großen Publikum unter anderem als "Kloppe" und "Seelefant" bekannt. Legendäre Auftritte als Alterspräsident, als Kölner OB Schramma, aber auch musizierend als Joe Cocker oder "Paul aus Porz" machten Simon weit übers E-Werk hinaus bekannt. Man könnte sagen: zu einer festen Größe im rheinischen Karneval.

Etwa die Hälfte des Jahres verbringt der Künstler mit der Vorbereitung der Stunksitzung. Im September beginnen die ersten Proben, zwischen Weihnachten und Rosenmontag sind in der Regel etwa 50 Bühnenauftritte zu absolvieren - alle Jahre wieder.

Im Frühsommer geht's mit dem Format "Stunke unplugged" ohne die Begleitband Köbes Underground auf Tournee. Seit zehn Jahren arbeitet er in verschiedenen Rollen mit dem Tourtheater N.N.-Theater/Neue Volksbühne Köln. Seit dem vergangenen Jahr hat sich Simon auch den "Kölner Klinik Clowns" angeschlossen.

Dort unternimmt er "Hausbesuche" in Seniorenheimen und Auftritte in Kinderstationen - "zur großen Freude der alten und jungen Menschen", wie er berichtet. Im Mittelpunkt steht aber weiterhin die Stunksitzung. "In diesem Jahr spielen wir viele Großgruppennummern, es regiert sozusagen das Kollektiv, was sicher eine unserer großen Stärken ist."

Obwohl er bereits als Heranwachsender aus Godesberg weggezogen ist, hat er auch heute noch einige Geschwister und viele Freunde hier. Vor 14 Jahren zog er mit seiner Familie nach Königswinter-Oberpleis. Allerdings: Ob er bis ins Rentenalter auf der "Schääl Sick bleiben wird", weiß er noch nicht. Vielleicht kommt er irgendwann ja wieder ganz zurück in die alte Heimat, wer weiß?

Alternativer Karneval

Die Stunksitzung ist seit 1984 eine alternative, kabarettistische Sitzung im Kölner Karneval. Die Bezeichnung spielt auf die Prunksitzungen des organisierten Sitzungskarnevals an, von dem sich die Stunksitzung bewusst abgrenzt.

1983 gegründet von einem Kölner Studenten-Kollektiv der Fachhochschule Köln, war Kabarettist und Mitbegründer Jürgen Becker der erste Sitzungspräsident. Trotz der regelmäßig ausverkauften Sitzungen gibt es immer mal wieder Restkarten - erhältlich beispielsweise bei Bonnticket. Auf www.stunksitzung.de gibt es zudem eine Kartenbörse.

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