Überdurchschnittlich Ein Viertel der Feuerwehr in Bad Godesberg sind Frauen

Bad Godesberg · Drei frischgebackene Oberfeuerwehrfrauen verstärken die Löscheinheit Bad Godesberg. Mit derzeit insgesamt neun Feuerwehrfrauen liegt die Einheit sogar über dem bundesweiten Durchschnitt beim Anteil von Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr.

 Über die Ernennung von Jennifer Schmitz, Corinna Jendro und Hanna Thimm (von links) zu Oberfeuerwehrfrauen freut sich Michael Drolshagen.

Über die Ernennung von Jennifer Schmitz, Corinna Jendro und Hanna Thimm (von links) zu Oberfeuerwehrfrauen freut sich Michael Drolshagen.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Wenn es um den Anteil von Frauen in der Freiwilligen Feuerwehr geht, ist die Löscheinheit Bad Godesberg deutschlandweit vorne dabei. Mit neun Feuerwehrfrauen liegt die Einheit über dem bundesweiten Durchschnitt. Zudem bringen sie ihr Fachwissen ein und machen Karriere: Im März sind Corinna Jendro, Jennifer Schmitz und Hanna Thimm zu Oberfeuerwehrfrauen ernannt worden.

Deutschlandweit gibt es nach Angaben der Feuerwehr etwa 1,3 Millionen Wehrleute. Davon sind 94 Prozent bei der Freiwilligen Einheit. Der Anteil der Frauen liegt bei etwa zehn Prozent. Bei der Löscheinheit Bad Godesberg gibt es 34 aktive Feuerwehrmitglieder – somit liegt der Frauenanteil bei 26,4 Prozent. Die Beförderung der neuen Oberfeuerwehrfrauen haben Löscheinheitsführer Michael Drolshagen und der stellvertretende Bonner Amtsleiter der Feuerwehr, Carsten Schneider, vorgenommen.

Jendro, Schmitz und Thimm gehören seit drei Jahren der Freiwilligen Feuerwehr an. Vor der aktuellen Beförderung stand für sie die Truppmann-Ausbildung in zwei Modulen an: mit praktischen und theoretischen Prüfungen, der Atemschutzgeräteträger- und Sprechfunkausbildung sowie mit Themen der technischen Hilfeleistung.

„Da wir in Bonn eine Löscheinheit sind, die speziell für ABC-Feuerwehreinsätze ausgebildet ist, haben wir inzwischen auch schon mit dieser Ausbildung begonnen und Teile absolviert“ sagt Thimm. Sie ist genau wie ihre Mitstreiterinnen „Feuer und Flamme“, wenn es um das Thema Feuerwehr geht. Und sie betreut seit zwei Jahren auch die Mitglieder der Kinderfeuerwehr in Bad Godesberg mit. Im Hauptberuf ist sie Brandschutzbeauftragte im Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Über einen Hinweis zu einem Tag der Offenen Tür wurde sie auf die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr aufmerksam. Beim Besuch der Dienstab­ende­­ der Löscheinheit sei sie schnell begeistert gewesen, meldete sich als Mitglied an und folgte damit dem Engagement ihres Großvaters. Im Ruhrgebiet habe er als Abteilungssteiger 840 Meter untertage gerabeitet und sei Truppführer bei der örtlichen Grubenwehr gewesen.

Auch der Großvater von Jendro sei in einer Feuerwehreinheit in Schlesien aktiv gewesen. Bei der Einheit in Bad Godesberg habe sie auch ihren Lebenspartner gefunden und habe ohnehin viele Freunde bei der Freiwilligen Feuerwehr. Mit ihrer Ausbildung zur Erzieherin brachte Jendro auch den passenden pädagogischen Hintergrund mit, um die erste Kinderfeuerwehr in Bad Godesberg mit zu gründen. Dort übernahm sie vor drei Jahren die brandschutztechnische Kindererziehung gemeinsam mit Schmitz. „Ich wollte den Kindern nicht irgendetwas zum Thema Feuerwehr, zu Pumpen und Schläuchen sowie roten Fahrzeugen mit Blaulicht erzählen. Deshalb bin ich ein halbes Jahr vorher selbst in die Feuerwehr eingetreten, absolvierte den Jugendgruppenlehrgang und konnte aus dem Umgang mit Löschmitteln und Feuerwehrtechnik samt eigener Erfahrung aus der Feuerwehrausbildung schnell das Wissen vermitteln“ sagt sie. Im Hauptberuf ist Jendro heute als Tierpflegerin im Gnadenhof in Much tätig.

Während der vergangenen Wochen haben wegen der Corona-Pandemie übrigens keine Übungsabende der Kinderfeuerwehr stattgefunden. 14 Mitglieder gehören dieser Einheit an. „Da haben wir in unserer Feuerwehrgruppe per E-Learning und Videokonferenzen reichlich Theorieunterricht gehabt“, sagt Jendro.

Schmitz ist über ihren Freund zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen und arbeitet als Erzieherin in der Kindertagesstätte Schatzkiste an der Servatiusstraße. „Wenn während der Arbeitszeit Einsatzalarmierungen eingehen, kann ich nicht zur Wache kommen, weil die von mir betreuten Kinder sonst ohne Aufsicht wären“. Sie hatte die Kinderfeuerwehr in Bad Godesberg 2017 mitgegründet, kümmert sich seit 2019 mit um die Betreuung der etwa 20 Mitglieder der Jugendfeuerwehr.

Zu den Einsätzen zählen laut Schmitz etwa jene nach Sturmereignissen, Absperrmaßnahmen und oftmals auch das Steuern des Verkehrs. Jendro kann sich noch gut an die Löscharbeiten bei einem Waldbrand erinnern, bei dem sie und die weiteren Einsatzkräfte die Glutnester mittels Wassereimern löschten, weil die Zufahrt mit Fahrzeugen in den Wald nicht möglich war. Auch einen Kellerbrand an Silvester hat sie noch sehr gut in Erinnerung. Thimm stieg mit weiteren Feuerwehrkameraden bei einem Einsatz 2019 über Steckleitern in ein Gebäude an der Villichgasse zum Brandherd, um das Feuer zu löschen.

Aus Sicht der Oberfeuerwehrfrauen sei eines wichtig für die Einsätze: „Man darf nicht zimperlich sein, man muss anpacken können, Entscheidungen auch unter Stress treffen können und Menschen helfen sowie Sachwerte retten können“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort