Interview mit Pfarrer Siegfried Eckert "Ein weiterer Zentralismus ist meine Sorge"

BAD GODESBERG · Pfarrer Siegfried Eckert ist von der Synode des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel gewähltes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Mit ihm sprach K. Rüdiger Durth.

Herr Eckert, was bedeutet das Aus für Akademie und PTI für den Kirchenkreis, aber auch für Bad Godesberg?
Siegfried Eckert: Hier ist zu unterscheiden: Die Akademie soll neu aufgestellt werden. Für das PTI wird ein neuer Standort gesucht. Dieser kann Bonn heißen - im Idealfall sogar das "Haus der Begegnung" unter neuer Trägerschaft.

Wird man das "Haus der Begegnung" überhaupt gut verkaufen können? Gibt es bereits Pläne, was aus dem Gebäudekomplex werden soll?
Eckert: Das ist alles offen. Ein Gutachten der Evangelischen Kirche besagt, das sei ein Filetstück. Das mag wohl so sein. Warum in Zeiten ohne Zinsen dann so ein Gebäude abstoßen?

Muss eine so große Landeskirche wie die rheinische nicht auch in der Fläche präsent bleiben? Wenn die jetzigen Pläne umgesetzt werden, konzentriert sich die Landeskirche künftig auf Düsseldorf und Wuppertal - ein Ja zum weiteren Zentralismus?
Eckert: Das ist meine Sorge. Wir konzentrieren die Dinge auf "heilige Berge" in Wuppertal und Ämter in Düsseldorf. Das Landeskirchenamt kommt bei dieser Sparwelle erneut sehr glimpflich davon. Das nenne ich Sankt-Florian-Prinzip. Damit hätte erneut das Organisationsinteresse gesiegt, wie zuletzt bei der neuen Finanzordnung und der Verwaltungsstrukturreform.

Die zehn evangelischen Schulen der rheinischen Kirche sollen 4,5 Millionen Euro einsparen. Um diese Summe aufzubringen, sollen mehr Drittmittel eingeworben oder auch die Trägerschaft gewechselt werden. Ist dadurch das Amos-Comenius-Gymnasium in Gefahr?
Eckert: Bei zehn Schulen sind selbstverständlich alle Schulen im Boot. Für keine würde ich die Hand ins Feuer legen. Und dieser öffentliche Alarmismus schadet den Schulen jetzt schon. Um gute Lösungen für ihren Fortbestand zu finden, braucht es Ruhe an der öffentlichen Front, sonst werden diese sturmreif geschossen. Das ist eine Dilemma-Geschichte. Martin Luther hat den Wert der Bildung übrigens anders eingeschätzt.

Bonn ohne ein einziges evangelisches Gymnasium - ist das denkbar?
Eckert: Selbstverständlich ist das denkbar. Die Welt geht davon nicht unter. Die EKiR auch nicht. Aber es wäre schade und hätte ungute Nebenwirkungen auf das protestantische Lebensgefühl in der Stadt. Im Jahr 2016 feiern wir 200 Jahre evangelische Gemeinde in Bonn. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine zukunftsfähige Lösung finden werden. Wenn nicht hier, wo dann? Das Amos ist eine tolle Schule.

Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie die Sparpläne im Januar auf der Landessynode billigen oder ablehnen werden?
Eckert: Ich habe mich entschieden, das Gespräch zu suchen und die Pläne auf ihren theologischen Aussagegehalt hin zu überprüfen, Am 19. Oktober wird übrigens in der Pauluskirche ab 17 Uhr unter der Moderation von Eckart von Hirschhausen unter anderem mit Präses Manfred Rekowski eine Diskussion zum Thema "Welche Kirche braucht das Land?" stattfinden.

Sie sind ein Verfechter einer Kirche vor Ort als Grundlage einer zukunftsorientierten Kirche. Sehen Sie Ihr Konzept durch die Sparpläne der Landeskirche gefährdet?
Eckert: Das ist eine schwierige Frage, weil es zuerst einmal um die Haushaltskonsolidierung der landeskirchlichen Ebene geht. Kollateralschäden werden vor Ort unvermeidlich sein, da der Rückzug aus der Fläche sich fortsetzt. Die eigentliche Bombe für die Gemeinden tickt beim Thema Versorgungskasse. Da wird es ans Eingemachte gehen. Aber darüber spricht momentan keiner - warum auch immer.

Zur Person

Siegfried Eckert wurde 1963 in München geboren, studierte Evangelische Theologie in Bonn und Tübingen, ist verheiratet und hat drei Kinder. Er war Gemeindepfarrer in Essen, wechselte 2005 an die Godesberger Pauluskirche. Er ist Synodalbeauftragter für den Kirchentag, Landessynodaler der Evangelischen Kirche im Rheinland und Buchautor.

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