Kulissengespräch im Kleinen Theater Einblicke in das Leben und Wirken eines Konzertmanagers

Bad Godesberg · Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz zieht im Kulissengespräch Bilanz der vergangenen zwei Jahre, seiner Karrriere insgesamt und bemängelt das Fehlen einer Halle mit rund 2000 Stehplätze. Außerdem sorgt sich der gebürtige Godesberger um alle Beteiligten am Live-Betrieb, Macher wie Künstler.

Erfahrener Akteur der Bonner Live-Szene: Ernst Ludwig Hartz im Kulissengespräch.

Erfahrener Akteur der Bonner Live-Szene: Ernst Ludwig Hartz im Kulissengespräch.

Foto: Sebastian Flick

Endlich hat es geklappt: Nachdem er schon Ende 2019 als Gast angekündigt war, konnte Konzertveranstalter Ernst Ludwig Hartz seinen Besuch beim Kulissengespräch des Vereins Kukug jetzt nachholen. Im Kleinen Theater stand er Moderatorin Sabine Köhne-Kayser Rede und Antwort und gewährte spannende Einblicke in den Alltag eines Konzertveranstalters.

Der gebürtige Bad Godesberger arbeitet seit 40 Jahren mit internationalen Top-Acts zusammen, seit mittlerweile einem Jahrzehnt organisiert er die Konzerte auf dem „KunstRasen“. Die vergangenen zwei Jahre zählten wohl zu den schwierigsten seiner langen beruflichen Laufbahn: Ab März 2020 musste er ein Konzert nach dem anderen verlegen, da Großveranstaltungen Corona-bedingt nicht möglich waren. Ersatztermine mussten mehrmals erneut verschoben werden.

Kulissengespräch im Kleinen Theater: Einblicke in das Leben und Wirken eines Konzertmanagers
Foto: Sebastian Flick

Herausforderung für alle Beteiligten im Live-Betrieb

Am stärksten habe die Clubszene unter der Pandemie gelitten, berichtete Hartz. Sowohl Künstler, als auch Besucher trauen sich noch nicht wieder, in Clubs zu spielen. „Bei den New Roses in der Harmonie waren diese Woche 80 Besucher, die bereits ein Ticket hatten, nicht gekommen“, berichtete Hartz. Auch aus Sicht der Künstler eine große Herausforderung: „Es wird wahrscheinlich einige junge Künstler geben, die nach Corona nicht wieder an den Start gehen können“, meint Hartz.

Im Jahr 1977 stellte er in der Aula des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums ein kleines Musikfestival mit Nachwuchsbands aus der Region auf die Beine, es sollte der Startschuss seiner beruflichen Laufbahn werden. Die Stadthalle Bad Godesberg verwandelte er in einen Rocktempel: Von BAP bis Roger Chapman gaben sich hier dank Hartz Ende der 1970er Jahre Top-Acts das Mikro in die Hand. „Es ging uns nur darum Spaß zu haben, an Geld verdienen war noch nicht zu denken“.

Biskuithalle ab 1985 kommen und gehen sehen

Einige Jahre später sah dies schon anders aus: Im Mai 1985 eröffnete Hartz in Bonn die Biskuithalle mit einem Konzert der Sisters of Mercy, in den darauffolgenden Jahren pilgerten viele Musikliebhaber zu unzähligen Konzerten hierher. Eine Konzertstätte wie die Biskuithalle, die in den 1990er Jahren wieder dicht gemacht wurde, fehlt Bonn seither: „Es wäre gut für Bonn, wenn wir wieder eine Konzerthalle mit einer Kapazität von 1500 bis 2000 Stehplätzen hätten“, meint Hartz.

Die Planungen für eine solche Konzerthalle laufen seit rund zehn Jahren, doch Fortschritte gibt es keine, stattdessen spielen die Künstler in Köln. Warum gelingt es nicht, in Bonn eine solche Konzerthalle zu eröffnen? „Wenn es privat angepackt wird, wird besser kalkuliert und nicht auf Traumschlössern gebaut“, meint Hartz. Zudem sei die Zusammenarbeit mit den Behörden in Köln bei der Etablierung neuer Konzerthallen sehr gut: „In Köln war die Bereitschaft für eine neue Halle da. Die vermisse ich in Bonn“.

Der „KunstRasen“ hat seine Tücken durch Auflagen

Nach dem Aus der Museumsmeile war es ihm gelungen, mit dem „KunstRasen“ eine alternative Spielstätte unter freiem Himmel zu etablieren. Die frühe Sperrstunde – Konzerte müssen um 22 Uhr beendet sein – und die strikten Auflagen bei der Lautstärke machen Hartz allerdings alljährlich zu schaffen. Problematisch wird es immer wieder, wenn sich Rock- und Metalbands ankündigen. Hartz hat schon auf große internationale Künstler verzichten müssen: So war Neil Young vor einigen Jahren mal für den „KunstRasen“ geplant, wollte sich aber mit der Lautstärke nicht beschränken lassen und hat daraufhin abgesagt.

Auch wenn die Konzerte jetzt erst langsam wieder anlaufen, ist Hartz optimistisch, was den Sommer angeht: „Wir gehen davon aus, dass wir all unsere Open-Air-Konzerte unter 2G oder 3G durchführen können“. Nicht nur auf dem „KunstRasen“, sondern auch auf der Hofgartenwiese wird wieder gespielt. Zum Schluss des Kulissengesprächs verriet Hartz: Es wird dieses Jahr noch eine weitere Band auf der Hofgartenwiese spielen: „Zwischen dem 26. und 28. August ist ja noch ein Tag frei“, gab Hartz einen kleinen Hinweis.

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