"Offenen Gartenpforte" in Bonn Eine Schatzkammer alter Gemüsesorten

BONN · Nicht der herrlich blühende Rhododendron sei die eigentliche Attraktion hier im Herzstück ihres Gartens, sagt Petra Gauchel. Eher die imposante Wildstaude daneben, der Engelwurz. Auf mannshohem, saftigem Schaft wölbt sich eine Pracht halbkugeliger weißgelber Blüten.

 Petra Gauchel zeigt den Besuchern in ihrem Garten, was dort zurzeit üppig blüht.

Petra Gauchel zeigt den Besuchern in ihrem Garten, was dort zurzeit üppig blüht.

Foto: RONALD FRIESE

"Seit zwei Jahren ist er aus einem Körnchen gewachsen. Man kann Kräuterschnaps daraus herstellen", erzählt Gauchel zwinkernd zeigt den Besucher der Aktion "Offene Gartenpforte" zahllose weitere Schönheiten, die aus dem Erdreich gesprossen sind. Hier der Gute Heinrich, der dieses Jahr der Witterung wegen noch ein Kleiner Heinrich ist. Dort der Erdbeerspinat, die Wilde Rauke, der Hirschhornwegerich. "Wächst wie Unkraut und ist mir auch mal zugeflogen", sagt Gauchel.

Die älteren Damen, die gezielt in diese botanische Schatzkammer in der Annettenstraße 13 in Plittersdorf gepilgert sind, steuern begeistert Erinnerungen an die Gärten ihrer Kindheit bei. "Ja, ich versuche bewusst, alte Gemüsesorten einzubeziehen", erläutert die Besitzerin. Freude sieht ihr an, als sich über diese einst üblichen Gartenpflanzen mit den Besuchern auch für sie informative Gespräche über Aussaat, Nutzen und Ernte entspinnen.

Gauchel ist ebenso engagierte Kindererzieherin, leitet die evangelische Kindertagesstätte in Friesdorf, wo sie früher auch wohnte. "In Friesdorf hatte ich auch meinen ersten Garten, mit dem ich mich schon fünf Jahre an der Offenen Gartenpforte beteiligt habe." Beim Umzug nach Plittersdorf hieß es Abschied nehmen von Pflanzen und Tieren - und das nächste grüne Reich aufbauen: erneut mit schönen Steinen und Ziegeln und mit pflanzlichem Sichtschutz aus Haselnussästen.

Bald war das von kleinen Buchsbaumhecken und Kieswegen strukturierte 200 Quadratmeter-Stück von Gauchel wieder bei der Offenen Gartenpforte angemeldet. Sie habe den bisherigen schönen Pflanzenbestand also mit ihren Lieblingen, den alten Gemüsesorten, angereichert. Der bulgarische Lauch mit seinen attraktiven violetten Blüten korrespondiert wunderbar mit großkopfigem Zierlauch. Auch jede Menge lila Schnittlauchblüten wiegen sich im Wind. Sauer-, Blut- und Schildampfer sind zu finden.

Der türkische Mohn muss noch die Blüten öffnen. "Dieses Jahr hat es mir lange in den Fingern gekribbelt, bis der Frühling kam", sagt Gauchel, die nach ihrem Vollzeit- Job die Stunden hier im Garten partout nicht als Arbeit sieht. Von drüben summt es gewaltig. "Ja, das ist unser Bienenvolk. Mit meinem Mann Jörg habe ich letztes Jahr 14 Kilo Honig geschleudert", erzählt Gauchel ihren staunenden Gästen.

Im Miniteich daneben gluckst es von Kaulquappen. Auf dem Johannisbeerstrauch sucht Gauchel nach Marienkäferlarven. "Die will ich in den Kindergarten mitbringen." Ihre Pflanzen und Tiere sind ihr ans Herz gewachsen. Es sei eine Wonne, etwa die langstieligen Winterheckzwiebeln langsam heranwachsen zu sehen. "Wie die Kindergartenkinder?", heißt die Frage. Gauchel schaut staunend auf. "Ja, wie die Kinder."

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