„Persönlicher“ als im Fitnessstudio Eingeschworene Gruppe übt in der Godesberger Erlöserkirche internationale Tänze

Bad Godesberg · Traditionelle Tänze mit therapeutischem Effekt: Eine über Jahrzehnte gewachsene Tanzgruppe für Frauen übt wöchentlich in der Erlöserkirche. Wer macht mit? Und was ist so gut am Tanzen?

 Viele Mitglieder der Godesberger Tanzgruppe sind schon seit vielen Jahren dabei.

Viele Mitglieder der Godesberger Tanzgruppe sind schon seit vielen Jahren dabei.

Foto: Verena Düren

Es sind griechische Klänge, die einem durch den Flur des neuen Gemeindezentrums der Erlöserkirche entgegenkommen. Wie jeden Donnerstag lernt dort die Tanzgruppe von Hanja Ehler traditionelle Volkstänze. „Ungefähr seit dem Weltfrauentag widmen wir uns wieder sehr intensiv den Frauentänzen aus Griechenland“, sagt Ehler. Wer dabei sofort an Sirtaki, den aus dem Film „Alexis Sorbas“ bekannten Reihentanz, denkt, liegt falsch. Bei Hanja Ehler geht es authentischer zu und so erfahren die Tänzerinnen auch viel zu Hintergrund und Bedeutung der Tänze. „Die traditionellen Tänze haben immer auch sehr unterschiedliche Stimmungen und Rhythmen und gewisse Polaritäten. In einem gewissen Maße spiegeln sie auch Lebensthemen der dörflichen Gemeinschaft wider“, erklärt die Tanzlehrerin.

Seit über 30 Jahren ist Hanja Ehler als Tanzlehrerin und Tanztherapeutin tätig. Begonnen hat sie mit einer Gruppe in Plittersdorf und war nach den entsprechenden Ausbildungen und Fortbildungen seit 1992 an der Musikschule tätig. „Es war damals sehr schön, dass seitens der Musikschulleitung der Bereich Tanz mit aufgenommen und auch sehr wertgeschätzt wurde“, sagt Ehler. Neben der Tanzgruppe für Erwachsene brachte sie auch Kindern Tanzen und Rhythmusgefühl bei.

Seit einem halben Jahr ist die eingeschworene Gruppe nun im neuen Gemeindezentrum der Erlöserkirche zu Gast, wie Ehler sagt. Nach der Coronazeit konnte die Gruppe aus personellen Gründen nicht mehr an die Musikschule zurückkehren. „Demnächst dürfen wir aber im Kulturbad in Rüngsdorf tanzen“, sagt Ehler.

Frauengruppe tanzt schon lange zusammen

Die reine Frauengruppe – interessierte Männer waren und sind willkommen, blieben jedoch in der Regel nicht lange dabei – ist eng miteinander verbunden. Fragt man in die Runde, wie lange der Schnitt schon dabei sei, sind es meistens zehn Jahre und mehr. „Wir sind hier eine sehr persönliche Gemeinschaft. Es fällt sofort auf, wenn jemand mal nicht da ist. Das unterscheidet uns auf jeden Fall vom Fitnessstudio“, erzählen die Gruppenmitglieder und lachen.

Auch das Tanzen im Kreis mit teils verschränkten Armen dürfte zur Gruppendynamik beitragen, und ist gar nicht so leicht, wie es aussieht. Konzentriert und mit großer Freude sind die Frauen zwischen 60 und 86 Jahren dabei. Sie berichten von einer Frau, die auch noch mit 89 mit tanzte und immer scherzte, sie könne besser tanzen als laufen. „Wir tanzen inzwischen schon so lange zusammen, dass man wohl sagen kann, dass wir auch zusammen alt geworden sind“, sagt Ehler.

Neben den griechischen Tänzen, die aktuell geübt werden, stehen auch immer wieder Tänze vom Balkan, aus Israel oder auch aus Armenien auf dem Programm. In den letzten Jahrzehnten hat die Gruppe zahlreiche Reisen gemacht – nach Graz, Bratislava, Krakau, Istanbul oder nach Kühlungsborn.

Und hat die Tanzgruppe auch einen therapeutischen Effekt? „Der ist eher nonverbal“, sagt Ehler verschmitzt. Und die Frauen aus der Gruppe berichten vom Fallenlassen und davon, wie berührend die Tänze seien, dass man jede Woche anders aus dem Kurs herauskomme, als man hineingegangen sei. Ein wenig Therapie ist also vielleicht doch dabei, wenn Hanja Ehler zum nächsten Tanz lädt.

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