Mehlemer Tennisclub Einigung im Nachbarschaftsstreit mit Tennisclub gefunden

MEHLEM · Der Platz des Internationalen Tennisclubs Bad Godesberg (ITC) ist seit ein paar Monaten nicht nur einer der kleinsten in Bonn, sondern auch der einzige "mit einer Ecke", wie Vorsitzender Hansjörg Schmidt sagt. Durch einen kuriosen Nachbarschaftsstreit musste der Verein 124 Quadratmeter seiner roten Asche abtreten.

 Möglicherweise wird aus der Ecke eine gemeinschaftliche Terrasse.

Möglicherweise wird aus der Ecke eine gemeinschaftliche Terrasse.

Foto: Nicolas Ottersbach

Das hat ihn fast die Existenz gekostet. Denn um Medenturniere ausrichten zu können, gibt der Tennisverband vor, mindestens drei Spielfelder zu unterhalten. In Mehlem hat das gerade noch gepasst: Nachdem zwei Plätze enger zusammengeschoben worden waren, blieben noch genau drei Zentimeter Luft. Jetzt ragt eine grüne, hoch umzäunte Wiese in die Anlage.

"Mittlerweile ist allen peinlich, was hier passiert ist", sagt Schmidt. 2011 hatte ein Ehepaar ihr angrenzendes Grundstück an einen Investor verkauft. Die 124 Quadratmeter, um die es später gehen sollte, hatten sie dem Verein kostenlos verpachtet. So konnten die Tennisspieler mit genug Platz und bis 19 Uhr ihre Bälle schlagen, im Gegenzug bekam das Ehepaar eine kostenlose Mitgliedschaft. 20 Jahre funktionierte diese mündliche Abmachung.

Das sollte sie eigentlich auch danach noch, denn für die Bauplanung war das kleine Stück Land nicht notwendig. Allerdings soll der Investor laut Schmidt Probleme gehabt haben, die Wohnungen wegen ihrer direkten Nähe zum Tennisplatz zu verkaufen. Inzwischen kursierten gar Gerüchte, denen zufolge der Tennisplatz verschwinden sollte. "Das wären wir auch, wenn wir einen Platz hätten entfernen müssen", sagt Hansjörg Schmidt.

Der Verein war allerdings der Ansicht, dass das nicht rechtens gewesen wäre. Und so ging der Fall im Februar vor das Bonner Landgericht. Nach einem Anerkenntnisurteil zuungunsten des Vereins gelang es den Parteien doch noch, außerhalb des Gerichtsverfahrens eine Einigung zu erzielen. Der Investor kam dem ITC entgegen: Der Verein darf nun wieder rund um die Uhr, und nicht mehr nur bis 19 Uhr, Tennis spielen. Im Gegenzug bekam der Investor sein Grundstück. Der übernahm die Kosten, den alten Zaun und eine Betonabgrenzung abzureißen.

"Wir führen sogar Gespräche, die kleine grüne Insel nun zu einer gemeinschaftlichen Terrasse für Anwohner und Verein umzubauen", sagt Schmidt. Trotz aller Querelen ist der ITC gestärkt aus der Krise hervorgegangen. In den vergangenen Jahren sind die Mitgliederzahlen von 160 auf etwa 280 gestiegen, im August werden es noch einmal mehr. Die Spieler verteilen sich auf Morgende, Abende und die Wochenenden, damit sich niemand in die Quere kommt.

Aber auch andere Projekte, wie die Spielpartnerbörse, bei der jeder mehrere Mitspieler vermittelt bekommt, locken Sportler. Zehn Medenmannschaften gibt es zur Zeit, in der Jugendabteilung spielen regelmäßig hundert Jungen und Mädchen. Einen Aufnahmestopp möchte der Vorstand nicht verhängen. Stattdessen spreche man nun mit anderen Vereinen darüber, eine Kooperation einzugehen.

Der Zuwachs hat nach Jahren dafür gesorgt, dass die Kasse gefüllt ist. Während der notwendigen Umbaumaßnahmen wurden die Plätze erneuert. Demnächst ist das Vereinshaus dran, Dusche und Küche werden renoviert. Im Außenbereich sollen eine weitere Tischtennisplatte und eine Schaukel aufgestellt werden. "Und der Streit um die Ecke wird als Posse in die Vereinsgeschichte eingehen", sagt Schmidt.

Die Krisen des ITC

Seit 1956 gibt es den internationalen Tennisclub. Während der Besatzungszeit wurde der erste Platz von belgischen Truppen angelegt. Später ergänzten die Amerikaner zwei weitere Plätze. Das führte in den 70er Jahren dazu, dass die Rechtmäßigkeit der Spielfelder angezweifelt wurde. Schließlich lagen nie Baugenehmigungen vor, auch das Land war dafür nicht deklariert worden. Die Hochwasser von 1993 und 1995 zerstörten die Plätze und trieben den Verein fast in den Ruin. Heute gehören die Grundstücke dem Bund.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort