Verfall des Draitschbrunnen Einsatz für ein vergessenes Wahrzeichen

BAD GODESBERG · Für Helmut Fiehl gehört die Draitschquelle zu den Godesberger Wahrzeichen. "Um den Brunnen und die Kurfürstenquelle hat sich damals doch erst alles entwickelt", sagt der 75-Jährige, während er in seinem Trinkpavillon an der Brunnenallee Wasser aus den beiden Quellen abfüllt. Da schmerzt es ihn umso mehr, dass der Platz um die Draitschquelle immer mehr verwahrlost. Jetzt möchte er die Stadt dazu bewegen, sich mehr darum zu kümmern.

 Das erste Fach der Mauer am Brunnen ist freigelegt. Es gehört zum linken Abschnitt der treppenförmigen Anlage.

Das erste Fach der Mauer am Brunnen ist freigelegt. Es gehört zum linken Abschnitt der treppenförmigen Anlage.

Foto: Nicollas Ottersbach

Dort sieht es trist aus. Um den Brunnen, der versiegelt ist, wurde der Platz asphaltiert und dient nun als Parkraum. Das Areal ist umzäunt, durch den Maschendraht wuchern Büsche und Unkraut. Die umliegenden Beete werden kaum gepflegt, das Wegenetz im Wald ist zugewachsen "und fast nicht mehr begehbar", so Fiehl.

Eine alte Stützmauer am Hang, die noch aus Zeiten des "Curhauses" stammt, ist mit Bauzäunen abgesichert. In den 1970er Jahren wurde dort der erste Trinkpavillon gebaut und die Mauer verputzt. Als man ihn wieder abriss, blieb der Platz leer und eine graue Wand zurück. "Die Zäune stehen hier bald schon seit 20 Jahren", sagt Fiehl. Das nimmt er sogar auf seine Kappe: Weil die Mauer anfing zu bröckeln, informierte er die Stadtverwaltung.

Die montierte die Zäune, irgendwann hätte alles instandgesetzt werden sollen. "Die Brunnenallee ist das Westtor von Godesberg, aber passiert ist nichts." Bis das städtische Gebäudemanagement ein altes Ornament wieder freilegte. Denn die heute unansehnliche Betonmauer, von der nur noch die Hälfte existiert, war früher auch zur Zier des abgerissenen Curhauses da, das sich aus Richtung Godesberg hinter dem Platz zum damaligen Fabrikgelände erstreckte.

Dort absolvierte Fiehl auch seine Lehre als Brunnenmeister bei der "Godesberger Heil- und Mineralbrunnen GmbH" und war seit 1963 Betriebsleiter. Das Godesberger Wasser, eine Mixtur beider Quellen, wurde dort abgefüllt und in die ganze Welt exportiert. Bis 1990, als der Brunnen, einen Steinwurf vom Pavillon entfernt, aus Rentabilitätsgründen geschlossen wurde. "Auch ich verdiene mit meinem Trinkpavillon nicht viel", sagt Helmut Fiehl, der das Areal seit 1977 gepachtet hat.

Es sei für den Rentner eher eine Herzensangelegenheit. Deshalb befürwortet er, dass die Draitschquelle wegen ihrer vielen Mineralien den Qualitätsstempel als Heilwasser bekommt. So sei es zudem leichter, das lokale Wasser zu vermarkten. Das würde seiner Meinung nach dem Kur- und Medizinstandort gut tun. "Ich möchte aber auch diesen historischen Platz erhalten", erzählt Fiehl. Doch er hat weder die finanziellen Mittel, noch die körperliche Kraft dafür. Selbst wenn das Wasser der Draitschquelle ihn jung gehalten habe. Er setzt nun auf die neue Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke, der er bei einem Glas Draitschquellenwasser seine Pläne vorstellen will.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort