Sicherheit in Bad Godesberg Einsatz gegen kriminelle Karrieren in Godesberg

BAD GODESBERG · Maria Speicher-Plaum und Alex Schmitz sind als Jugendkontaktbeamte in Godesberg unterwegs. Die beiden kümmern sich vor allem um 13- bis 18-Jährige, die schon mit straffällig geworden sind.

 Den Stadtpark im Blick: Die Jugendkontaktbeamten sind da unterwegs, wo sich Jugendliche treffen.

Den Stadtpark im Blick: Die Jugendkontaktbeamten sind da unterwegs, wo sich Jugendliche treffen.

Foto: Ayla Jacob

Kriminelle Karrieren verhindern, bevor sie wirklich begonnen haben – das ist das Anliegen von Maria Speicher-Plaum und Alex Schmitz. Die beiden Jugendkontaktbeamten der Bonner Polizei, kurz Jukobs, sind in Bad Godesberg aktiv, gehen zu den Treffpunkten der Jugendlichen und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Ihre Zielgruppe sind hauptsächlich 13- bis 18-Jährige, „die schon straffällig geworden sind“, sagt Schmitz. Dabei geht es vor allem um diejenigen, die sich im Dunstkreis von Intensiv- und Serientätern aufhalten. Um ihnen zu zeigen, dass Straftäter das falsche Vorbild sind.

Mit den Intensivtätern selbst arbeiten die Jugendkontaktbeamten nur indirekt. „Wir gucken aber, wer mit ihnen unterwegs ist“, sagt Speicher-Plaum. Indem die Beamten die Szene im Blick haben, würden die Straftäter außerdem „aus der Anonymität gezogen“, ergänzt Kriminaldirektor Martin Göbel. Das baue Druck auf.

„Die Reaktionen der Jugendlichen sind sehr individuell“, beschreibt Speicher-Plaum, die genau wie Schmitz seit 1989 im Polizeidienst ist. Es gebe Jugendliche, die sehr offen seien. Diesen seien sonst „nur“ uniformierte Polizisten bekannt, „das ist häufig konfrontativ“. Die Jukobs hingegen kommen in Zivil und suchen das offene Gespräch, sagt Schmitz. „Sie sind überrascht, dass man mit der Polizei auch über andere Dinge als Strafen und Anzeigen sprechen kann.“ Ein Grund dafür sei, dass sie die Jugendlichen ansprechen, wenn sie (noch) nichts getan haben, so Speicher-Plaum. „Daher reagieren sie anders auf uns.“

Hilfsangebote sollen die Jugendlichen wieder in die Spur bringen

Doch es gibt auch die anderen Fälle. Die, die dicht machen. „Das passiert vermehrt bei Älteren. Ab einem gewissen Alter ist es uncool, mit uns zu sprechen“, so die 47-Jährige. Eins aber ist in jedem Fall klar: Sozialarbeiter seien sie und ihr Kollege nicht. „Wir wollen zeigen: Wir haben Dich im Auge, wir kennen Dich, wir identifizieren Dich.“ Und wer straffällig wird, muss mit Konsequenzen rechnen.

Konsequenzen – das sind nicht immer Strafen, das sind vor allem Hilfsangebote, um die Jugendlichen wieder in die Spur zu bringen. Welche das sein können, klärt unter anderem das Forum Jugendkriminalität, an dem neben der Polizei auch Jugendämter, Staatsanwaltschaft und Jugendsachbearbeiter teilnehmen. Dann wird geschaut, welche Möglichkeiten es gibt, um dem Betroffenen zu helfen, erläutert Speicher-Plaum.

Nach Gesprächen mit den Jugendlichen nimmt das Duo Kontakt mit deren Eltern auf. Teilweise erfahren die Beamten so eine Menge über den Freundeskreis oder wieso der Jugendliche straffällig geworden ist, sagt der 50-jährige Schmitz. Und zwar entweder durch den Kontakt mit den Eltern, oder durch deren Verhalten.

Denn wenn man spürt, dass im Elternhaus keine Werte vermittelt werden, dass die Erziehungsberechtigten lügen oder selbst straffällig geworden sind, wird ebenfalls klar, warum der Betroffene auf die schiefe Bahn geraten ist – und warum eventuell nur noch eine Fallkonferenz helfen kann, ergänzt Speicher-Plaum.

Auch in Tannenbusch sind Jugendkontaktbeamte unterwegs

Die beiden sind übrigens das zweite Team, das gegen Jugendkriminalität im Einsatz ist. 2007 starteten die Jukobs in Tannenbusch, dort sind derzeit Olaf Krüger und Rolf Grafschaft unterwegs. Vor drei Jahren folgten Speicher-Plaum und Schmitz in Bad Godesberg – einige Monate nach der brutalen Attacke auf Niklas Pöhler, der im Mai 2016 starb.

„Bad Godesberg unterscheidet sich von Tannenbusch“, sagt Speicher-Plaum. Dort sei das Einkaufszentrum der Treffpunkt für (kriminelle) Jugendliche, in Godesberg verteile es sich. Von Friesdorf bis zum Heiderhof gehen ihre Touren, ergänzt Schmitz. „Primär sind wir aber im Zentrum und in Mehlem im Einsatz.“ Die Deliktbereiche sind breit gefächert: Von Drogendeals über Gewaltkriminalität bis hin zu Eigentumsdelikten sei alles dabei. Mit wie vielen Jugendlichen sie arbeiten, können sie nicht sagen. Eine Statistik gibt es nicht. Nur so viel: „Bis auf wenige Ausnahmen haben die Maßnahmen gegriffen“, sagt Speicher-Plaum.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort