Godesberger hilft in Kamerun „Elefantenfüße“ sorgen für sauberes Wasser

BAD GODESBERG · Der Bad Godesberger Joschka Merz hat vor drei Jahren sein Abi am Konrad-Adenauer-Gymnasium gemacht. Direkt danach gründete er einen Verein, der in kleinen Dörfern Kameruns Brunnen baut.

 Joschka Merz und sein Gastvater Jacques Abel Onya am gerade ausgehobenen Brunnen in Mebomezoa.

Joschka Merz und sein Gastvater Jacques Abel Onya am gerade ausgehobenen Brunnen in Mebomezoa.

Foto: Privat

Das Thema Wasser hat im Leben von Joschka Merz bis zum Jahr 2015 keine herausragende Rolle gespielt. Warum auch, musste er in Friesdorf ja nur den Hahn öffnen, und es floss. Doch dann traf der damalige Abiturient während eines Sozialen Jahrs in Kamerun auf Kinder, die täglich weite Strecken durch den Dschungel auf sich nehmen, um aus einem dreckigen Erdloch Wasser für ihre Familien zu holen. „Das wollte ich ändern“, erzählt der 21-Jährige rückblickend. Seitdem ist der er eine Art ehrenamtlicher Brunnenbauer.

Aber der Reihe nach. Mit dem Abi am Konrad-Adenauer-Gymnasium war für Merz vor drei Jahren klar, nicht direkt ins Studium zu starten. „Mein Vater hat in jungen Jahren in Chile für die Kirche Häuser gebaut, so etwas schwebte mir auch vor“, erzählt der Friesdorfer, der seit Kurzem in Kessenich lebt. Vater Tom Schmidt, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen in Bonn, war folglich Feuer und Flamme für die Pläne des Sohnes, Mutter Petra Merz skeptisch.

„Sie hat sich große Sorgen gemacht, da das Zielgebiet in Kamerun Malaria-Hochgebiet, Tollwutzone und Typhusgebiet war“, sagt Joschka Merz. Da es sich beim Gastvater Jacques Abel Onya vor Ort aber im weitesten Sinne um einen Bekannten handelte, gab es grünes Licht. „Ich bin Ende 2014 losgeflogen mit bruchstückhaftem Französisch und der Vorstellung, dass ein afrikanischer Deutschlehrer in einem schönen Haus mit Strom und Internet wohnt.“ Strom war meistens vorhanden, an W-Lan nicht zu denken, als Toilette diente ein Loch hinter dem Haus und fließendes Wasser gab es nicht – in der Stadt. „Mein romantisches Bild von Afrika war schnell zerstört“, erzählt Merz, zumal ihn der Typhus schnell erwischte.

Danach aber fuhr er mit ins Heimatdorf seines Gastvaters, Mebomezoa („Am Fuß des Elefanten“), etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Jaunde. Als er sah, dass die Wasserversorgung Aufgabe der Kinder ab fünf war, hatte er seine Mission: Brunnenbau. Zwischen 6000 und 7000 Euro müsse er einplanen, sagten ihm Fachleute der Deutschen Botschaft. „Ich dachte, ich krieg das zusammen und wenn ich mir was leihen muss.“ Seine Eltern informierte er via Skype im Internetcafé: Binnen kürzester Zeit gründeten diese in Bonn den Verein „Elefantenfüße“, der innerhalb von acht Wochen das Geld bei Familie und Freunden zusammensammelte.

„Die Dorfbewohner waren begeistert“, wischt Merz Bedenken weg, ob sich die einfachen Leute nicht überrumpelt gefühlt hätten. Sie wurden auch geschult in Hygiene und Umgang mit der Pumpe. Erfahrene Brunnenbauer bildeten Laien vor Ort aus, jede Familie musste einen kleinen Beitrag monatlich zurücklegen für die Wartung. Die Einweihung erlebte Merz nicht mehr mit, eine schmerzhafte Nierenentzündung ließ ihn verfrüht die Heimreise antreten. Doch der Brunnen läuft, womit die Geschichte enden könnte. „Aber kurz vor Weihnachten hat mein Vater gesagt, dass er seine Sitzungsgelder spenden möchte, und da kam die Idee zu einem neuen Brunnen auf“, kündigt der Sohn an. Nach einem Telefonat mit Gastvater Jacques stand auch fest, wo: im abgelegenen Dorf Agkongo.

Der Verein, der versichert, dass alle Spenden zu 100 Prozent ankommen, leistete so gute Überzeugungsarbeit bei seinen Förderern, dass bereits im April 2017 mit dem Bau begonnen werden soll. „Da die Sitzungsgelder dort noch gar nicht eingerechnet sind, gehen wir nun den dritten Brunnen an“, so Merz. Dieser soll in Obak entstehen, einem Dorf 25 Kilometer von Jaunde. „Hier leben 500 Menschen, davon 400 Jugendliche und wegen der schlechten Wasserqualität sind viele krank und können deshalb auch nicht in die Schule“, so Merz. Im Sommer will der Jurastudent auf eigene Kosten Richtung Kamerun reisen. Selbst die Kleinen freuen sich dann über den „Weißen“, der ganz nebenbei noch einen Schulpreis für sie eingeführt hat.

Wer den Verein Elefantenfüße unterstützen will, erreicht ihn per E-Mail über info@elefantenfuesse.com oder unter Tel. 02 28/3 86 22 20.

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