Stadt soll Hochwasserschutz prüfen Entlastung für den Godesberger Bach gefordert

Bad Godesberg · Auf Wunsch der Politik soll die Stadt prüfen, wie der Hochwasserschutz am Godesberger Bach verbessert werden kann. Dazu gibt es bereits mehrere Vorschläge.

 Am Godesberger Bach, wie hier im Marienforster Tal, und am Mehlemer Bach gibt es ein Alarmpegel-System. Bei kritischen Pegelständen werden Feuerwehr und Tiefbauamt in mehrstufigen Alarmen verständigt.

Am Godesberger Bach, wie hier im Marienforster Tal, und am Mehlemer Bach gibt es ein Alarmpegel-System. Bei kritischen Pegelständen werden Feuerwehr und Tiefbauamt in mehrstufigen Alarmen verständigt.

Foto: Axel Vogel

Die Hochphase der Pandemie wirkt in der Lokalpolitik weiter nach. So standen auf der Tagesordnung der extra anberaumten Bezirksvertretung Bad Godesberg allein mehr als 25 Bürgeranträge. Diese waren in den zurückliegenden Monaten geschoben worden, da man die Sitzungen zum Schutz der Teilnehmer möglichst kurz gehalten hatte. Im Gustav-Stresemann-Institut zeigten sich die ehrenamtlich agierenden Bezirksverordneten nun nicht nur diskussionsfreudig, sondern sie bewiesen auch Ausdauer: Nach sechs Stunden entschied man, die Sitzung abzubrechen.

Angesichts der verheerenden Flutkatastrophe im Umland hatte die CDU die Stadtverwaltung um eine Bilanz zum Hochwasserschutz und der Katastrophenvorsorge für den Stadtbezirk gebeten und war höchst ungehalten darüber, keine Stellungnahme erhalten zu haben. Immerhin bilanzierte in der Sitzung Feuerwehrchef Jochen Stein noch einmal die Einsätze der Nacht, Vertreter aus anderen Ämtern aber waren nicht greifbar.

Die angefragte Information der Öffentlichkeit im Katastrophenfall befand Stein für gut. Nicht nur, dass es Sirenen gebe – in Bonn würden diese dreimal für jeweils eine Minute aufheulen. Zum Hochwasser äußerte sich der Amtsleiter ebenfalls: „Große Maßnahmen wie der Entlastungskanal in Mehlem haben definitiv einen rettenden Effekt.“ Retentionsflächen seien allenfalls ergänzende Maßnahmen, sagte er  im Hinblick auf ein Anliegen der FDP, das dieses als kleine Gruppierung über einen Bürgerantrag einbringen musste.

Wie berichtet, hatte sich Wolfgang Heedt dafür ausgesprochen, schon im Marienforster Tal ein kaskadenförmiges Schutzsystem am Godesberger Bach aufzubauen. „Es geht nur im oberen Bachlauf, um den Schwall, der aus dem Ländchen kommt, abzufedern“, sagte Heedt. Den von den Grünen vorgeschlagenen Entlastungskanal für City und Villenviertel sehe er nicht am Horizont. Straße und Bahntunnel seien Hindernisse, sein Vorschlag dagegen schneller umzusetzen.

Skepsis gegenüber Regenrückhaltesystem

Angesichts einer Wassermenge von 50 Kubikmetern pro Sekunde im Ernstfall zeigte sich Amtsleiter Stein skeptisch ob eines Regenrückhaltesystems im Oberlauf: „Da kann man sich vorstellen, wie groß das dann sein müsste.“ Christian Möller (Grüne) sah die Gefahr, dass eine solche Anlage brechen könnte, weshalb ein Kanal besser sei. Die Rolle des Spielverderbers in der Diskussion fiel kurzzeitig Uli Barth (SPD) zu. Der Haushalt sei längst beschlossen, die geforderten Mittel nicht mehr verfügbar. „Der Antrag führt nirgendwo hin, auch wenn die Maßnahme in die richtige Richtung geht“, so Barth. Zudem seien viel Platz und viel Geld nötig, denn das Bauwerk müsse sich komplett übers Villenviertel erstrecken.

Der Kosten-Argumentation als solcher widersprach Heedt vehement: „Alles, was den Bach aufhält, bringt den Menschen einen Zeitvorteil, sich oder ihr Hab und Gut zu retten.“ Fast schon empört reagierte Inge Stauder (CDU) auf den Hinweis, alle Mittel seien verteilt. „Wenn so etwas nötig ist, muss es dafür auch Geld geben“, lautete ihr Fazit. Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) wertete den Antrag als angemessen und forderte ebenfalls einen baulichen Schutz für den Godesberger Bach.  

Jens Röskens (CDU) erinnerte an eine Studie, die das Gremium im Februar 2018 in Auftrag gegeben habe. Dabei sollten Möglichkeiten von baulichen Hochwasserschutzmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wachtberg untersucht werden. „Ende 2019 hat die Verwaltung auf Nachfrage mitgeteilt, man werde die BV über das Ergebnis unterrichten“, so Röskens. Noch einmal äußerte sich die Verwaltung im Herbst 2020. Damals hieß es, dass die Bearbeitung der Studie erst nach „Vorliegen des überarbeiteten Niederschlags-Abfluss-Modells“ möglich sei. Gabriel Kunze (SPD) mahnte deshalb zur Entschleunigung: „Wir sollten erst die Stellungnahme abwarten, dann das Gutachten und dann über die Einzelmaßnahmen abstimmen.“ Zudem war er dagegen, den Godesberger Bach – im Gegensatz zu anderen im Stadtbezirk – so hervorzuheben.

Schließlich konnte man sich einstimmig auf einen vom Bürger Bund Bonn angeführten, aber unter der Mitarbeit weiterer Fraktionen entstandenen Änderungsantrag einigen. Demnach soll die Verwaltung prüfen, inwieweit ein baulicher Hochwasserschutz am Godesberger Bach realisiert werden kann – inklusive Berichterstattung an die Politiker zu Kosten und Zeitplan. Einmünden sollen auch die Erkenntnisse der Studie. Erforderliche Haushaltsmittel seien, auch außerplanmäßig, bereitzustellen, so die Forderung der Godesberger in Richtung Bonner Stadthaus.

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