Evangelische Johanneskirche Farbenrausch in der Kirche

BAD GODESBERG · Ein Klick, und die große Johanneskirche wird von ocker-, magenta- und karminfarbigem Licht durchströmt. Die mächtigen, ansonsten mausgrauen Raubetonwände zeigen plötzlich Kontur.

 Eine ganz neue Atmosphäre entwickelt die Johanneskirche, wenn heute die Lasershow läuft.

Eine ganz neue Atmosphäre entwickelt die Johanneskirche, wenn heute die Lasershow läuft.

Foto: Picasa

Die Kanzel aus Basaltlava mit dem Kreuz darüber, der Altarblock, der siebenarmige, filigrane Kerzenleuchter - alles entwickelt, angestrahlt von Scheinwerfern, eine kraftvolle Dynamik.

Da drückt Michael Ramjoue am Schaltpult schon eine grünblaue Farbversion. Sofort legt sich ein moosfarbener bis strahlend frischer Glanz über das Interieur am Altar der evangelischen Großkirche. Hausherr Pfarrer Jan Gruzlak ist begeistert, hat schon zu dieser seiner Lieblingsfarbversion konkrete Pläne. "Das könnte man nicht nur im Gottesdienst, sondern auch bei einer Kunstausstellung einspielen, wenn man dann bei einem Glas Wein ins Gespräch kommt", sinniert er.

Bei der letztjährigen "Nacht der Kirchen" hatte seine Johannes-Kirchengemeinde für ihr Gotteshaus an der Zanderstraße 51 den Klang- und Lasershow-Künstler Michael Ramjoue eingeladen. Der hatte die Kirche, die mit ihrem wuchtigen Charme gleichsam Martin Luthers "Ein feste Burg ist unser Gott" widerspiegelt, mit Lasern und sphärischen Klängen geflutet.

Heute Abend wird Ramjoue das ab 20 Uhr stündlich wiederholen. "Er wird an diesem Novemberabend für stimmungsvolle Farb- und Tonexplosionen sorgen. Der Eintritt ist frei. Wir bitten nur um Spenden", sagt Gruzlak, während der Maestro die letzten Kabel für das Event legt. Gruzlak hat mit Ramjoue auch vereinbart, dass die Johanneskirche von außen angestrahlt wird. "Mehrere farbgesteuerte LED-Leuchten werden ab sofort den Innenraum und den Außenbereich beleben. Pennenfeld bekommt von uns einen Hingucker spendiert", sagt der Pfarrer.

Durch anerkennendes Pfeifen zweier vorbeilaufender Jungen steckt das Projekt gerade schon erstes Lob ein. "Bleibt die Kirchenwand jetzt abends immer violett?", fragen die Jungs. Ja, oder sie werde mal blau, mal rötlich, mal gelb angestrahlt, verdeutlicht Ramjoue die Möglichkeiten. Mit dem Pfarrer und Küsterin Csilla Janesch schaut er die mächtige Wand im Hof hinter dem Außentor hoch. Leicht ändert Ramjoue im Efeugrund die Position der Strahler - und es wird ein riesiges Kreuz an der Fassade erkennbar. "Tolle Effekte", murmelt Gruzlak.

Den biblischen brennenden Dornbusch wird er jetzt bei den Gottesdiensten für die sieben Schulen der Umgebung spannend in den Altarraum strahlen lassen können. "Oder grün für den Verrat des Petrus im Passionsgottesdienst." Seine Küsterin hat eben eine Fortbildung am Schaltpult erhalten. "Ich kann jetzt das ganze Kirchenjahr die Farben des liturgischen Kalenders nutzen", meint sie.

Ramjoue freut sich über die Kreativität seiner Kunden. Seit den 90er Jahren verbindet der Komponist in Großarchitektur melodiöse, orchestrale Stilemente mit sanft fließenden Klangteppichen. Seit einigen Jahren baut er sein Angebot mit Lichterketten, Laserbeamer und Projektionen auch visuell aus, bringt Säulen und Decken von Sälen zum Leuchten.

Nach seiner Laser-Musikshow heute wird er in der Technischen Hochschule Aachen, im Kölner Odysseum - und bei der Prinzenproklamation in Viersen gastieren. "Aber eine Kirche wie diese neu zu gestalten, ist dann schon etwas ganz Besonderes."

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