Gespräch am bunten Teller "Fehlendes Internet kann auch ein Pluspunkt sein"

Bad Godesberg · Sitzende Tätigkeit und Spekulatius: Um die Folgen dieser unguten Kombination ein wenig abzumildern, trifft die GA-Redaktion Bad Godesberg an den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester Menschen aus der Nachbarschaft.

 Birgit Heinichen in ihrem Reisebüro. Die "Goldene Palme" - den Oscar des Reisegewerbes - erhielt sie 2008 für eine Kaukasus-Tour.

Birgit Heinichen in ihrem Reisebüro. Die "Goldene Palme" - den Oscar des Reisegewerbes - erhielt sie 2008 für eine Kaukasus-Tour.

Foto: Rüdiger Franz

Wer die kreative Meile Bad Godesbergs sucht, der ist an der Paul-Kemp-Straße richtig. Im Schatten des Kinopolis hat sich in den vergangenen Jahren ein ganzer Schwung von Agenturen, Künstlern, unkonventionellen Handwerkern und Gewerbetreibenden niedergelassen, die ihrer Profession eine eigene Note geben. Eine von ihnen ist Birgit Heinichen, die das Reisebüro Via Verde betreibt.

Und: Wohin ging es an Weihnachten?
Birgit Heinichen: Sie werden es nicht glauben, aber ich war gemeinsam mit meiner Mutter zuhause, habe mich verwöhnen lassen und die Zeit genossen.

Haben Sie denn den einen oder anderen Godesberger in die weite Welt verfrachtet?
Heinichen: Mit den von mir selbst konzipierten Reisen geht es erst wieder zu Ostern nach Armenien. Insgesamt kann ich aber sagen, dass die Godesberger ein reiselustiges Volk sind. Allerdings besteht meine Klientel weniger aus Laufkundschaft. Viele Menschen kommen aus ganz Deutschland über das Internet auf mich zu.

Und bis jetzt sind alle wieder heil zurückgekommen?
Heinichen: Ja, und das durchaus zufrieden, denn wir haben einen großen Anteil an Stammgästen.

Was schätzen die denn besonders?
Heinichen: Meine Spezialität sind Individualreisen in kleinen Gruppen. Das klingt paradox, ist aber möglich, wenn man sich in Ländern wie Georgien, Aserbaidschan oder Botswana bewusst von den ausgetretenen Pfaden des Mainstreams wegbewegt.

Apropos ausgetreten: Wie hat denn das Internet das Reisen verändert?
Heinichen: Nun, ohne das Internet gäbe es dieses Reisebüro vermutlich gar nicht. Natürlich hat das Internet die Welt "kleiner" werden lassen. Aber ich habe oft mit Menschen zu tun, von denen eine fehlende Internetverbindung in bestimmten Regionen der Welt als angenehmer Pluspunkt empfunden wird.

Wie sehen Sie die Entwicklung hier in Ihrem "Veedel"?
Heinichen: Wenn ein Restaurant wie das Scenario zu verschwinden droht, bedroht das zugleich das Entrée des Viertels. Umso wichtiger, dass es vorerst erhalten bleibt und sich zudem viele andere hochwertige, kreative Geschäfte angesiedelt haben. Auf jeden Fall werden wir 2015 auch wieder das Straßenfest "Promenade Paul Kemp" veranstalten, auch um der Öffentlichkeit zu zeigen: Hier tut sich etwas.

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