Unterkunft in Muffendorf Flüchtlinge fordern Dolmetscher

Muffendorf · In der Flüchtlingsunterkunft in Muffendorf gibt es Unmut unter den Bewohnern. Ihnen Unbekannte legten Formulare vor, die sie unterschreiben sollten, mit denen sie aber wegen fehlender Dolmetscher nichts anzufangen wussten.

 Im ehemaligen Landesvermessungsamt in Muffendorf hat die Bezirksregierung Köln derzeit 450 Flüchtlinge untergebracht.

Im ehemaligen Landesvermessungsamt in Muffendorf hat die Bezirksregierung Köln derzeit 450 Flüchtlinge untergebracht.

Foto: Ronald Friese

Was die Herren am Nikolaustag von ihm und weiteren Flüchtlingen wollten, weiß Mulu (Name geändert) bis heute nicht. Dabei war der Bewohner der Landesunterkunft an der Deutschherrenstraße anderen gegenüber noch im Vorteil: Er kann etwas Deutsch. Nachfragen brachten jedoch nichts. Zwischen Tür und Angel, so erzählte er später seiner ehrenamtlichen Betreuerin, sollten die Flüchtlinge ein Dokument unterzeichnen.

„Manche haben aus Angst unterschrieben, manche haben sich geweigert“, sagte die Betreuerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, dem GA. Was sie besonders ärgert: Es sei kein Dolmetscher dabei gewesen. Muss auch nicht, meint die Bezirksregierung Köln, die die Unterkunft verantwortet, auf Anfrage. Es habe sich wohl um Unterschriften für Passersatzpapiere gehandelt, sagte Sprecherin Freia Johannsen. „Dies ist ein freiwilliges Hilfsangebot an die Bewohner, bei dem eine Dolmetscherunterstützung nicht erforderlich ist.“

Viele nach Deutschland gekommene Flüchtlinge könnten den Behörden keine Ausweisdokumente vorlegen. Einige haben ihren Pass bei der Flucht verloren, andere warfen ihn offenbar vor dem Grenzübertritt weg, um ihr Herkunftsland zu verschleiern. Zudem können politisch Verfolgte und Menschen in einem Bürgerkriegsland oft in ihrer Heimat kein Reisedokument beantragen.

Bamf wollte nur Passersatzpapiere erstellen

„Um die Bewohner zu unterstützen und bei der PEP-Beschaffung (Passersatzpapiere) zu helfen, haben unsere Mitarbeiter einige Formulare ausgeteilt, die sie von der zentralen Ausländerbehörde über die ghanaische Botschaft in Berlin erhalten haben“, so Johannsen weiter. Diese seien in der Muttersprache der Bewohner verfasst.

Allerdings gab Mulus Betreuerin zu bedenken, dass viele dieser Flüchtlinge Analphabeten seien. Man habe keine Angaben dazu, wie viele Analphabeten es in der Muffendorfer Unterkunft gebe, meinte Johannsen. Laut Bezirksregierung handelt es sich bei den Formularen um eine Abfrage von Stammdaten, also Name, Geburtsdatum, Kinder, Herkunftsland, Heimatanschrift.

„Es wurde niemand gezwungen zu unterschreiben, es war lediglich ein Angebot“, betont die Sprecherin. Einige Bewohner hätten nicht gewusst, wie man das Formular ausfüllt und von der vor Ort sitzenden Behördenmitarbeiterin Hilfe erhalten. In der Landesunterkunft leben laut Johannsen aktuell 450 Menschen unterschiedlichster Nationalitäten. Die Betreuung liegt beim DRK; die Bezirksregierung stellt vier Mitarbeiter für bürokratische Angelegenheiten. Die von einigen Flüchtlingen vorgebrachte Kritik, es gebe wenig frische Nahrung, dafür oft das gleiche Essen, kann Johannsen nicht nachvollziehen: „Es wird täglich abwechslungsreiche Kost angeboten mit Obst und Gemüse.“

Die ehrenamtliche Betreuerin teilte dem GA mit, die Sanitäranlagen seien in einem schlechten Zustand. Dazu die Sprecherin der Bezirksregierung: „Die Nassbereiche werden nach Hygieneplan des DRK mehrmals täglich gereinigt.“ Um zusätzlich über Hygienestandards aufzuklären, seien Hinweisschilder angebracht worden.