Klassentreffen Freche Jungs wurden mit Tinte markiert

BAD GODESBERG · Von ihrer alten Schule ist heute nichts mehr zu erkennen. Vor 60 Jahren beendeten Manfred Köhn, Siegrid Ravenschlag und ihre Klassenkameraden die Schulzeit an der damaligen Realschule Bad Godesberg. Heute steht an dieser Stelle das Friedrich-List-Berufskolleg.

 Wiedersehen nach 60 Jahren: Die Ehemaligen der Realschule Bad Godesberg am Rheinufer.

Wiedersehen nach 60 Jahren: Die Ehemaligen der Realschule Bad Godesberg am Rheinufer.

Foto: Stefan Knopp

Die Schüler von damals treffen sich regelmäßig alle zwei Jahre im Restaurant Rossi im ehemaligen Bootshaus des Wassersportvereins Bad Godesberg, in dem Köhn seit 59 Jahren Mitglied ist – und zwar gemeinsam.

„Damals waren Jungen und Mädchen getrennt, nur nicht beim Musikunterricht und bei der evangelischen Religion“, sagte Köhn beim Treffen am Samstag. Auf dem Schulhof herrschte natürlich eine strikte Geschlechtertrennung, „wir hatten auch getrennte Eingänge“. Er erinnerte sich an den Englischlehrer, der, wenn die Kinder in die Klassen gehen sollten, immer rief: „Two by two!“. In Zweierreihen sollten sie dann die Treppen hinaufgehen, und zwar schweigend: „Im Treppenhaus durfte nicht geredet werden“, erzählte Ravenschlag. Die Klasse der Jungen lag direkt gegenüber vom Direktorenzimmer. Das war vor allem für die Schüler unangenehm, die vor die Türe geschickt wurden, weil sie sich daneben benommen hatten. „Manchmal standen vier bis fünf Leute dort“, so Köhn.

Einmal sei der Direktor gekommen, alle hätten sich versteckt, er hinter einem Vorhang. Der Direktor habe ihn aber gefunden und ihm auf die Füße getreten, die unten herausragten, „bis ich geschrien habe“.

Ein Geologielehrer habe freche Jungs mit Tinte „markiert“, damit die Eltern Bescheid wussten. „Dann gab es zu Hause auch noch mal Prügel.“ Der gleiche Lehrer habe auch mit dem Schlüsselbund nach den Schülern geworfen. Die Englischlehrerin sei weniger rabiat gewesen. „Wenn sie von uns geärgert wurde, sagte sie: Ihr seit meine Sargnägel.“ 1959 gründeten einige Schüler den Stammtisch „Die Sargnägel“. Die Lehrerin habe es mit Humor genommen, sagte Mitbegründer Hans Zettelmeier.

„Trotz aller Strenge denke ich gerne an die Zeit zurück“, sagte Köhn. Denn aus allen Jungen und Mädchen sei etwas geworden, und es hätten sich in der Zeit Freundschaften gebildet, die bis heute hielten.

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