Geopfad Bonn Freude am Vergangenen

FRIESDORF · Auf dem Geopfad Bonn wandern die Teilnehmer auf evolutionären Spuren.

 Klaus-Frank Simon (2. von rechts) ist wieder zu einer Georallye durch Godesberg gestartet.

Klaus-Frank Simon (2. von rechts) ist wieder zu einer Georallye durch Godesberg gestartet.

Foto: Axel Vogel

"Enjoy the past" steht auf der Visitenkarte von Klaus-Frank Simon, Diplom-Geologe und Geologieoberrat a.D. Das mit der "Freude am Vergangenen" sahen wohl auch die acht Teilnehmer der geführten Wanderung auf dem Geopfad Bonn durch den Kottenforst so, die am Samstagvormittag am Fuße des Klufterbachtals, am Ende der Hochkreuzallee/Ecke Pfarrer-Merck-Straße zusammengekommen waren, um von dort etwa zehn Kilometer auf evolutionären Spuren zu wandern - vorbei an 20 Tafeln, die vor 25 Jahren anlässlich der 2000-Jahr-Feier der Stadt Bonn auf dem Lehr- und Wanderpfad installiert wurden.

Das Projekt wurde von Exkursionsleiter Simon konzipiert und 1989 - unter der Federführung des Kataster- und Vermessungsamtes der Bundesstadt Bonn - eingerichtet. Zum 25. Jubiläum im vergangenen Jahr wurden die Tafeln vom Kataster- und Vermessungsamt der Bundesstadt Bonn in Zusammenarbeit mit dem Exkursionsleiter überarbeitet und erstmals anlässlich des bundesweiten Tages des Geotops am 21. September 2014 mit einer Exkursion der Öffentlichkeit präsentiert.

"Ich war jetzt ein halbes Jahr nicht mehr hier", begrüßte Simon die Teilnehmer und musste gleich an der ersten Tafel enttäuscht feststellen, dass diese mit Farbe übersprüht und unkenntlich gemacht worden war. Dieser Standort war einst Bauplatz für eine römische Villa auf einem Erosionsrest der Mittelterrasse des Rheines.

Ihre Trümmer wurden bei Ausgrabungen in den Jahren 1886, 1920/21 und 1954/56 freigelegt. Vor 2000 Jahren wurden die hier anzutreffenden günstigen Verhältnisse zum Bau einer reich ausgestatteten Sommerresidenz eines römischen Patriziers genutzt. "Hier war alles da, damit der Römer sich wohlfühlte", sagte Simon. Neben dem günstigen Baugrund boten sich die Sandsteine aus dem Klufterbachtal als geeignetes Baumaterial für die Fundamente an.

Um besagte Sandsteine und Tonschiefer des Rheinischen Schiefergebirges ging es auch an der zweiten Station des unteren Klufterbachtals. "Die damaligen Ablagerungsbedingungen lassen sich durchaus mit dem Wattenmeer der heutigen Nordsee vergleichen", so Simon. Die Zunahme der Ablagerung stand mit einer Absenkung des Meeresbodens im Gleichgewicht.

So herrschten über lange Zeiträume gleichmäßige Umweltbedingungen. "Die Geschichte des Menschen ist, gemessen am großen Zeitraum der Erd- und Entwicklungsgeschichte, jedoch nur ein Augenblick. Der heutige Naturraum ist das Ergebnis einer erdgeschichtlichen Entwicklung, die sich in der Umgebung von Bonn 400 Millionen Jahre bis in das Erdaltertum zurückverfolgen lässt", erläuterte Simon.

"Eine grund-geologische Begeisterung muss man aber schon haben, wenn man hier etwa sechs Stunden entlang von Evolution und Menschheitsgeschichte wandert", bemerkte Wander-Teilnehmer Helmut Lang mit einem Augenzwinkern. Das bestätigte auch Elke Dahl, die bereits zum dritten Mal die "Extratour" mitging. "Ich habe auch das Buch zum Thema von Herrn Simon gelesen. Ich finde das einfach spannend."

Der zehn Kilometer lange geologische Lehr- und Wanderpfad durch den Kottenforst bietet dem Laien einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Region und vermittelt Grundkenntnisse über die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Gesteinen, Boden und lebendiger Natur.

Weitere Infos auch im Internet unter www.georallye.de

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