Ungewöhnliches Hobby Friesdorfer Ehepaar erwandert die deutsche Grenze

Friesdorf. · Angelika und Klaus Schwenzfeier haben in den vergangenen zehn Jahren in vielen kleinen Etappen Deutschland umrundet. Dabei hat das Friesdorfer Ehepaar viele Eindrücke und Erlebnisse gesammelt.

Erinnerungen: Angelika und Klaus Schwenzfeier haben in den vergangenen Jahren die deutsche Grenze erwandert.

Erinnerungen: Angelika und Klaus Schwenzfeier haben in den vergangenen Jahren die deutsche Grenze erwandert.

Foto: Stefan Knopp

Ein seltsames Gefühl sei es gewesen, als sie am Ende ihres großen Unterfangens wieder zu Hause am Tisch saßen und auf einmal nichts mehr zu planen war, erzählen Angelika und Klaus Schwenzfeier. Die beiden haben ganz Deutschland umrundet, zu Fuß, ohne elektronische Hilfsmittel, nur mit jeder Menge Kartenmaterial. Dafür haben sie rund zehn Jahre gebraucht. Denn die Strecke haben sie in Etappen zurückgelegt: Sie an einem Stück zu gehen, wäre dann doch zu viel gewesen, sagt das Ehepaar und lächelt. Jetzt machen sie erst einmal Pause.

Mal waren die Schwenzfeiers nur einen Tag unterwegs. mal zwei Wochen am Stück. Planen mussten die beiden zuallererst die Zugfahrt, nie waren sie mit dem Auto unterwegs. Außerdem legten sie im Vorhinein fest, welche Unterkünfte sie nutzen wollten. Diese mussten vor allem ein Kriterium erfüllen: Sie sollten in machbaren Abständen voneinander entfernt liegen. Meistens versuchte das Ehepaar, mehr oder weniger an der deutschen Grenze entlang zu gehen. Aber nicht immer, so berichtet es, war das ratsam: „Man hatte uns davon abgeraten, den Rhein entlang zu gehen, weil da so viele Mücken waren.“ Also gingen die beiden im Südwesten möglichst nahe am Rhein von Stadt zu Stadt.

Passau erreichte das Paar zwei Tage nach dem großen Hochwasser

2009 waren die Schwenzfeiers losgegangen. Zunächst standen Tagesetappen auf dem Programm, zum Beispiel von Bonn nach Aachen. Übernachtungen gab es nicht, beide fuhren abends wieder nach Hause und setzten den Weg an irgendeinem anderen Tag fort. Von Aachen aus erwanderten sie den damals noch neuen Eifelsteig nach Trier, wiederum in kleineren Etappen. Längere Touren waren damals nicht möglich, da Angelika Schwenzfeier noch berufstätig war. Als sie in den Ruhestand ging, wurden die Wanderungen am Stück länger.

Die Idee zu der Deutschlandumwanderung hatte Klaus Schwenzfeier schon, als er noch arbeitete. „Ich bin beruflich bedingt viel mit dem Zug gefahren, oft über die Rheinschiene“, berichtet er. Da habe er sich gerne vorgestellt, durch die Landschaft um ihn herum zu wandern. Als 2005 der Rheinsteig eröffnet wurde, war beim Ehepaar, das sonst gerne rudert, die Wanderlust geweckt. Und es beschloss, etwas zu machen, das nicht viele angehen: einmal ganz Deutschland zu umrunden.

Im Lauf der Jahre erlebten die Schwenzfeiers unterwegs einiges. Passau erreichten sie zum Beispiel zwei Tage nach dem großen Hochwasser. Überall, auch in der Unterkunft, die sie fanden, wurden die Häuser gelüftet, damit die Wohnungen trocknen konnten. Auf Usedom trafen die Wanderer zufällig Hans Süper vom Colonia Duett an, der ganz angetan war von Klaus Schwenzfeiers rheinischem Dialekt. Und an der Nordseeküste wurden sie öfters von Menschen mit Ferngläsern beobachtet. In der Radfahr-Region sei man Wanderer nicht gewohnt, sagen sie: „Man hat uns im Norden schon sehr schräg angeguckt.“

In Süddeutschland sei das besser gewesen. Dort, so berichten sie, hätten sie erfahren, dass es sinnvoll ist, Unterkünfte im Vorhinein zu buchen. Und auf dem Weg über den Großen Arber bei Lam im Bayrischen Wald standen sie auf einem Plateau plötzlich im dichten Schneegestöber. „Da haben wir uns vor dem Wind hinter einem Haus verstecken müssen“, erinnert sich Angelika Schwenzfeier. „Wir haben unsere Ersatz-Wandersocken verwendet, um unsere Hände zu wärmen.“

Damals beschlossen sie, keine Wanderung mehr ohne Handschuhe anzutreten. Meistens aber genossen sie ihre Wanderungen im Frühling und Spätsommer – schönes Wetter inklusive. In Erinnerung geblieben ist auch die Stille entlang der Oder, die so unterschiedlichen Landschaften in Nord und Süd und die Eindrücke von der Ostgrenze, etwa im Böhmerwald, wo sie viele grenzübergreifende Projekte sahen.

Bayerisch Eisenstein war für Klaus Schwenzfeier ein besonderes Erlebnis: Er hatte den Ort an der Grenze zu Tschechien, die mitten durch den Bahnhof ging, früher erlebt. Jetzt erinnere an diese Grenze nur noch ein gelber Strich auf dem Boden, es herrsche ein reges Hin und Her.

Dann die Begegnungen mit Menschen, viele davon schön, einige traurig, „manches beschäftigt einen auch ein paar Tage hinterher noch“, erzählt er. Schade sei gewesen, dass man oft keine Zeit hatte, um sich Orte ausgiebiger anzuschauen, sagt seine Frau. Denn sie kamen meistens am späten Nachmittag an – in Spiegelau etwa machte das Schnapsmuseum gerade zu, als sie eintrafen – und gingen am nächsten Tag weiter, weil sie ja die vorab gebuchten Unterkünfte erreichen mussten.

Aber sie haben sich das alles notiert, an Reiseideen für die nächsten Jahre mangelt es ihnen nicht. „Bevor ich 70 werde, wollten wir rund sein“, sagt der gebürtige Bonner. Das haben sie geschafft. Jetzt bleiben ihnen die vielen Erinnerungen und die Erkenntnis, dass Deutschland einem alles bietet.

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